Investieren, um die Welt zu retten

Die Investmenttage brachten teils überraschende Erkenntnisse: Jupiter „rettet die Welt“, Vontobel bietet „nachhaltige Zertifikate mit Airbag“ an, Gold kommt wieder, so umgeht Comgest Draw-down-Phasen, China wächst gesünder, Japan boomt aufgrund sinkender Lohnkosten, und die ESG-Auflagen der EU wuchern wild.

Beim traditionellen Hüttenabend sagte ein treuer Teilnehmer der Investmenttage, dass man das eigene Investment nur den klügsten Köpfen überlassen sollte, und einige von diesen durfte Alexander Langgruber, Managing Partner von Yield Public Relations, zur Jubiläums-Ausgabe der Investmenttage in St. Johann in Tirol begrüßen.

Noch kurz die Welt retten

Karl Banyai, Sales Director bei Jupiter Asset Management, hat mit seiner Jupiter Global Enivronmental & Sustainable-Strategie (der Fonds verfügt über rund 70 Titel) nichts weniger als die Rettung der Welt vor: Investiert wird ausschließlich in Unternehmen, die „Lösungen für die Probleme dieser Welt gefunden haben“. Bankaktien finden sich im Übrigen nicht darin.

Etablierte Problemlösungen müssen es schon sein, dies umso mehr, da anzunehmen ist, dass die weltweite Mittelschicht in den kommenden Jahren um eine Milliarde Menschen wächst: Vernunftgeleiteter Konsum ist somit das Gebot der Stunde. Jupiter offeriert auch eine Multi-Asset- Fonds-Variante namens Global Ecology Diversified: So viel Zuversicht muss schon sein, dass sich die Welt noch retten lässt!

Nachhaltigkeit auch bei Zertifikaten

Judith Schmidt, Director der Bank Vontobel Europe AG, präsentierte im Rahmen der Investmenttage 2018 die neue Plattform „Vontobel deritrade“, das „Onlineportal für strukturierte Produkte“. Vontobel wurde jüngst von oekom research als Prime geratet, und darf sich folglich als „nachhaltig“ im Zertifikate-Bereich bezeichnen.

Eine Kapitalgarantie ist „in Zeiten von Niedrigzinsen kaum möglich“, so Schmidt, Vontobel setzt demzufolge auf ein Fixkupon-Express-Zertifikat mit Airbag und tiefem Strike. Als Basiswert dient dabei der EuroStoxx 50, inkorporiert ist eine Verlustabdeckung von bis zu 50 %. Bei der Variante ohne „Airbag“ ist ein höheres Risiko, folglich eine höhere Verzinsung drinnen.

Gold: der Glanz kommt wieder zurück

Thiemo Storz ist Associate Director beim ETC-Anbieter WisdomTree. Sah es Storz‘  Einschätzung gemäß Anfang des Jahres noch „düster“ aus, haben jüngst spekulative Futures-Positionen gedreht, und zwar erstmals seit 15 Jahren.

Storz geht sogar so weit, zu sagen, dass ihn eine „kleine Gold-Jahresend-Rallye“ nicht überraschen würde. Aktuell notiert das Edelmetall bei rund 1.230 USD je Unze. Im Worst-Case-Szenario vermutet WisdomTree den Jahresendpreis bei 1.080 USD, das Basis-Szenario geht von 1.320 USD aus, und im Best-Case kratzt der Kurs zum Jahresultimo an der 1.510-Marke, so Storz, dessen „Favorit für dieses Jahr“ aber Silber ist: Die sich ankündigende E-Mobilität, auch die Verbreitung der Photovoltaik seien hier Nachfragetreiber, zudem gebe es bei Silber seit nahezu fünf Jahren ein Angebotsdefizit.

Den Draw down umgehen

Dieter Wimmer, Leiter Sales Austria bei Comgest, beschäftigte sich mit der Frage, wie man bei reduzierter Volatilität in Qualitätswachstumsaktien investieren kann. Zuvorderst definierte er eine Qualitätsaktie mit den Kriterien „geringe Schulden, gute Produkte und ein Markt, den man auch morgen noch braucht“.

