Der Kupferpreis könnte die Trendwende schaffen

Hoffnungen auf ein Ende des Handelsstreits sowie das Angebotsdefizit stützen.

Raja Korinek.Es war ein kleiner Hoffnungsschimmer – mit großen Folgen. Als am letzten Handelstag im März Gerüchte über eine Annäherung zwischen den USA und China die Runde machten, legten die Märkte zu. Die Hoffnung ist groß, dass es zu einer Einigung kommt. Und das wäre gut für die Weltkonjunktur.

Davon würden auch die Rohstoffmärkte profitieren, so etwa der Kupferpreis. Immerhin ist China mit einem Jahresverbrauch von rund 11 Mio Tonnen der mit Abstand weltgrößte Verbraucher. Denn wer seine Infrastruktur ausbauen möchte, der braucht viel Kupfer. Weil aber der Handelskrieg die Aussichten vor allem für Chinas Wirtschaftswachstum dämpften, gab der Preis im Juli 2018, nach Ausbruch des Disputs, kräftig nach. Damals notierte die Tonne an der Londoner LME bei rund 7.300 USD und rutschte auf ein Zwischentief von 5.900 USD.

Trendwende in Sicht?
Nun scheint der Preis wieder nach oben zu drehen. Immerhin ist die Marke von 6.600 USD im Visier. Offensichtlich sei der übertriebene Pessimismus Ende 2018 dem China-Optimismus gewichen, meint man etwa bei der Commerzbank. Denn das Reich der Mitte hat erneut umfangreiche Konjunkturprogramme gestartet, zu denen Infrastrukturprojekte zählen. Zuletzt waren es die Fortschritte bei den Gesprächen zwischen US-Präsidenten Donald Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping, die für einen Schub sorgten. „Dass man eine Einigung erreichen will, wird klar signalisiert. Die Gespräche wurden sogar verlängert“, betont Nitesh Shah von Wisdom Tree.

Einzig, auf der Angebotsseite gibt es ebenso wichtige Entwicklungen. Denn, wie Commerzbank-Analyst Daniel Briesmann festhält: „Der globale Kupfermarkt war im vorigen Jahr stark unterversorgt.“ Dazu verweist der Rohstoffprofi auf den Bericht der International Copper Study Group (ICSG). Demzufolge belief sich das Angebotsdefizit auf 387.000 Tonnen, „das höchste Defizit seit vier Jahren“, so Briesmann.

Weniger Kupferschmelzen
In Chile, dem weltweit größten Kupferproduzenten, sorgten starke Regenfälle für eine Beeinträchtigung. Auch gab es eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Ausfällen von Kupferschmelzen. Große Auswirkungen hatte etwa die Stilllegung der „Tuticorin“-Schmelze in Indien. Der von der ICSG für heuer erwartete Abbau des Angebotsdefizits sei Briesmann zufolge fraglich.

Entsprechende Produkte
Für interessierte – risikobewusste – Anleger gibt es die Möglichkeit, auf die Preisentwicklung mit Zertifikate zu setzen. Die BNP Paribas bietet etwa das „RICI EnhancedSM Kupfer (TR) ETC“ (ISIN: DE000PB8R1C7) an. ETC steht für Exchange Traded Commodity, und ist eine besondere Form von Zertifikate, da ein ETC mit einem Kollateral besichert ist. Zudem wird nicht direkt auf den Kupferpreis, sondern auf den künftigen Preis mittels Derivaten – sogenannten Futures – gesetzt. Sie werden in unterschiedlichen Laufzeiten, von drei bis zwölf Monate, gehandelt, und müssen immer wieder verlängert werden. Dabei wird bei der Verlängerung stets der günstigste Future unter all diesen Laufzeiten gewählt – daher auch der Zusatz „enhanced“ im Produktnamen.

Dollarrisiko auch beachten
Wer sich mehr Risiko zutraut, kann gehebelt auf die weitere Kursentwicklung setzten, etwa mit einem Turbo-Long-Zertifikat der Société Générale (DE000ST4DT31). Der aktuelle Hebel liegt bei 3,358, die Barriere bei 4.725,66 USD. Wird diese berührt oder nach unten durchbrochen, weil der Kupferpreis kräftig nachgibt, verfällt das Zertifikat. Bei beiden Produkten muss man auch das Dollarrisiko beachten.

Foto: Rio Tinto