Expertin: Handelskrieg könnte eskalieren

Waren die USA vor zehn Jahren noch das Exportland Nr. 1 vieler Emerging Markets, hat sich hier China mittlerweile an die Spitze geschoben. Überhaupt dürfte das Verhältnis China – Amerika auch im neuen Jahr allesentscheidend sein.

Aneeka Gupta, Associate Director beim in London ansässigen ETF- und ETP-Anbieter WisdomTree, war die diesjährige Referentin des schon traditionellen – und gut besuchten – „WisdomTree Business-Lunch“ in Wien. Nach einem Bericht über ihre Ausführungen zu Gold in der vergangenen Ausgabe des Börsen-Kurier, im Folgenden Guptas Ausblicke in den Bereichen Edel- und Industriemetalle, aber auch für den Energiesektor und für Emerging Markets.

Der beste Weg, Silber ein-zuschätzen, sei der Blick auf Gold – im Unterschied zu diesem seien bei Silber aber das physische Angebot und die Nachfrage entscheidend. Gupta sieht Silber generell im Aufwind – und rechnet bis zum Juni 2019 mit einem Anstieg auf rund 17 USD/oz. Sie prognostiziert einen Anstieg der Investitionen der Bergbauunternehmen und was die weltweite Silber-Produktion betrifft: hier sieht Gupta den Höhepunkt bereits länger schon erreicht (und zwar zu Anfang des Jahres 2018).

Gupta fragte zudem, welche Metalle von der wachsenden Nachfrage nach Elektrofahrzeugen profitieren, und machte – auch aufgrund der modernen Batteriemischungen – die Metalle Nickel, Kobalt und Mangan namhaft. Punkto Rohölpreise sah die WisdomTree-Analytikerin diese „in den Bärenmarkt“ eindringen.

„Unsolide Handelspartner“?
In den Emerging Markets (EM) belaste die Unsicherheit über die „Solidität“ der US-Handelspolitik das Sentiment, auch der starke US-Dollar, so Gupta. Insgesamt spiegeln die Abflüsse aus den Schwellenländern die schwachen Aktienentwicklungen in den Emerging Markets wider. Ein weiterer wichtiger Indikator sei hier auch, dass die Inflation in den EMs deutlich an Tempo gewinne. Aber, so Gupta: Die derzeitige EM-Volatilität liege immer noch unter ihrem langfristigen Durchschnitt.

Stichwort Handelskriege: Besonders interessant sind die Änderungen des Hauptziels des jeweiligen Exports für ausgewählte Emerging Markets. Exportierten Länder wie Brasilien, Südafrika und Thailand im Jahr 2007 noch hauptsächlich in die USA, ist der Export-Partner-Nr.-1 dieser Nationen inzwischen China. In das Reich der Mitte exportieren aber mittlerweile auch schon Russland und Indonesien in der Hauptsache. Chinas Haupthandelspartner hingegen – wie schon 2007 – ist nach wie vor Amerika, was erahnen lasse, dass der Bereich Trade Wars große Sprengkraft bereithalte, erklärt Gupta. In der
Erschließung des Markts für E-Fahrzeuge sei China jedenfalls aktuell führend – vergangenes Jahr entfielen fast drei Viertel der globalen E-Fahrzeug-Verkäufe auf China.

Autor: Mag. Rudolf Preyer
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