Höhenflug der Aktie trotz Megaflop des A380
Airbus wird das Aus für den weltweit größten Passagierjet in den kommenden Jahren wohl gut wegstecken.
Michael Riedel, München. Das Ende des weltweit größten Passagierjets A380 hat dem Aktienkurs von Airbus (ISIN: NL0000235190) keine Turbulenzen beschert. Im Gegenteil: Seitdem der scheidende Konzernchef Tom Enders Mitte Feber bekanntgab, dass der Konzern die Produktion 2021 einstellen wird, ist der Börsenwert des MDAX-Unternehmens auf ein neues Allzeithoch geklettert.
Dabei kann Airbus auf ein starkes Geschäftsjahr 2018 zurückblicken. 800 Passagierflugzeuge hatte Airbus ausgeliefert und damit fast den Erzrivalen Boeing (ISIN: US0970231058) erreicht. 2019 sollen es dann 880 bis 900 Maschinen werden. Der Umsatz kletterte um 8 % auf 63,7 Mrd€, der Auftragseingang lag Ende Dezember 2018 bei 55 Mrd€. Weil die Belastungen des Vorjahres wegfielen, fiel der operative Gewinn mit 5,8 Mrd€ fast doppelt so hoch aus wie 2017. Für den Produktionsstopp des A380 musste Airbus nur knapp 200 Mio€ abschreiben. Dafür springt für die Aktionäre mit 1,65 € je Aktie eine um 10 % höhere Dividende als im Vorjahr heraus.
Um die künftigen Einnahmeausfälle mit dem A380 zu kompensieren, ist das Luft- und Raumfahrtunternehmen breit genug aufgestellt. Airbus setzt dabei vor allem auf die Mittelstreckenflugzeuge der A320-Familie. Sehr stark nachgefragt sind vor allem die A320neo mit ihren weniger Treibstoff verbrauchenden Triebwerken. Zugleich will Airbus mit dem viersitzigen elektrischen City Airbus den Einstieg in das Geschäft mit Flugtaxis schaffen. Mitte 2019 ist der Start der Praxistests auf einem Übungsgelände nahe Ingolstadt geplant.
Angesichts dieser Perspektiven gehen die Branchenexperten davon aus, dass Airbus bei Umsatz und Ertrag die Flughöhe beibehält. 19 Analysten sprechen sich zurzeit für den Kauf der Aktie aus, während sechs empfehlen, den Titel zu halten. Und ein Blick auf Bewertung und Wachstum zeigt, dass Airbus dabei ist, den Rivalen Boeing zu überholen. Mit einem 2019er-KGV von 19 ist die Aktie günstiger bewertet als Boeing (21). Dazu wird Airbus mit einem geschätzten Gewinnplus von 19 % für den Zeitraum 2018 bis 2021 auch schneller wachsen als die 15 % des Konkurrenten.
Weil zwei Risikofaktoren bleiben, ist die Aktie auf dem aktuellen Kursniveau sehr spekulativ. So droht bei einer Verschlechterung der Weltwirtschaft, dass Fluggesellschaften die bestellten Flieger nicht abnehmen.
Noch schwerer wiegen die Bestechungsvorwürfe um den Verkauf von Militärflugzeugen. Während Airbus in Deutschland mit einem Bußgeld von 82 Mio€ davonkam, ermitteln noch die Behörden in Frankreich und Großbritannien und seit Ende 2018 auch das US-Justizministerium. Im Schuldfall drohen dem Enders-Nachfolger Guillaume Faury empfindliche Geldstrafen.
Foto: Airbus S.A.S. 2017