Auf Wasserstoff setzen

Neue Milliardenmärkte im Bereich der Autoindustrie sind entstanden – börsennotierte Gesellschaften noch in frühem Entwicklungsstadium.

Michael Kordovsky. Im Dezember 2018 hat sich die EU auf neue Grenzwerte geeinigt: Autohersteller sollen bis 2030 den CO2-Ausstoß von Neuwagen um 37,5 % gegenüber 2021 reduzieren. Für leichte Nutzfahrzeuge ist eine CO2-Reduktion um 31 % vorgesehen. Beide Fahrzeugklassen sollten bis 2025 eine Minderung um 15 % erreicht haben.

Für die Auto-Nation Deutschland würde das bedeuten, dass bis 2030 beinahe jedes zweite zugelassene Neufahrzeug mit elektrifiziertem Antrieb ausgestattet sein müsste. In anderen Ländern haben fossile Verbrennungsmotoren bereits ein Ablaufdatum: Norwegen soll ab 2025 emissionsfrei sein, die Niederlande voraussichtlich ab 2030, Großbritannien und Frankreich ab 2040. Besonders ehrgeizig sind die Pläne in China, nämlich bis 2020 mindestens 5 Mio Autos mit E-Antrieb auf den Straßen.

Doch herkömmliche E-Autos könnten bald der Brennstoffzellen-Technologie zum Opfer fallen. Hindernisse sind eine schlechte Ökobilanz bezüglich benötigter Batterierohstoffe und Entsorgung alter Batterien, lange Ladezeiten und die notwendige Infrastruktur für Ladestationen. Die Brennstoffzellen sind einfacher: Es sind zwei Platten durch eine Membran getrennt. Sauerstoff aus der Umgebungsluft wird auf der einen Seite zugeleitet, der Wasserstoff auf der anderen. Durch die in der Brennstoffzelle ablaufenden Reaktionen entstehen Elektrizität, Wasser und Wärme. Der Strom treibt einen Elektromotor an und als Emission entsteht lediglich Wasserdampf. Brennstoffzellensysteme sind doppelt so effizient wie ein Verbrennungsmotor. Mittlerweile sind bei Brennstoffzellenautos Reichweiten von mehr als 600 km möglich. Die Betankung mit verdichtetem Wasserstoff dauert ungefähr vier Minuten.

Laut einer aktuellen Studie der Marktforscher der IMARC Group soll der globale Brennstoffzellenmarkt von 2018 bis 2023 um 13,4 % pro Jahr (CAGR) auf 8,4 MrdUSD wachsen. Brennstoffzellen finden  Einsatz in Nutzfahrzeugen wie Gabelstaplern, Lastwägen, Bussen, aber auch in Zügen. Darüber hinaus können Brennstoffzellen, dort wo kein Zugang zum Stromnetz besteht, der dezentralen Energieversorgung dienen, z.B. auf Ölfeldern und -plattformen, beim Campen oder in Wetterstationen.

Doch ins Blickfeld der Anleger geraten Brennstoffzellen durch die zunehmenden Einsatz in Pkw, und hier sind Hyundai und Toyota (Toyota Mirai) mit Wasserstoffautos in Serie weit fortgeschritten. Die Reichweiten von Hyundais ix35 und Nexo (SUV) liegen bei je 594 bzw. 756 km.

Weitere Autohersteller mit Brennstoffzellen-Pkw sind Daimler, Honda und Renault. Laut Reuters-Konsens mit einem KGV 2019 von 8,3 besonders interessant erscheint von den Autoherstellern mit Brennstoffzellen-Bezug Hyundai (ISIN: USY3847212 51).

Doch damit Brennstoffzellenautos zum Mainstream werden können, bedarf es des Ausbaus des Tankstellennetzes: Das H2-Mobility-Konsortium, an dem Daimler, OMV, Total, Shell, Linde und
Air Liquide beteiligt sind, hat in Deutschland erst 59 Wasserstofftankstellen in Betrieb, aber rund 1.000 wären für eine gute Versorgung erforderlich. Hier kommt nun die norwegische Nel ASA (NO0010081235) ins Spiel, die Tankstellen für H2 baut, Geräte zur Aufspaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff herstellt und mit dem RotoLyzer über ein mit Lkw transportables System der Wasserstoffproduktion verfügt. Achtung spekulativ: Der Break-Even könnte noch eine Weile dauern. Highlight ist allerdings, dass Nel für die Wasserstoff-Fahrzeugflotte von Anheuser-Busch 448 Elektrolyseure und Betankungsausrüstung liefert (Umsatzpotenzial rund 500 MioUSD).

Ebenfalls noch in einer frühen Phase ist das Business-Modell der britischen ITM Power (GB00B013 0H42), spezialisiert auf Geräte zur Aufspaltung von Wasser und Wasserstoff für Brennstoffzellenprodukte.

Eine wesentliche Rolle in einem möglichen Wasserstoff-Boom würden die beiden Brennstoffzellenhersteller Ballard Power Systems (CA0585861085) und Plug Power (US72919P2020) spielen, die bereits in den kommenden Jahren vor dem Sprung in die Gewinnzone stehen könnten. Amazon verwendet Gabelstapler mit Brennstoffzellenantrieb von Plug Power und laut jüngstem Unternehmensausblick soll Plug Power 2019 bei Bruttoumsätzen von 235 bis 245 MioUSD ein positives bereinigtes EBITDA erzielen.

Highlight bei Ballard ist die Kooperation mit dem führenden Dieselmotorenhersteller Weichai (China), der über eine Kapitalerhöhung für 163,6 MioUSD 19,9 % der Anteile an Ballard übernahm und mit dem Unternehmen ein Joint Venture für Chinas Brennstoffzellenmarkt vereinbarte. Das Joint Venture soll die nächste Generation von Ballards LCS Brennstoffzellen-Stacks für Busse, Trucks und Gabelstapler herstellen. Für exklusive Rechte zur Herstellung erhält Ballard 90 MioUSD.

Foto: Hyundai.at