Cyberkriminalität: noch immer unterschätzt

Laut heimischer Kriminalstatistik haben sich in den vergangenen zehn Jahren die angezeigten Fälle von Cyberkriminalität mehr als verfünffacht.

Rudolf Preyer. Laut heimischer Kriminalstatistik haben sich in den vergangenen zehn Jahren die angezeigten Fälle von Cyberkriminalität mehr als verfünffacht. An letztverfügbaren offiziellen Zahlen werden 16.804 Fälle für 2017 ausgewiesen (unnötig, auf die Dunkelziffer hinzuweisen: diese wird sogar als sechsfach höher angenommen).

In einer jüngst erschienenen Studie der Europ Assistance Group wurden in acht europäischen Ländern und in den USA Konsumenten nach deren Erfahrungen mit dem Thema Cyberkriminalität befragt. Überraschend dabei ist, dass schon annähernd jeder vierte Österreicher jemand kennt, der von einem Cyberangriff betroffen war oder ist. Erpressermails stehen dabei an erster Stelle – gefolgt von Kreditkartenbetrug, Virenbefall und Identitätsdiebstahl.

Wunsch und Wirklichkeit
Opfer sind immer die anderen? Ein zutreffender Befund, wenn man sich vergegenwärtigt, dass sich nur ein Viertel der befragten Österreicher sorgt, jemals Opfer von Computerkriminalität zu werden. Das ist erschreckenderweise der niedrigste Wert aller untersuchten Länder. In Spanien etwa sehen sich drei von vier mit dieser Gefahr konfrontiert, in Italien und Rumänien jeder Zweite.

Auch was die Sorge um die eigenen Kinder angeht, liegt Österreich unter dem Durchschnitt. Hier fürchtet nicht einmal jeder dritte Vater oder jede dritte Mutter um die Cybersicherheit ihres Kindes bzw. ihrer Kinder.

Auch kein Ruhmesblatt: In den untersuchten EU-Ländern weiß überhaupt nur jeder Dritte, dass gegen die Bedrohungen aus der „dunklen digitalen Welt“ tatsächlich handgreifliche Maßnahmen getroffen werden können. In den USA sind sich dieser Tools freilich schon zwei von drei Usern bewusst. Während 91 % der interviewten Österreicher konkret Anti-Virus- bzw. Anti-Malware-Programme auf ihren PCs installiert haben, werden diese auf lediglich 52 bzw. 50 % der Tablets bzw. Smartphones angewandt. In Österreich ändern 33 % ihre Passwörter nur selten oder nie. Sind die persönlichen Daten dann in Gefahr, wüsste laut Europ Assistance Group nur jeder Dritte, wie zu reagieren sei. 40 % der Österreicher wünschen sich demzufolge mehr Services im Bereich Cybersicherheit.

Finanzinstitutionen wird übrigens zugetraut, „ein verlässlicher Partner für Cyberschutz“ zu sein. So glauben laut Studie 69 % der Österreicher, dass „man Banken vertrauen kann, wenn sie solche Services anbieten“. Kurzum: In Österreich gehen Verbraucher mit ihren persönlichen Daten – immer noch – viel zu sorglos bis sogar fahrlässig um.

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