Wimmers Antwort auf mögliche Draw-down-Phasen ist der „Comgest Growth Global Flex“ (ISIN: IE00BZ0X9R35), der quasi mit mehreren Absicherungs-Tools arbeitet. Konkret formuliertes Ziel ist dabei, im Fall der Fälle weniger als der Markt zu verlieren, der Draw down soll dabei auf 15 % limitiert sein, die Volatilität auf 8 %.

Und nach oben? Zwei Drittel der Performance sollen es schon sein, Short-Positionen auf einen adäquaten Aktienindex-Future werden dabei herangezogen. Überdies lässt sich auch das FX-Risiko absichern.

China: sinkende Wachstumsraten, höhere Qualität

Jasmine Kang fokussiert ihr Comgest-China-Portfolio auf etwa 30 bis 35 Aktien. Dabei setzt sie auf Wachstumswerte, auf Marktführer. Kang ist davon überzeugt, dass das langfristige Gewinnwachstum „ihrer Unternehmen“ die Performance pusht. Zwar nehmen die Wachstumsraten der chinesischen Volkswirtschaft gegenwärtig ab, aber: „Diese Entwicklung ist gesünder, als noch vor wenigen Jahren“, ist sich Kang sicher. Chinas Volkswirtschaft löst sich von seiner Kapital- und Exportorientierung, stattdessen werde zunehmend auf den Heimatmarkt, auch auf den Dienstleistungssektor gesetzt, das BIP/Kopf sei „stabil“.

Die Analysten seien den zukünftigen Megatrends auf der Spur, so Kang, generell gelte: „Unsere Volatilität ist niedriger als die der Benchmarks.“

„Ausländischer Ansprechpartner japanischer CEOs“

Dan Carter ist Fondsmanager des mit regelmäßig rund 40 Werten gefüllten „Jupiter Japan Select“ (ISIN: LU042509 2995). Nippon verzeichne ein beträchtliches Gewinnwachstum, was vor allem den sinkenden Lohnkosten geschuldet sei. Die Menschen werden immer älter, und verdienen im Alter auch relativ besser als Jüngere: Jetzt, wo viele ältere Personen die Pension antreten, kommen junge Menschen nach, die zu deutlich schmäleren Löhnen ihre Jobs antreten.

Investiert werde in die Bereiche Krankenvorsorge, sowie Pensionisten- bzw. Krankenhäuser. Carter: „Wir suchen Unternehmen, die soziale Probleme lösen.“ Ein wenig stolz ist er schon: „Wir sind das einzige ausländische Institut, mit denen japanische CEOs sprechen.“

„ESG-Wildwuchs und nachhaltige Wachstumsraten“

Otto Lucius vom Österreichischen Verband Financial Planners thematisierte in seiner Präsentation den heimischen Markt für sogenannte „nachhaltige bzw. grüne Investments“, und eröffnete apodiktisch: „Wer glaubt, mit MiFID II, PRIIPS und IDD sei das Ärgste überstanden, den muss ich enttäuschen.“

Lucius sprach in Zusammenhang mit den ESG-konformen EU-Auflagen von „Wildwuchs“ und kritisierte, dass die ESMA zwar bereits heuer „auf Nachhaltigkeit“ prüfe, die diesbezüglichen Prüfungskriterien aber erst im kommenden Jahr definiert werden. Hier schlummere ein „ungeheures Prozessrisiko“.

Die Teilnehmer der Investmenttage wissen, warum sie den nächsten Termin im Oktober 2019 schon jetzt drei Mal unterstreichen: Die Investmenttage versammeln hervorragende Speaker und bieten einen originellen Rahmen fürs Networking.

Zum Bild: Hier versammeln sich die Referenten der Partnergesellschaften vor dem Tagungsort, dem Hotel Post. In der hinteren Reihe (v.l.n.r.) sind dies Otto Lucius (Österreichischer Verband Financial Planners), Alexander Langgruber (von Veranstalter Yield Public Relations) und Karl Banyai (Jupiter Asset Management). Die Speaker in der vorderen Reihe (v.l.n.r.) sind Thiemo Storz (Wisdom Tree), Judith Schmidt (Bank Vontobel Europe AG) und Dieter Wimmer (Comgest).

Autor: Mag. Rudolf Preyer (rp@finanzmedien.at)

(Der Börsen-Kurier war auf Einladung bei den Investmenttagen in St. Johann, Anm.)

Foto: Yield