Zocken auf Zeit wird immer schwieriger
Wer auf Kursbewegungen mit speziellen Derivaten, sogenannten CFDs, setzen möchte, wird künftig weniger Risiko eingehen dürfen.
Es gibt Strategien an den Börsen, die reizen so manch einen Anleger ganz besonders. Etwa auf den Kursverlauf des deutschen Leitindex DAX zu setzen, und zwar mit einem Hebel. Möglich machen es zum Beispiel sogenannte CFDs (Contracts for Difference). Diese Differenzkontrakte gehören dabei zur Gruppe der derivativen Finanzinstrumente. Und sie sind nicht an der Börse notiert.
Im ersten Moment mag das alles sehr kryptisch klingen. Gemeint ist aber Folgendes: Anleger setzen mit einem CFD-Geschäft auf die Differenz zwischen dem Anfangs- und dem Endkurs eines Basiswertes. Das können Aktien, Indizes aber auch Devisen und Rohstoffe sein. Hier kommt nun der Reiz eines CFD-Geschäftes ins Spiel: Bei Geschäftsabschluss muss man nämlich nicht den Gesamtwert einzahlen.
Kleiner Einsatz, großer Hebel
Es reicht bereits ein kleiner Einsatz am Anfang des CFD-Geschäftes, eine sogenannte Sicherheitsleistung (oder Margin, wie sie im englischen Fachjargon genannt wird). Je weniger man zu Beginn einzahlt, desto größer ist freilich der Hebel und kann Anlegern große Gewinne schon in sehr kurzer Zeit bescheren. Geht das Geschäft nämlich gut, bekommen Anleger am Ende der Laufzeit den Gesamtwert aus der Differenz zwischen dem Anfangswert und dem Endwert des Geschäftes ausbezahlt, und das lediglich mit einem kleinen Geldeinsatz am Beginn.
Es gibt aber auch gravierende Nachteile, die Anleger nicht unterschätzen sollten. Geht das CFD-Geschäft schief, weil man zum Beispiel auf einen weiter steigenden DAX gesetzt hat, und dieser stattdessen kräftig sinkt, müssen Anleger weiteres Geld auf ihr Konto nachschießen (die sogenannten Nachschusspflicht), damit zumindest die Sicherheitsleistung nicht zur Gänze aufgebraucht wird, falls man das Geschäft weiterlaufen lässt. Spätestens zu Laufzeitende muss man dann aber die gesamte negative Differenz – sprich, den Verlust – berappen. Dieser ist dann ebenfalls gehebelt, und man muss unter Umständen tief in die Tasche greifen.
Mehr Regulierung bei CFDs
Nun hat Ende März 2018 die Europäischen Wertpapier- und Marktregulierungsbehörde, kurz ESMA, vorübergehende Interventionsmaßnahmen für den Vertrieb unter anderem von CFDs für Privatanleger beschlossen, die ab dem 1. August 2018 gelten sollen. Die Maßnahmen umfassen einige Punkte. Dazu zählen die Beschränkungen von Marketing, Vertrieb und Verkauf von CFDs an Privatkunden, zeigt Craig Inglis, Head of Germany & Austria CMC Markets auf. Was besonders hervorsticht: So werden die Hebel stark beschränkt, die bei der Eröffnung einer CFD-Position durch einen Privatkunden eingenommen werden können – je nach Schwankungsfreudigkeit des zugrundeliegenden Indexes. Beim DAX, aber auch beim heimischen Leitindex ATX werden die Hebel auf höchstens 20 beschränkt, erklärt Inglis.
Hinzu kommt eine weitere Änderung. Denn auch die Nachschusspflicht auf Konto-Ebene fällt weg. Inglis dazu: „Schon jetzt ist dies in Deutschland durch die deutsche Wertpapieraufsichtsbehörde BaFin seit August 2017 untersagt. Gleichzeitig wurde der Hebel auf höchstens 200 begrenzt, in Österreich gilt derzeit noch maximal ein von Hebel 500.“
Für Privatanleger bedeuten die Änderungen, dass sie zu Beginn eines CFD-Geschäftes viel mehr Geld aufbringen müssen, etwa für einen DAX-CFD 650 Euro (5 %) statt vorher in Österreich 26 Euro (0,2 %).
Autor: Mag. Raja Korinek (redaktion@boersen-kurier.at)