Internationale Spezialwerte mit Übernahmephantasie
Andritz bezahlt für Xerium, einen Aufschlag von 146,8 % auf den jüngsten Börsenkurs. Übernahmen mit so hohen Prämien haben ein Muster. Es handelt sich um Spezialunternehmen
mit klarem Profil. Der Börsen-Kurier zeigt potenzielle Übernahmekandidaten dieser Kategorie.
Xerium Technologies ist ein Hersteller und Lieferant von Maschinengeweben und Walzenbezügen. Der US-Konzern bietet mit seinen rund 2.850 Mitarbeitern wesentliche Verschleißteile sowie Wartungs- und Aufrüstungsleistungen für die Papierindustrie. Der reine Übernahmepreis liegt bei rund 240 MioUSD.
Trefferwahrscheinlichkeit erhöhen
Für Laien erscheint dies als „Lucky Punch“, doch man kann die Wahrscheinlichkeit solcher „Glücksfälle“ im Portfolio positiv beeinflussen, indem man auf möglichst marktführende Spezial- und Nischenunternehmen setzt, die auf einen bestimmten Bereich fokussiert sind, hochrentabel arbeiten und solides Ertragswachstum aufweisen, wobei „Bilanzzahlen“ im Falle einer Übernahme durch eine Firma mit globalen Vertriebsstrukturen häufig eine untergeordnete Rolle spielen, da die Synergien im Vertrieb ausschlaggebend sind.
iRobot – Weltmarktführer bei Sauger-Robotern
Staubsauger-Roboter stehen erst am Anfang ihres Produktlebenszyklus. Das bedeutet enormes Wachstumspotenzial. Der globale Marktanteil von iRobot (Marke „Roomba“, ISIN: US4627261005) lag 2017 bei 62 %. In den USA sind es sogar 85 %. Das weitere größere Standbein sind Bodenreinigungs-Roboter. Von 2013 bis 2017 konnte der Umsatz von 487 auf 884 MioUSD gesteigert werden, während der Gewinn/Aktie ein Wachstum von 17,1 % p.a. verzeichnen konnte. 2018 erwartet das Management ein Umsatzwachstum um 19 bis 22 % auf 1.050 bis 1.080 MioUSD und der Gewinn/Aktie sollte von 1,77 auf 2,15 bis 2,40 USD steigen. Die Bruttomarge soll sich von 49 auf 50 bis 51 % verbessern. Potenzielle Aufkäufer wären Amazon und Cisco, da die Staubsaugerroboter des Unternehmens Wohnungen kartographieren können, was für smarte Klimaanlagen, Beleuchtungen und Soundsysteme vorteilhaft ist (Stichwort „Internet of Things“). Laut Reuters-Schätzungs-Konsens liegt das erwartete Forward-KGV 2019 bei 26,4, doch an-gesichts des starken Wachstums sind im Falle eines Buyout noch immer Prämien von bis zu über 50 % auf den letzten Aktienkurs denkbar.
Weitere Spezialisten
Ein weiterer Übernahmekandidat ist Aixtron (Deutschland, DE000A0WMPJ6) als weltweit führender Hersteller von Depositionsanlagen für die Halbleiterindustrie, der auch Basistechnologien für Satelliten liefert. 2016 scheiterte eine Übernahme durch ein chinesisches Konsortium an einem Veto durch US-Präsident Barack Obama. Vergangenen Freitag beflügelte die Kaufempfehlung von Deutsche-Bank-Analyst Uwe Schupp den Aktienkurs, zumal der Experte in einem positiven Szenario sogar eine annähernde Verdopplung auf 22 Euro für möglich hält. 2017 drehten EBIT und Cash Flow ins Plus und das für 2020 erwartete Kurs/Cash-Flow-Verhältnis (I/B/E/S-Konsens) liegt bei 20,5.
Aufgrund der günstigen Bewertung ins Visier potenzieller Aufkäufer könnte das DAX-Unternehmen Covestro (DE0006062144) kommen. Coverstro ist weltweit führender Hersteller von Hightech-Polymerwerkstoffen. Diese ermöglichen z.B. leichtere Autos, gute Gebäudeisolierung und in der Unterhaltungselektronik schickes Design in Kombination mit Funktionalität. Kepler Cheuvreux empfiehlt die Aktie mit Kursziel 120 Euro (Kurs 13.7.: 76,66 Euro) zum Kauf, zumal die Bewertung attraktiv ist und die Sorgen um die Polyurethan-Produktpreise übertrieben erscheinen. Forward-KGV 2019 (I/B/E/S-Konsens): 8,3.
Ebenfalls ins beschriebene Schema fällt die luxemburgische Stabilus S.A. (LU106622 6637) Weltmarktführer für Gasfedern und Dämpfern (Anwendungsbereiche: Automobil, Möbel, Seefahrt und Medizintechnik). Im vergangenen Geschäftsjahr lag die EBIT-Marge bei 13 %. Bei einem Forward-KGV 2019 von 15,5 besteht im Übernahmefall noch Prämien-Potenzial bis 35 %.
Besonders hohe Prämien könnten im Falle einer Übernahme von FireEye (US318 16Q1013), einem Anbieter von Lösungen zur Abwehr neuer Cyberangriffe, winken. Das Unternehmen hat sich nämlich auf die neuesten heimtückischsten Computer-Bedrohungen spezialisiert und soll heuer die Gewinnzone erreichen. Potenzielle Aufkäufer wären Microsoft, Cisco oder Symantec.
Autor: Michael Kordovsky (redaktion@boersen-kurier.at)