Trotz Schwankungen erreicht Notierung Vierjahreshoch

Die begonnene Heizsaison und der langfristig steigende Energiebedarf haben den Gaspreis zuletzt ordentlich angeheizt. Auf diese Entwicklung können Anleger auch mit Zertifikaten setzen.

Manchmal muss man länger warten, um zumindest ein wenig recht an der Börse zu bekommen. So geschehen etwa beim Erdgas, das in den USA an der Börse gehandelt wird. Genauer gesagt wird dort der Preis für die Sorte „Henry Hub Natural Gas“ in Dollar per Millionen Btu (kurz: MMBtu) gehandelt, wobei Btu die Abkürzung für die Einheit „British Thermal Units“ ist. Henry Hub ist wiederum das wichtige Verteilerzentrum für Erdgas im US-Bundesstaat Louisiana.

Einen besonders kräftigen Höhenflug erlebte die Notierung im Jahr 2008, da schoss der Preis auf rund 16 USD per MMBtu. Danach folgte in Mitten der großen Finanzkrise ein heftiger Kurssturz. Seither pendelt der Preis in einer großzügigen Bandbreite. Doch seit einigen Wochen gibt es ein kräftiges Lebenszeichen. „Nachdem der Preis jüngst in nur zwei Handelstagen von 4,93 USD per MMBtu auf 3,88 USD abgestürzt war, kletterte die Notierung in der Spitze wieder auf 4,86 USD“, blickt Chefrohstoffanalyst Frank Schallenberger von der LBBW zurück.

Niedrige Lagerbestände
Am Markt herrsche schließlich die Sorge vor einer Knappheit, begründet Schallenberger die Entwicklung gegenüber dem Börsen-Kurier. „Die Lagerbestände für diese Jahreszeit liegen auf dem tiefsten Stand seit 2002.“ Und das ausgerechnet vor Beginn der kommenden Heizperiode, was die Sorge noch verschlimmert, zeigt man bei der Commerzbank auf.

Freilich, das sind kurzfristige Trends, die dennoch eine große Wirkung haben. Es gibt aber auch eine langfristige Entwicklung, die durchaus für eine nachhaltigere Wende beim Gaspreis sprechen könnte. Schließlich steigt der jährliche Energieverbrauch rund um den Globus stetig an. Zugleich rückt aber auch der Klimaschutz zunehmend in den Vordergrund. Die Abhängigkeit bei der Stromproduktion durch Kohle soll deshalb sinken. Und das macht wiederum den Einsatz von Erdgas interessanter, denn dessen Ökobilanz ist bei der Stromproduktion weit umweltfreundlicher.

Gas statt Kohle
Dabei dürfte der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge der Höhepunkt des weltweiten Kohleverbrauchs bereits 2014 erreicht worden sein. Seither nimmt der Einsatz ab. Selbst in China, dem größten Verbraucher von Kohle, sinke die Nachfrage nach dem fossilen Energieträger. Bis 2040 soll der Rückgang bei gut 15 % liegen, rechnet die Analysten der IEA vor. Aber auch anderswo gibt es einen Rückgang: In den USA beträgt er gut 30 %, in Europa liegt er sogar bei minus 65 %. Erdgas werde laut IEA Kohle bis 2030 deshalb weltweit als zweitwichtigste Energiequelle ablösen.

Dollarrisiko beachten
Für risikobereite Anleger gibt es die Möglichkeit, auf die künftige Entwicklung des Henry Hub Gas Price Future in den USA zu setzen. Möglich machen es Zertifikate, die auf entsprechende Derivate setzen. BNP Paribas bietet dazu ein ETC – ein besichertes Zertifikat – an (ISIN: DE000PB6G AS5).

Vontobel wiederum bietet die Möglichkeit, gehebelt auf den Gaspreis mit dem „Call-Sprinter-Open-End-Zertifikat“ zu setzen (DE000VN7QCC0). Der Hebel liegt aktuell bei 2,34. Dieser schrumpft aber, je weiter der Preis ansteigt, wird hingegen größer, wenn der Preis sinkt. Sollte der Gaspreis allzu stark fallen, und die Marke von 2,49 USD berühren oder unterschreiten, verfällt das Zertifikat wertlos.

Grundsätzlich müssen Anleger bei Rohstoffinvestments stets starke Schwankungen in Kauf nehmen, und das Dollarrisiko beachten.

Auch Privatanleger können rund um den Rohstoff „Erdgas“ investieren – mit Zertifikaten

Autorin: Mag. Raja Korinek
Foto: Pixabay/Magnascan