Bankhaus Krentschker sieht „rotierende Risiken“

Vorhang auf für ein bewegtes Jahr mit anhaltender Marktvolatilität.

Rudolf Preyer. Zum Jahresbeginn stellte das Bankhaus Krentschker seine strategische Positionierung in der Vermögensanlage vor. Als Gastredner durfte Vorstand Alexander Eberan, der auch durch das Expertengespräch führte, Christian Helmenstein, den Chefökonomen der Österreichischen Industriellenvereinigung (IV), begrüßen.

Dieser machte drei geoökonomische Risiken namhaft. Erstens die immer weiter wachsende Kreditblase in China: „Ich kann nicht sagen wann, aber ich kann sagen, dass diese Blase platzen wird.“ Zweitens die mangelnde Reformfreudigkeit der EU: „Italien wird das erste Land sein, das in die Rezession kippt.“ Und drittens die wachsende Verschuldung der Emerging Markets.

Was uns 2019 erwarte? Helmenstein verwendete die sehr bildliche Vorstellung von „rotierenden Risiken“. Aber: Auf einen allfälligen Abschwung müsse nicht zwangsläufig eine Rezession folgen, er gehe vielmehr von einem „langsamen Normalwachstum“ aus.

Erhöhte Volatilität
Florian Schuh
, er ist Portfoliomanager im Bankhaus Krentschker, sieht Anlagemöglichkeiten aktuell vor allem im defensiven Sektor und bei hochqualitativen Firmen. Bei Anlagen in Emerging Markets beabsichtige er, selektiver vorzugehen. Anleihen verstehe er derzeit generell „eher als Stabilisatoren denn als Renditebringer“. Die Aktienquote sollte zumindest 50 % betragen, so Schuh.

Die reduzierten Wachstumsaussichten sowie politische Unsicherheiten seien bei den Aktienkursen weltweit schon eingepreist. Zu
favorisieren seien „insbesondere globale Qualitätsaktien mit mäßiger Verschuldungsquote und stabilen Erträgen“.

Sehe man vom Euro/US-Dollar-Wechselkursrisiko ab, seien Aktieninvestments in US-Dollar (USA und Schwellenländer) die „erste Wahl“. Auf Grund unverändert expansiver Geldpolitik mit niedrigen Zinsen findet Schuh auch Aktien aus Europa und Japan „interessant“.

Buy and hold-Strategie: „ad acta!“
Das Bankhaus Krentschker erwartet für heuer ein stabiles, wenngleich leicht abgeschwächtes Wachstum (BIP global: 2018e +3,7 %, 2019e +3,4 %). Gleichzeitig dürfte eine rückläufige Inflation den Bedarf an Leitzinserhöhungen bremsen. Im Lichte des US-Handelsstreits mit China, des Brexit, der Staatsschulden Italiens sowie der EU-Parlamentswahlen werden Anleger noch eine Zeit lang „stabile Nerven“ brauchen.

Während für die USA ein BIP-Wachstum von 2,5 % (2018e: 2,9 %) bei einer Arbeitslosenquote von 3,7 % (2018e: 3,9 %) prognostiziert wird, erwarten die Experten von Krentschker für die Eurozone ein BIP-Wachstum von 1,5 % (2018e: 1,9 %) bei einer Arbeitslosenquote von 7,9 % (2018e: 8,2 %).

Helmenstein und Schuh sind sich soweit einig: „Überbordende Bewertungen im Aktienbereich“ dünnen aus, Safe Havens werden immer wichtiger, und generell solle man nicht versuchen, „den Markt zu treiben“.

Krentschker-Vorstand Eberan fasste zusammen: In der Vermögensverwaltung könne man die Buy and hold-Strategie „ad acta“ legen. Nach einer 10-jährigen Aktienhausse habe man künftig mit höheren Volatilitäten zu rechnen. „Professionelles Management wird somit umso wichtiger.“

Foto: Krentscker