Fonds als Teil der Vorsorge

Der Börsen-Kurier sprach mit Stephan Hoppe von Standard Life über zeitgemäße Altersvorsorge.

Rudolf Preyer, Börsen-Kurier: Lohnt sich aus Ihrer Sicht der Abschluss eines Versicherungsproduktes überhaupt noch?

Stephan Hoppe: Der Abschluss eins Versicherungsproduktes lohnt sich auf jeden Fall. Denn nur ein Versicherungsprodukt kann den Kunden die Absicherung für das Langlebigkeitsrisiko bieten. Ziel einer Rentenversicherung ist es ja, eine lebenslange Rente bzw. Einkommen zu sichern.

Börsen-Kurier: Was empfehlen Sie konkret?

Hoppe: Ich kann raten, sich für ein fondsgebundenes Produkt zu entscheiden. Denn bei Fondspolicen gibt es in der Fondsauswahl interessante Anlagekonzepte – sowohl für konservative als auch für chancenorientierte Kunden. Das Entscheidende ist, einen Investmentmotor zu wählen, der zu den individuellen Bedürfnissen passt.

Börsen-Kurier: Wie wählen Sie Investmentfonds für die Altersvorsorgeprodukte bei Standard Life aus?

Hoppe: Unsere Fonds sollten eine sehr gute Leistungsbilanz über einen längeren Zeitraum haben. Fonds werden in einem Altersvorsorgeprodukt wesentlich weniger getauscht als in der Direktanlage. Das bedeutet, dass wir nach Fonds Ausschau halten, die eine längere Historie haben, vor allem wenn wir über die etablierten Anlageklassen der europäischen, amerikanischen oder globalen Aktien sprechen.

Börsen-Kurier: Sie setzen auch auf unabhängige Ratings?

Hoppe: Anleger kommen deutlich einfacher mit etablierten Ratings zurecht als mit vielen quantitativen Daten. Somit haben wir uns entschieden, ein Hauptaugenmerk auf die Ratings von Morningstar, Scope und FWW zu legen. Ziel ist es, einen möglichst hohen Anteil des Fondsuniversums mit vier oder fünf Sternen beziehungsweise einem A- oder B-Rating zu haben.

Börsen-Kurier: Was leisten Sie in der regelmäßigen Überprüfung der Fondspolice?

Hoppe: Wir überprüfen unser Angebot zwei Mal im Jahr. Sollte sich beim dritten Review keine Verbesserung eingestellt haben, werden wir solche Fonds aus dem Neugeschäft nehmen und bessere Alternativen bereitstellen. Hier zeigt sich übrigens ein weiterer Vorteil von Fondspolicen: Bei einem reinen Wechsel des Investments fällt keine Versteuerung an.

Börsen-Kurier: Sie haben Ihre Fondspalette grundlegend überarbeitet?

Hoppe: Wir haben unsere Fondspalette um mehr als 60 neue Fonds erweitert – und zwar von renommierten Gesellschaften wie Acatis, Flossbach von Storch, First Private, Comgest oder Blackrock, aber auch von Investmentboutiquen. Im Segment Aktien Europa haben wir unser Angebot von drei auf neun Fonds ausgebaut. Somit sind nun in unserer Fondspalette Pan Europa, Euroland, wachstumsorientierte sowie valueorientierte Fonds zu finden. Natürlich bieten wir auch im sehr beliebten Small Caps-Bereich interessante Fonds. Auch den Bereich der Mischfonds/Multi-Asset-Fonds haben wir verstärkt und das Thema Nachhaltigkeit erweitert. Neu aufgenommen haben wir einige Themenfonds wie Healthcare, Technologie oder Robotics.

Börsen-Kurier: Wie beurteilen Sie den Trend zu Themenfonds?

Hoppe: Für immer mehr Anleger ist es wichtig, ihr Kapital nicht nur über Anlageklassen und Regionen hinweg zu streuen, sondern darüber hinaus auf einzelne Branchen oder Trends zu setzen. Dem sollte auch eine moderne Fondspolice Rechnung tragen. Es ist durchaus eine spannende Idee, Themen wie Healthcare als möglichen Satelliten mit in sein Portfolio aufzunehmen. Aber auch Fonds, die Technologie oder Industrie 4.0 bzw. Robotics im Fokus haben, können mit entsprechendem Anlagehorizont gute Renditen bringen. Außerdem wird das Thema Nachhaltigkeit zunehmend wichtiger.

Börsen-Kurier: Abschließend: Was erwarten Sie für das angelaufene Jahr?

Hoppe: Grundsätzlich erwarte ich, dass die volatilen Entwicklungen, die wir am Ende des Jahres 2018 gesehen haben, auch das Jahr 2019 bestimmen werden. Der Trend zu breit gestreuten Anlageprodukten – und hier vor allem zu Multi-Asset-Lösungen – wird nach wie vor anhalten. Sicherlich werden in diesem volatilen Umfeld auch risikobasierte Lösungen, wie etwa unsere MyFolios, gefragt sein. Auf der Aktienfondsseite werden Dividendenstrategien weiterhin in der Gunst der Anleger weit oben stehen. Erfreulich ist dabei zu sehen, dass Anleger mit mehr Risikoappetit Fonds beimischen, die in kleine Aktienwerte – in die sogenannten Small Caps – investieren.

Foto: Standard Life