Das neue Königsmetall

Palladium weist höchste Kursvolatilität bei Metallen auf.

Roman Steinbauer. Nicht nur chemisch reagiert das beliebte Metall bei hoher Temperatur sensibel. Trotz des beachtlichen Anstiegs des Goldpreises während den letzten Wochen, hat Palladium wieder die Nase vorne, eine Konstellation wie zwischen den Jahren 1998 und 2003. Damals schoss der silberweiße Werkstoff erstmals weit über die 1.000-USD-Marke. Auch der nunmehrige Preisanstieg verläuft entsprechend steil. Das seltene Schwestermetall des Platins (das zu diesem auch chemisch verwandte Eigenschaften aufweist) erreichte in der Vorwoche die 1.300-USD-Barriere, nachdem erst 25 Handelstage zuvor die 1.200er-Marke rasch durchbrochen wurde.

Wende durch Diesel-Abgasaffäre
Palladium wird als Lamellen-Trägermaterial bei der Herstellung von Katalysatoren für benzingetriebene KFZ bevorzugt, da es reaktiver als Platin ist und die höchste Absorptionsfähigkeit aller Elemente für Wasserstoff aufweist. Eine Nachfrageverschiebung zu Lasten von Platin (Einsatz bei Diesel-Varianten) war daher seit geraumer Zeit vorauszusehen. Der zunehmende Palladium-Verbrauch der KFZ-Industrie ist eminent, da Benzin-Pkw seit Jahren zulasten von Dieselfahrzeugen Marktanteile gewinnen. Die entstandene Preiskluft zueinander, wagte sich aber noch 2016 kaum ein Analyst zu prognostizieren. Anhand der Schätzungen des Portals Statista wird sich das beanspruchte Volumen für 2018 auf 8,1 Mio Unzen (oz) belaufen und somit für 80 % des Gesamtverbrauches stehen – weit vor Elektronik (850.000 oz) und der Chemiesektor (500.000 oz). Die Nachfragedynamik (laut Anglo American Platinum +8,1 % in 2017) ist nicht mehr haltbar. Aber die Produzenten des begehrten Übergang-Metalls kommen dem Bedarf dennoch nicht nach.

Die Preisrallye schlägt unterdessen klar auf der Kostenseite der Kfz-Hersteller durch. Lieferengpässe werden über Jahre befürchtet. Doch hängt die Förderung unmittelbar an der Nickel- und Platinhebung.

Steven Dunn, ETF-Stratege bei Aberdeen Standard Investments, betont die empfindliche Preistreiber-Ursache dieser unausgewogenen Angebots- Nachfragesituation. Das rare Element werde hauptsächlich in zwei Ländern gefördert und es sei nicht möglich, die Palladium-Gewinnung zeitnah anzukurbeln. „Mehr als vier Fünftel der weltweiten Produktion werden im Zuge der Förderung als Nebenprodukt aus Platinminen in Südafrika und Nickelstätten in Russland gewonnen. Damit ist eine Abhängigkeit zur profitablen Hebung zyklischer Rohstoffe gegeben“, skizziert Dunn die angespannte Situation. Die marginale Produktionserhöhung werde alleine durch einzelne Zusatzorders der Autoindustrie absorbiert. Das Angebotsdefizit könne noch über Jahre anhalten. Dazu weist er vor allem auf die steigende Leihzins-Rate des Edelmetalls hin.

Mit ETC-Zertifikaten wie mit jenen von BNP Paribas (ISIN: DE000PB8PAL7) oder höheren Hebel der Commerzbank (DE000E TC0761) sind „Wetten“ auf steigende Notizen möglich. Das Wissen um die Historie einstiger Euphorien führt unter Edelmetallhändlern aber zu Skepsis. Von Jänner 2001 bis Frühjahr 2003 implodierte die Notiz des chemischen Elements (Symbol: „Pd“) von 1.080 auf unter 170 USD.

Foto: Fotolia/Sergey Nvens