Schwieriges Börsejahr, obwohl fundamental viel passt

Ein weltweit sehr herausforderndes Börseumfeld machte heuer viele Aktienempfehlungen der Experten zu Underperformern. Der heimische ATX war dabei vor allem von externen Faktoren belastet.

Auch wenn das Börsejahr 2018 noch nicht ganz zu Ende ist, und es durchaus möglich ist, dass der ATX doch noch etwas Boden gut macht, so kann an dieser Stelle gesagt werden: Der Leitindex hat sich heuer keineswegs so entwickelt hat, wie das Experten zum Ende des Vorjahres erwartet hatten. „Der ATX sollte sich auch 2018 positiv entwickeln, allerdings etwas moderater“, lautete nämlich der Grundtenor unter den damals vom Börsen-Kurier befragten Analysten und Fondsmanagern. Die aktuelle Realität: der ATX steht mit 11 % im Minus.

Fundamentales Umfeld passt
In einer Hinsicht hatten Experten sehr wohl recht: Die größten Risiken für den ATX waren 2018 geopolitischer Natur. Tatsächlich drückten Themen wie der Brexit, die globalen Handelskonflikte oder die Italien-Problematik auf das Sentiment am Wiener Marktplatz. Dass es auch für große europäische Indizes wie DAX (-14 %) oder EuroStoxx 50 (-11 %) nicht das beste Jahr war, ist da nur ein schwacher Trost. Vor allem angesichts der Tatsache, dass die Rahmenbedingungen an der Wiener Börse eigentlich passen: Gewinnwachstum und Bewertungen stimmen und auch der Konjunkturmotor in der CEE-Region brummt weiter ordentlich.

Angesichts des schwierigen und von Verunsicherung geprägten Umfelds ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich viele vermeintliche Top-Picks für 2018 als Enttäuschung entpuppt haben. Sowohl Friedrich Mostböck, Chefanalyst der Erste Group, als auch Wolfgang Matejka, Geschäftsführer Matejka & Partner, hatten Ende des Vorjahres etwa die STRABAG auf der Rechnung. „Die Aktie sollte von der guten Konjunktur in der Bauindustrie profitieren“, meinten sie. Seit Jahresbeginn hat das Papier jedenfalls um rund 10 % verloren. Auch der Erste Group-Tipp Palfinger (Year-to-Date: -17,17 %) stellte sich als Underpeformer heraus, ebenso wie die Matejka-Empfehlung Polytec (-52 %).

Bei der RCB standen Ende des Vorjahres VIG (-9,10 %) und EVN (-15,81 %) ganz oben auf der Empfehlungsliste. Für den Versicherungskonzern spreche die leichte Erholung des Renditeniveaus, für den Versorger die Aussicht auf Großaufträge, meinte Chefanalyst Bernd Maurer. Enttäuschend entwickelte sich auch die Agrana (-32,29 %), die Ende des Vorjahres noch zu den Favorites von Alois Wögerbauer, Fondsmanager und Geschäftsführer der 3 Banken-Generali Investment-Gesellschaft, zählte, ebenso wie Lenzing (-25,37 %).

Gewinnwarnung bei voestalpine
Dass es mit der Aktie der voestalpine, die seit Anfang Jänner einen Kursrückgang von 40,4 % verzeichnete, derart bergab gehen würde, war sicherlich auch nicht absehbar. Erst kürzlich – der Börsen-Kurier berichtete – überraschte der Stahlkonzern auch noch mit einer Gewinnwarnung. Diese wurde neben Schwierigkeiten – sprich ein Brand und Hochwasser – im neuen Werk in Texas, auch mit „negativen Effekten und Verwerfungen der internationalen Handelsströme aus den immer zahlreicher eingesetzten protektionistischen Maßnahmen von inzwischen einer Vielzahl an Ländern“ begründet. Der RBI (-14,21 %), im Vorjahr mit einer Jahresperformance von rund +70 % noch Top-Performer, machte wiederum das Russland-Exposure zu schaffen.

Autor: Mag. Patrick Baldia
Foto: Pixabay/Skeeze