Vier Defensiv-Strategien für 2019
WisdomTree rückt die Abmilderung des Abwärtsrisikos in den Vordergrund.
Rudolf Preyer. Zu Beginn des Jahres 2019 machen sich Investoren vielerorts Gedanken, was im Fall einer Rezession tatsächlich passieren könnte. Weitgehend angeführt von US-Aktien, haben die globalen Märkte seit der Finanzkrise von 2008 eine „ziemlich robuste Phase“ durchlaufen, schickt Christopher Gannatti, Head of Research bei WisdomTree Europe, voraus. Die Volatilitätskennzahlen lassen nun aber – gegenüber dem Jahresbeginn 2017 bzw. 2018 – auf ein insgesamt erhöhtes Risikoniveau schließen. Der Investmentexperte formuliert hier vier defensive Strategien zur Risikominimierung im neuen Jahr.
Historisch niedrige Bewertungen aufspüren
Wenn Investoren auf sehr niedrig bewertete Titel – teilweise sogar auf historischen Tiefständen – stoßen, könne es sich dabei um ein Signal handeln, dass ein Großteil des dominierenden Risikos bereits eingepreist wurde, so Gannatti. Diese Art von Strategie wird in der Regel mit antizyklischem Investieren (Contrarian-Strategie) in Verbindung gebracht.
Mögliche Handelsplätze für diesen Ansatz sieht der WisdomTree-Chefanalyst in Schwellenmärkten, in italienischen Aktien – insbesondere aus dem dortigen Finanzsektor – und in japanischen Aktien.
Aktien mit hoher Dividendenrendite finden
Ein Aspekt der zweiten Strategie von Gannatti besteht darin, dass bei Aktien immer ein Dividenden- und ein Preisanteil in die Berechnung der Gesamtrendite einfließen. Der Dividendenanteil ist im schlechtesten Fall null, wohingegen der Preisanteil positiv, null oder negativ sein kann.
Bei einer auf Aktien mit hohen Dividenden fokussierten Strategie verschiebt sich die Generierung der Gesamtrendite hin zu Dividenden – und da der Dividendenanteil an der Rendite weniger volatil ist, bietet dies im Rahmen einer Aktienstrategie eine Möglichkeit zur Senkung des Risikos.
Der andere Aspekt bezieht sich auf die Tatsache, dass Aktien mit höheren Renditen tendenziell in eher defensiv aufgestellten Sektoren, z.B. im Bereich der Versorgungsbetriebe, zu finden sind. Mögliche Märkte für diesen Ansatz sieht WisdomTree in Schwellenmarkt-, europäischen- und US-Aktien.
Potenzial zur Abmilderung des Abwärtsrisikos
Kennzahlen wie der Cboe Volatility Index (VIX) gehen typischerweise steil nach oben, wenn sich die Aktienmärkte in stark negative Phasen begeben, so Gannatti. Der VIX erfülle eine wichtige Signalfunktion, da er die zukunftsbezogenen Erwartungen an die künftige Volatilität des S&P 500 angibt: Die Kurse von bestimmten Anlagen – wie Put-Optionen, denen der S&P 500 als Index zugrunde liegt – steigen in der Regel entsprechend eines steigenden VIX an. Erinnert wird dabei an eine bekannte Strategie, bei der man Put-Optionen auf den S&P 500 verkaufen und dadurch die Prämien einnehmen kann.
In den USA erreichten Aktien Anfang Oktober 2018 Rekordhochs und die Bewertungen lagen gegenüber anderen weltweiten Märkten relativ hoch. Rekordkurse und hohe relative Bewertungen geben den Investoren tendenziell mehr Grund, sich um ein Abwärtsrisiko Sorgen zu machen. Dazu Gannatti: „Diese Sorge ist unseres Erachtens ein kritischer Faktor, um eine Strategie zur Schreibung von Put-Optionen in Betracht zu ziehen.“ Wo man diese Strategie einsetzen könnte? Der WisdomTree-Experte verweist diesbezüglich auf US-Aktien.
Traditionelle sichere Anlagen
Gannatti: „Wir stimmen zu, dass das Halten von Aktien bei zunehmender Volatilität zu einem weniger erstrebenswerten Ansatz werden kann – unabhängig davon, ob das Risiko bei diesem Ansatz in irgendeiner Form abgemildert wird oder nicht.“
Wenn die Volatilität steigt, weil ein erhöhtes geopolitisches Risiko wahrgenommen wird, könnte daher Gold eine Überlegung wert sein: In turbulenten Zeiten werde Gold nämlich mit einem – im Vergleich zu Aktien – differenzierten Renditestrom assoziiert.
Einen anderen Weg könnten bestimmte Währungen, wie der US-Dollar oder der japanische Yen, aufzeigen: „Beide Währungen haben gezeigt, dass sie bei steigender Volatilität ebenfalls im Wert steigen können“, so Gannatti von WisdomTree abschließend.
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