Auch 2019 werden die USA die Nase vorne haben

Die Zeiten eines synchronen Aufschwungs scheinen nun endgültig ein Ende zu finden, ist man beim Assetmanager JP Morgan der Ansicht

Zuletzt verzeichneten die internationalen Aktienmärkte fast täglich kräftige Rücksetzer. Dabei hatten zahlreiche Prognosen noch eine Jahresendrallye für durchaus möglich gehalten.

Doch mit der Verhaftung der Finanzchefin des chinesischen Telekomausrüsters Huawei in Kanada – auf Gesuch der USA – wächst wieder die Sorge um eine Eskalation des Handelskriegs. Dabei gab es heuer wenigstens in den USA noch ein Wirtschaftswachstum: „Denn die Zeiten eines weltweit synchronen Wirtschaftswachstums sind zu Ende“, konstatiert Tilmann Galler, Global Market Strategist bei JP Morgan Asset Management, in Wien.

Auch US-Wachstum sinkt
Umso mehr ist der Blick auf 2019 interessant. Da werde sich das Wachstum selbst in den USA abflachen: „Es wird aber keinen Absturz geben, vielmehr eine Annäherung an das langfristige Trendwachstum“, sagt Galler. Denn nach wie vor brummt vor allem der Arbeitsmarkt auf Hochtouren, und die Arbeitslosenquote ist mit 3,7 % auf dem tiefsten Stand seit den 1960er Jahren. Mit entsprechend positiven Konsequenzen. Das damit einhergehende Lohnwachstum „euphorisiere den Verbraucher regelrecht“, betont der Stratege.

Immerhin hat der Index für das US-Verbrauchervertrauen beinahe das Rekordhoch von 1999 erreicht, damals lag der Index bei rund 145 Indexpunkten. Und das ist weit über dem Tief, das 2009 mit einem Indexstand von gut 25 Punkten erreicht wurde. Dennoch, sollte die US-Notenbank die Zinsen noch allzu weit anheben, sodass vielleicht sogar eine „3“ vor dem Komma stehen könnte, „bestehen für 2020 Rezessionsrisiken“.

Handelskrieg belastet
Anders die Entwicklung diesseits des Atlantiks. Hier zeichnet sich ein weniger erfreuliches Bild ab. Denn in der Eurozone hat das Wachstum bereits drei Quartale hintereinander enttäuscht. Allein der steigende Euro habe Exporte belastet, der anziehende Ölpreis wirke sich dämpfend aus, betont Galler. Doch bei beiden Einflussfaktoren gibt es derzeit eine Entspannung. Bleiben noch der Handelskrieg, sowie der Wachstumsabschwung in den Schwellenländern, die das Wachstum in der Eurozone weiter belasten könnten.

Weniger Sorgen bereitet Galler inzwischen die Entwicklungen rund um Italiens Budget. „Die Regierung realisiert, wie kostspielig es auf den Kapitalmärkten wird, keinen vernünftigen Plan zu präsentieren.“ Somit seien versöhnlichere Töne aus Rom in Richtung Brüssel zu vernehmen.

Auch anderswo sieht Galler positive Signale, etwa auf der Unternehmensebene. Dort ziehe schließlich das Kreditwachstum bei den Nicht-Finanzunternehmen allmählich wieder an, ein ermutigendes Zeichen, wie er meint. Obendrein sind die Finanzierungskosten noch immer sehr niedrig, denn im Gegensatz zu den USA sind die Leitzinsen bislang noch nicht angehoben worden. Auch sei die Wirtschaft in der Eurozone erst in der Hälfte des Zyklus – in den USA bereits im Spätzyklus.

Gewinnwachstum sinkt
Dort verpufft allmählich auch noch die Steuersenkung, und der Kostendruck für die Unternehmen nimmt zu. Grund sind steigende Refinanzierungs- sowie Lohnkosten. Deshalb dürfte es beim Gewinnwachstum eine Angleichung mit Europa aber auch den Schwellenländern geben. Das prognostizierte KGV schätzt man bei JP Morgan Asset Management für die USA auf 16 ein, für Europa ohne Großbritannien auf rund 13. Und in den Schwellenländern, da dürfte es sogar noch niedriger ausfallen.

Autorin: Mag. Raja Korinek
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