Familienunternehmen mit Potenzial

Diverse Studien weisen Überrenditen von Familienunternehmen gegenüber anderen Unternehmen nach. Der Börsen-Kurier zeigt Beispiele lukrativer Familienunternehmen.

Unternehmen im Einfluss der Gründerfamilie weisen ein stärkeres EBITDA-Wachstum und höhere EBITDA-Margen auf. Nachhaltige strategische Management-Entscheidungen treten an die Stelle der häufigen „Quartalsbilanzkosmetik“ reiner „Institutionalbürokratien“, die von Berufsmanagern geführt werden. Die nahezu 1.000 Unternehmen der globalen „CS Family 1000 Datenbank“ zeigten in der vom CSRI (Credit Suisse Research Institute) im September 2017 veröffentlichten Studie von Anfang 2006 an gegenüber dem MSCI AC World Index eine jährliche Outperformance von 3,92 %-Punkten.

Die Outperformance von Gesellschaften, bei denen zumindest jeweils 20 % der ausstehenden Aktien und Stimmrechte im Familienbesitz stehen, gegenüber Nicht-Familienunternehmen liegt bei 4,04 %-Punkten p.a. und ist in Europa (5,1 %-Punkte p.a.) am stärksten.

Mehr Dynamik mit der 1. und 2. Generation

Während laut CSRI die ersten beiden Unternehmergenerationen noch im Schnitt ca. 9 % p.a. an Aktienperformance brachten, folgte bei späteren Generationen ein Einbruch auf unter 6,5 % p.a., da diese meist größer sind und somit langsamer wachsen.

Familienunternehmen, die in 1. oder 2. Generation geführt werden, in Europa ansässig sind und über eine marktführende Position verfügen, bieten Outperformance-Chancen: In diese Kategorie fällt z.B. die Eckert & Ziegler (ISIN: DE00056 59700), deren Mitbegründer, der Venture-Capitalist Andreas Eckert, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens ist. Weltweit unter den größten Herstellern von radioaktiven Komponenten für medizinische, wissenschaftliche und messtechnische Zwecke konzentriert sich das Unternehmen auf Anwendungen in der Krebstherapie, der industriellen Radiometrie und der nuklearmedizinischen Diagnostik. Von 2010 bis 2017 wuchs der Gewinn/Aktie um 6,3 % p.a. Bei einem für 2020 geschätzten Forward-KGV von 14 hat die Aktie noch Luft nach oben.

Interessant erscheinen auch Andritz sowie Polytec. Letztere, ein Spezialist für Leichtbau-Autoteile sowie Spritzgusskomponenten für den Motor-, Interieur- und Exterieurbereich, wäre bei einem Kurs von 12,62 Euro selbst im Falle eines zwischenzeitlichen Rückganges des Gewinns/Aktie von 1,74 auf 1,70 Euro mit einem KGV von 7,4 günstig bewertet.

Andritz ist einer der führenden Lieferanten von Anlagen, Ausrüstungen und Serviceleistungen für Wasserkraftwerke, die Zellstoff- und Papierindustrie, die metallverarbeitende Industrie und Stahlindustrie und expandiert durch gezielte Akquisitionen, zuletzt durch Übernahme des US-Unternehmens Xerium. Der CEO der Andritz, Wolfgang Leitner, hat sich 1999 als Kernaktionär am Unternehmen beteiligt und daraus ein Firmenimperium gemacht.

In den USA als Firmen der 1. Generation können z.B. noch Facebook  (US30303M1027) oder Amazon (US0231351067) bezeichnet werden.

Alteingesessen

Die 1895 gegründete Dürr AG (DE00 05565204) bietet unter anderem La­ckierereien und Endmontagewerke für die Automobilindustrie, Robotertechnologien für den automatischen Auftrag von Lacken, Abluftreinigungsanlagen und Maschinen/Anlagen für die holzverarbeitende Industrie an. Dürr ist laut eigenen Angaben Weltmarktführer in rund 95 % des Produktportfolios. 2017 lag die Rendite auf das eingesetzte Kapital bei 39,5 %. Trotz zyklischer Schwankungen lässt sich ein langjähriger Ertragswachstumstrend erkennen, weshalb ein für 2020 geschätztes Forward-KGV von 11,1 günstig erscheint.

Autor: Michael Kordovsky  (redaktion@boersen-kurier.at)