Politische Faktoren statt solider Daten
Die Wirtschaftsdaten für Österreich waren zuletzt anhaltend stark, wieder günstigere Bewertungen und solide Gewinnwachstumsraten sprechen zusätzlich für ein Aufwärtspotenzial. Politische Risiken dürften allerdings für zwischenzeitliches Störfeuer sorgen.
Zwei zentrale Fragen klärte RBI-Chefanalyst Peter Brezinschek anlässlich der Präsentation der Kapitalmarktszenarien „Österreich & CEE“ sowie „Global“. Die Grundsatzfrage – „Wird es eine Aktien-Hausse forever geben?“ – wurde negativ beschieden: „Irgendwann geht jeder Zyklus zu Ende.“ Aber auch die daran anschließende Frage – „Stehen wir unmittelbar vor einer Trendwende?“ – wurde verneint.
ATX: „Wiederaufnahme Aufwärtstrend“
Heuer soll der heimische BIP-Zuwachs 3 % betragen, um sich im nächsten Jahr in einem Korridor von 1,7 bis 1,9 % zu bewegen (dieser Rückgang sei hauptsächlich den wirtschaftlichen Entwicklungen in Deutschland, Frankreich und Italien geschuldet). Aber nach wie vor herrsche in Österreich ein „robuster privater Konsum“ und „solide wachsende Unternehmensinvestitionen“. Beim ATX prognostiziere man eine „Wiederaufnahme des Aufwärtstrends bis ins Frühjahr 2019 auf Basis der Unternehmensgewinne“.
Auf konkrete Empfehlungen angesprochen, antwortete Bernd Maurer, der Chefanalyst der Raiffeisen Centrobank, gegenüber Journalisten, dass er unter den „Zyklikern“ Phantasie erkenne bei Wienerberger und Palfinger; bei den „defensiven Aktien“ fallen ihm EVN, der Flughafen, und die Telekom ein; punkto „Öl-Geschäft“ kämen ihm die OMV und Schoeller-Bleckmann in den Sinn; und in der Finanzbranche drängen sich die VIG und die Erste auf: „Alles Kaufempfehlungen!“
„Moderate Bewertung“
Die Refinanzierungskosten bleiben für die heimischen Unternehmen günstig: Die EZB hat ihren Kurs bestätigt, bis in den Sommer 2019 keine Zinsanhebungen durchzuführen. Die Bewertung des ATX sei „mittlerweile wieder als moderat einzuschätzen“: Die RBI nimmt für den österreichischen Leitindex ein nächstjähriges KGV von 10,7 an. Auf Basis der aggregierten bereinigten Schätzungen wird für den ATX ein Zuwachs bei den Unternehmensgewinnen von 12,8 % erwartet.
Fazit: „Die robuste österreichische Konjunkturdynamik, solide Gewinnwachstumsaussichten für 2019 und ein weiterhin expansives geldpolitisches Umfeld stimmen uns auf die nächsten Monate positiv, europäische und globale politische Faktoren dürften aber zwischenzeitlich für Störfeuer sorgen.“ Die „notorische Brexit-Frage“ beantwortete Brezinschek dahingehend, dass er mit „Neuwahlen plus Neuabstimmung“ rechne.
Autor: Mag. Rudolf Preyer
Foto: Wiener Börse