Die Erfolgsgeheimnisse der Spitzenperformer
Die Wiener Börse ist ein Paradies für Market-Timer und Stockpicker. Das zeigt auch ein Blick auf die Kursgewinner der vergangenen zehn Jahre.
In den vergangenen zehn Jahren bis 1.10.2018 verzeichnete der ATX ein Plus von 21,6 %, inklusive Dividenden lag die Performance bei 62,5 % bzw. knapp 5 % pro Jahr. Doch der Wiener Aktienmarkt ist aufgrund der enormen Performance-Streuung der einzelnen Werte ein klassischer Markt für Stockpicker. Dies zeigt vor allem ein Blick auf die Top-5-Kursgewinner im ATX – angeführt vom Airline-Caterer DO & CO, dessen Erfolgsgeheimnis in (derzeit weltweit 31) Großküchen liegt, die täglich frisch kochen und neben den Fluglinien auch Lounges und Restaurants vor Ort beliefern können, woraus Skaleneffekte resultieren. Nach zwischenzeitlichen Einbrüchen, da Anleger größere Probleme im türkischen Markt befürchteten, setzte infolge durchaus ermutigender Quartalszahlen ein kräftiger Rebound des Aktienkurses ein. Zuletzt zog das Unternehmen zwei Großaufträge von British Airways und Iberia an Land, was die positive Stimmung verstärkte. In den vergangenen zehn Jahren konnte mit DO & CO ein Kursgewinn von 394,7 % (17,3 % p.a.) erzielt werden, zumal das EBIT von 2007/08 bis 2017/18 von 14,66 auf 50,64 Mio€ wuchs.
Mit einem Kursgewinn von jeweils 339,1 bzw. 254,7 % in den vergangenen zehn Jahren die Plätze 2 und 3 belegen die beiden Immobiliengesellschaften CA Immo und S-Immo. Hier liegt der Grund im Ausverkauf im Zuge der Finanzkrise. Vor allem die (Aktienrückkauf-)Skandale bei zwei einst unter Kleinanlegern beliebten Immobiliengesellschaften erschütterten das Vertrauen der Anleger, was auch andere heimische
Immowerte unter Druck setzte.
Sowohl der Kurs von CA Immo als auch von S Immo fiel während der Panikphase in der Finanzkrise auf einen Bruchteil seines Ausgangswertes. Die Erholung des Marktes und eine solide Investmentstrategie des Managements führten darauf zu entsprechenden Kursanstiegen. Zugute kam den beiden Unternehmen ihr vergleichsweise solides Immobilienportfolio. Zuletzt kam auch noch Übernahmephantasie ins Spiel.
Konjunkturzyklische Aspekte sind bei Andritz und Lenzing durchaus im Spiel, denn vor zehn Jahren herrschte ein steiler Abschwung. Doch dass beide Werte es im Betrachtungszeitraum auf beachtliche Kurssteigerungen von je 232 bzw. 187 % brachten, ist Management-Leistung in Kombination mit globaler Marktführerschaft zu verdanken. Während das Management von Andritz die Expansion durch gezielte Akquisitionen beherrscht, punktet Lenzing mit innovativen Fasern wie Tencel (in Jeans, Unterwäsche, Sportbekleidung, Handtüchern etc.) oder Veocel (in Wischtüchern und Hygieneprodukten). Lenzing ist Weltmarktführer bei nachhaltigen botanischen Cellulose-Fasern. Aktuell steht der Aktienkurs wegen eines Projektstopps in den USA unter Druck, während es zuvor Unsicherheiten bezüglich der Kapazitätsentwicklungen im Standard-Viskose-Markt gab. Der jüngste Rückschlag ist aber bereits für manche Analysten übertrieben. Beispielsweise Baader-Analystin Laura Lopez Pineda empfiehlt Lenzing nach wie vor zum Kauf (Kursziel 118 €). Bei einem Kurs von 89,55 € wäre die Aktie mit einem erwarteten Forward-KGV 2019 von 12,1 durchaus günstig.
Andritz hingegen ist Weltmarktführer in der Umformtechnik (Schuler) und einer der weltweit führenden Lieferanten von Anlagen, Ausrüstungen und Serviceleistungen für Wasserkraftwerke sowie die Zellstoff- und Papierindustrie. Gemäß I/B/E/S-Konsens rechnen Analysten mit einer Gewinnsteigerung/Aktie von 2,89 € im Jahr 2018 auf 3,42 € bis 2020, woraus ein Forward-KGV 2020 von 14,6 resultieren würde.
Autor: Michael Kordovsky (redaktion@boersen-kurier.at);
Foto: Wiener Börse