Trotz Handelskriege günstige Einstiegsniveaus

Geopolitische Konflikte haben die Schwellenländerbörsen arg gebeutelt. Vor allem kleine Werte sind teils zu Unrecht in den Sog geraten – und bieten deshalb einen günstigen Einstieg.

Inzwischen geht es bereits um einen dreistelligen Milliardenbetrag, zumindest im Zollstreit zwischen den USA und China. Ein Ende des Handelsstreits zwischen den USA und China ist nicht in Sicht. Und so trennen sich auch immer mehr Anleger von ihren Investments in den Schwellenländern. Dabei hatten schon die steigenden US-Zinsen und der stärkere Dollar für Turbulenzen gesorgt, zeigt Chetan Sehgal, Fondsmanager des „Templeton Emerging Markets Smaller Companies Fund“ (ISIN: LU0300743431) auf.

Allerdings wurden bei dem Abverkauf in den Emerging Markets sämtliche Bereiche über einen Kamm geschoren, ohne auf einzelne Unternehmen einzugehen. Darauf verweist weiters Will Ballard, Portfoliomanager des „Emerging Market Equity Small Cap Fund“ von Aviva Investors (LU0300873303). Das gelte vor allem für viele kleinkapitalisierte Werte, sogenannte Small Caps. „Damit bieten sie nun einen besonders günstigen Einstieg“, meint Ballard.

Letztendlich beschränkten sich die aktuellen Schlagzeilen ohnedies auf einen kleinen Teil des Schwellenländer-Universums, kann auch Templeton-Experte Sehgal die breit angelegten Rücksetzer nicht ganz nachvollziehen. Bei J.P. Morgan Asset Management kann man dem nur zustimmen: „Die Bewertungen für Small Caps aus den Schwellenländern sind so günstig wie seit fünf Jahren nicht mehr“, resümiert Portfoliomanagerin Amit Mehta.

Binnenmarkt im Fokus
Viele Small Caps aus den Schwellenländern hätten schließlich ihren Fokus auf den jeweiligen Binnenmarkt, das schotte das Geschäftsmodell ein gutes Stück vom globalen Handelsstreit ab. „Vielmehr profitiert man langfristig vom regionalen Wirtschaftswachstum“, so Ballard. Das wird von der positiven demografischen Entwicklung, dem wachsenden Mittelstand und dem steigenden Konsum angetrieben, zeigt der Aviva-Experte auf.

Verständlich, dass Ballard etwa bei Anbietern von Privatschulen fündig wird, zum Beispiel bei „China Maple Leaf Education“ (KYG211511087). „Der Unterricht orientiert sich an der kanadischen Schulausbildung und ist weniger auf reines Auswendiglernen ausgerichtet.“ In Südafrika ist der Fonds wiederum in der Advtech Group (ZAE000031035) veranlagt, „der Umsatz ist im vergangenen Jahrzehnt nie gesunken, trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds“, sagt Ballard.

Exportwerte locken
Doch der Branchenmix umfasst unter anderem auch regionale Technologiefirmen wie KPIT Technologies (INE836A01035) aus Indien. Selbst Exportwerte wie Sinmag (TW0001580009) aus Taiwan sind Teil des Portfolios. „Sie beliefern chinesische Hersteller von Industriebrot mit Bäckereimaschinen, haben somit keine wesentlichen Berührungspunkte mit den USA“, verweist Ballard auf den übertriebenen Abverkauf der Aktie.

Zu den größten Positionen im JPMorgan-„Emerging Markets Small Cap Fund“ (LU0318933057) zählen andererseits der mexikanische Flughafenbetreiber ASUR (MXP001 661018) und der südafrikanische Gesundheitskonzern Clicks Group (ZAE000134854). Im Templeton Emerging Markets Smaller Companies Fund sind es der Mischkonzern (und KTM-Großaktionär) Bajaj Holdings (INE118A01012) und Fila Korea (KR7081660003), ein Sportwarenhändler.

Was die Zukunft bringen wird, weiß niemand genau. In den vergangenen zwanzig Jahren haben Small Caps aus den Schwellenländern aber besser abgeschnitten als die großen Pendants. Und da hat es auch schon Krisen gegeben.           

Autorin: Mag. Raja Korinek (redaktion@boersen-kurier.at)