Der frühere Langweiler ist bei den Börsianern angesagt

Immer profitabler, ein stark laufendes Auslandsgeschäft und künftige Einnahmen aus dem Ausbau der Breitbandtechnologie sind die größten Kurstreiber für den Telekomkonzern. Als Zuckerl obendrauf gibt es für die Aktionäre üppige Dividendenausschüttungen.

Medienwirksam auftreten kann Tim Höttges, markante Aussagen inklusive. „Es geht in allen Bereichen des Konzerns bergauf“, verkündete der Vorstandschef der Deutschen Telekom (ISIN: DE0006048432) bei der Präsentation der Geschäftszahlen für das dritte Quartal. Und: „Wir wollen jedes Funkloch in Deutschland jagen.“

Das jüngste Zahlenwerk kann sich in der Tat sehen lassen. Im Zeitraum Juli bis September kletterte der Umsatz konzernweit um knapp 5 % auf 19,1 MrdE, das operative Ergebnis um 8,5 % auf 6,2 MrdE. Unter dem Strich stieg der Konzerngewinn bei 1,11 MrdE auf mehr als das Doppelte. Allerdings hatten 2017 Sondereffekte das Ergebnis belastet.

Richtig stark läuft vor allem das Geschäft bei T-Mobile US und im europäischen Ausland. Erstmals einbezogen wurde außerdem der für 1,8 MrdE übernommene österreichische Kabelanbieter UPC Austria. Aber auch bei der seit Jahren schwächelnden IT-Tochter T-Systems zeigt die Tendenz nach oben. Zu einem wichtigen Wachstumstreiber entwickeln sich hier die Cloud-Angebote, in denen die Telekom Datenspeicher und -verarbeitung in Rechenzentren anbietet.

Für 2018 hat Höttges zum dritten Mal die Prognose angehoben. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll auf Basis der Wechselkurse vom Vorjahr 23,6 MrdE erreichen. Richtig Geld in die Hand nehmen will Höttges für den flächendeckenden Ausbau des neuen Mobilfunkstandards 5G. Bis 2025, so die ambitionierte Vorgabe, will der Konzern 99 % der deutschen Bevölkerung mit Geschwindigkeiten von mindestens 100 Megabit pro Sekunde versorgen. Derzeit könnten 24,4 Mio Haushalte von insgesamt rund 40 Mio Haushalten ein entsprechendes Telekom-Produkt buchen.

Investoren greifen zu
Angesagt ist die Telekom auch an der Börse. Allein seit Anfang September hat der Aktienkurs gegen den negativen Markttrend um 10 % zugelegt. Dass der defensive Telekomsektor in turbulenten Börsenzeiten als sicherer Hafen gilt, ist ein Grund, aber beileibe nicht der einzige. Gut kommt auch an, dass es die Deutsche Telekom im Vergleich zu manchem Wettbewerber versteht, ihre Ertragskraft kontinuierlich zu steigern. So kam die operative Marge von 2014 bis 2017 von 10,7 auf 12,5 % voran. Damit schließt der Konzern langsam zu Wettbewerbern wie Telefonica (ES0178430E18) auf und hat Vodafone (GB00BH4HKS39) bereits übertroffen.

Noch besser entwickelt sich der Free Cashflow: zwischen den Jahren 2013 und 2017 stieg er per anno im Schnitt um 10 %. Daraus finanziert der Konzern seine hohen Dividendenausschüttungen. Hier können sich die Aktionäre auf eine höhere Beteiligung für das laufende Jahr freuen. Die Ausschüttung von Dividenden sowie Zahlungen für Mobilfunklizenzen ausgeklammert, soll der Mittelzufluss im Gesamtjahr bei rund 6,3 MrdE liegen und damit um 100 MioE höher ausfallen, als bislang erwartet.

Autor: Stefan Riedel, München
Foto: Deutsche Teleko