Aktienrückkäufe geraten unter Beschuss

USA: Demokraten fordern eine Regulierung des Rückerwerbes eigener Anteilsscheine.

Roman Steinbauer. Einer „hemmungslosen Freiheit der AGs“ zur Kurspflege durch Aktienrückkäufe soll nach dem Willen der Demokraten bald ein Riegel vorgeschoben werden. Mit diesen Worten schießt sich die Oppositionspartei in den USA im Vorfeld des Kandidaten-Rennens zum Präsidentschaftswahlkampf im Herbst 2020 ein. Dazu stehe die Einbringung einer Gesetzesinitiative im Senat bevor.

In einem Gastkommentar der New York Times vom 3. Feber urteilen der parteilose Senator Bernie Sanders und Chuck Schumer (demokratischer Senatsfraktionschef) Aktienrückkauf-Programme scharf ab. Die Autoren fordern in einem Appel eine Beschränkung des Rückerwerbes eigener Anteilsscheine. Das aufgefahrene Geschütz stützt sich dabei auf Vergleiche, Relationen und ethische Aspekte zum Wohlstand der Allgemeinheit. So habe 2018 die Aktien-Rückkaufpraxis der S&P-500-Unternehmen in einem Rekordumfang von mehr als 1 BioUSD gegipfelt. Zwischen 2008 und 2017 hätten laut Sanders 466 der im Index geführten Gesellschaften 53 % des Profits dafür aufgewendet und weitere 40 % an Dividenden ausgeschüttet. Die eingesetzte Liquidität käme weder Gemeinden, Bundesstaaten noch Mitarbeitern zugute. Faktoren, die laut den Senatoren von 1950 bis in die 1970er-Jahre auf Unternehmensebene Berücksichtigung fanden. Heute würden die öffentliche Hand für die erstellte Infrastruktur, die Bildungseinrichtungen sowie der Staat für die Rechtssicherheit kein Geld davon sehen. Die stimulierende Wirkung der Aktienrückkäufe auf die Kursnotiz (der Gewinn pro Aktie teilt sich auf weniger Papiere auf und erhöht damit die Attraktivität der Titel, Anm. der Red.) sei zugunsten der Managementgehälter und stehe über allem. Zudem werde die Unternehmenssubstanz langfristig ausgehöhlt.

EU-Raum: Ankunft des Themas nur eine Frage der Zeit
Auch sehen Langfrist-Aktionäre seit jeher Aktienrückkaufprogramme keineswegs nur positiv. Die Stock-Buyback-Strategie wurde bislang auch dahingehend interpretiert, es fehle der AG an Investitionsperspektiven, um entsprechende Renditen zu gewährleisten. Zudem halten es Anteilseigner oft für sinnvoller, das Geld im Unternehmen zu belassen oder nach Lösungen zu suchen, um in eine höhere Produktivität zu investieren. Sanders und Schumer nützen die Pro-Argumentationsschwächen. Für politische Parteien in Europa könnte dies bald eine Vorlage darstellen, das Thema populistisch zu verwerten – abgesehen von der Erfordernis eines differenzierten Blickes zur jeweiligen Motivation jedes Aktien-Rückkaufprogrammes.

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