Zertifikate für unruhige Märkte

Die Turbulenzen auf den weltweiten Märkten sollten zunehmen, weitere Korrekturen werden nicht ausgeschlossen. In dieser Situation kann man allerdings mit Zertifikaten gut verdienen.

Eines mögen Anleger bekanntlich  gar nicht: Unsicherheit. Und daran mangelt es angesichts des eskalie-renden Handelskriegs aktuell gar nicht. Gegen weitere mögliche Korrekturen können sich Anleger aber wappnen – etwa mit Zertifikaten.

Dazu zählen etwa Short-Zertifikate. Ein Beispiel: Will man ein DAX-Depot im Wert von 10.000 Euro absichern, muss man den Wert durch den DAX-Stand am Tag der Absicherung dividieren. Steht der Index bei 12.500 Punkten, macht das 0,80. Nun fließt noch das Bezugsverhältnis ein. Es zeigt an, wie viele Zertifikate sich auf eine Einheit des Basiswerts – etwa des DAX – beziehen. Erst dann weiß man auch, wie viele Zertifikate man kaufen muss.

Für den DAX haben die meisten Zertifikate-Anbieter das Bezugsverhältnis bei 1:100 festgelegt, erklärt BNP-Paribas-Experte Christian Glaser gegenüber dem Börsen-Kurier. Deshalb müssen die 0,80 mit 100 multipliziert werden. Heraus kommen 80 Turbo-Short-Zertifikate, die man braucht, um einen Depotwert von 10.000 Euro – bei einem DAX-Stand von 12.500 Punkten – abzusichern.

Risikograd gut wählen

Dabei verändern sich Turbo-Zertifikate gehebelt zum Basiswert. Wählt man eines mit einem hohen Hebel, ist dafür der Abstand zur sogenannten „Knock-Out-Schwelle“ gering. Das Risiko: Wird diese Schwelle berührt, weil in unserem Beispiel der DAX steigt, verfällt das Zertifikat wertlos. Ein Beispiel wäre das „Turbo-Short“ der BNP Paribas (DE00 0PR7JW94) mit einem aktuellen Hebel von 2,29 und einer Knock-Out-Schwelle bei 17.529,2681 Punkten. Offensiver ist das „Turbo-Short“ der Deutschen Bank (DE000DM32BJ6). Hier liegt der aktuelle Hebel bei 4,95, die Knock-Out-Schwelle bei 14.390.

Auf rasche Rücksetzer ohne große Schwankungen kann man aber auch mit Short-Faktor-Zertifikaten setzen. Sie bilden gehebelt die tägliche prozentuelle Kursbewegung des Basiswertes ab. Sollte aber der Basiswert steigen, muss er prozentuell umso kräftiger wieder fallen, damit Verluste wettgemacht werden. Hier bietet etwa die UniCredit (DE00 0HW02ES4) ein Short-Faktor-Zertifikat auf den Euro Stoxx 50 mit Faktor 2 an.

Rendite bei kleinen Rücksetzern

Für Anleger, die mit seitwärtslaufenden oder begrenzt fallenden Märkten rechnen, könnte sich ein Reverse-Bonus-Zertifikat eignen. Bei der Emission wird ein Startwert festgesetzt sowie eine Barriere, die höher angesetzt ist. So hat man einen Sicherheitspuffer, „falls der Basiswert in die andere Richtung läuft“, so RCB-Zertifikate-Expertin Marianne Kögler im Gespräch.

Wird die Barriere während der Laufzeit nicht berührt oder überschritten, wird das Zertifikat zu 100 % getilgt – und man kassiert die Bonusrendite. Das ist auch der maximale Gewinn. Wird die Barriere hingegen verletzt, weil der Basiswert steigt, entwickelt sich der Zertifikate-Kurs spiegelverkehrt zum Basiswert. Das bedeutet, dass man zu Laufzeitende nicht unbedingt sein eingesetztes Kapital zurückbekommt.

So gibt es etwa das „3,5 % S&P 500 Reverse Bonus-Zertifikat“ (AT0000 A21AV7) von der RCB, mit einem jährlichen Fixzinssatz von 3,5 %. Solange das Zertifikat bis zum 26. September 2023 die Barriere von 3.644,50 Indexpunkten nicht berührt, wird es zu 100 % getilgt. Sollte der S&P 500 jedoch auf 3.644,50 (oder höher) steigen, erfolgt die Tilgung invers zum Basiswert. Wäre der S&P 500 etwa um 40 % vom Startwert von 2.699,63 Punkten zu Laufzeitende angestiegen, würde das Zertifikat zu 60 % getilgt. Die 3,5 % werden trotzdem jährlich ausbezahlt.

Autor: Mag. Raja Korinek (redaktion@boersen-kurier.at)