Trotz Schwächen ist es für einen Einbruch der weltweiten Konjunktur noch zu früh
Die Welt zeigt sich gespalten, erste Staaten sind in die Rezession abgerutscht. Die USA bleiben das Zugpferd, aber auch Europa schlägt sich einigermaßen wacker. Ein Kommentar von Christian Heger von HSBC.
Die Konjunktur liefert derzeit ein gespaltenes Bild: Auf der einen Seite ist das synchrone Wachstum der Weltwirtschaft vorbei. Erste Emerging Markets wie die Türkei, Argentinien und Südafrika befinden sich bereits in einer Rezession. Auf der anderen Seite ist es aber für einen weltweiten Einbruch der Konjunktur noch zu früh. Dies liegt vor allem an der hohen Dynamik der USA. Der durch die Steuersenkungen ausgelöste Fiskalimpuls entfaltet aktuell seine volle Wirkung. So hat die Stimmung der Verbraucher das höchste Niveau seit Oktober 2000 erreicht. Mittlerweile sind die Wachstumsprognosen für die USA für 2018 auf gut 3 % angehoben worden.
In der Eurozone konnten die optimistischen Schätzungen vom Jahresbeginn nicht gehalten werden, mit knapp 2 % liegt der Zuwachs 2018 aber höher als das mittelfristige Potenzialwachstum von 1,5 %. Selbst Handelskonflikte und Brexit-Sorgen trübten bisher die Stimmung bei den Unternehmen nicht spürbar ein. Die Chinesen antworten auf die sich abzeichnenden Probleme bei den Exporten mit zusätzlichen Impulsen von der Geld- und Fiskalpolitik.
Auch wenn der Spielraum für expansive Schritte angesichts der hohen Verschuldung klein ist, sollte die Marke von gut 6 % Wachstum erreicht werden. Insgesamt dürfte der Zuwachs der Weltwirtschaft in den nächsten Quartalen über 3 % liegen.
Auch auf der Zinsseite sind die besten Zeiten für die Kapitalmärkte vorbei. Die von der US-Notenbank Fed bereits vor zwei Jahren eingeleitete Wende zu einer restriktiven Geld-politik hat weltweit alle Regionen erfasst. Außerhalb der USA verläuft der Trend zu höheren Zinsen aber nur langsam. Angesichts niedriger Kerninflationsraten haben insbesondere die Europäer und Japaner nur wenig Anlass, ihren expansiven Kurs vorschnell aufzugeben. In den Emerging Markets geht außer in China die Phase niedriger Zinsen zu Ende. Argentinien und die Türkei mussten sogar bereits mit kräftigen Zinserhöhungen dem Verfall ihrer Währungen entgegensteuern. In den USA lassen anziehende Inflationsraten und eine boomende Konjunktur noch mindestens vier Zinserhöhungen bis Ende 2019 erwarten. Zusammen mit den rückläufigen Käufen der Notenbanken wird sich das Liquiditätsumfeld in den nächsten Monaten weiter eintrüben.
Keine Euphorie erkennbar
Trotz schwierigerer Rahmendaten ist es für einen generellen Abschwung aber noch zu früh. Selbst das reduzierte globale Wachstum reicht für steigende Unternehmensgewinne. Der Zinsanstieg ist noch zu moderat, um die Aktien von der relativen Bewertung unter Druck zu setzen.
Gleichzeitig ist von einer der Trendwende oft vorangehenden Euphoriephase nichts zu sehen. Anleger sollten daher Aktien nicht übergewichten. Die erwartete Fortsetzung einer Trading Range rechtfertigt aber weiterhin eine neutrale Positionierung.
Ein Kommentar von Christian Heger von HSBC Deutschland
Foto: Pixabay/Free-Photos