Sowohl aktive als auch passive Fonds haben ihre Vorzüge.

Aktiv oder passiv gemanagte Fonds – der Anleger hat die „Qual der Wahl“.

Patrick Baldia.Der Siegeszug der passiven Fonds hält weiter an. Auch wenn im von zunehmender Volatilität geprägten Börsenjahr 2018 weniger Geld in die Fonds floss als 2017, konkret waren es im Vorjahr 606 BioUSD, konnten sie ihren Anteil an globalen Fondskuchen dennoch weiter ausbauen – Tendenz weiter steigend. In einem Bericht der Ratingsagentur Moody’s wird davon ausgegangen, dass alleine in Europa der Anteil passiver Fonds am gesamten von Fonds verwalteten Vermögen bis 2025 von 14 % (Stand: Ende 2017) auf 22 bis 27 % ansteigen wird.

Aktiv versus passiv
Die treibende Kraft dieser Entwicklung sei die starke Nachfrage von institutionellen Investoren und Privatanlegern nach ETFs. Die Gründe für diesen Boom sind schnell erklärt: Sie sind nicht nur flexibel, liquide und günstig, sondern lassen auch oft aktiv gemanagte Fonds hinter sich. In der mitunter äußerst emotional geführten Debatte „aktive versus passive Investmentansätze“ wird aber gerne vergessen, dass aktiv verwaltete Fonds in verschiedenen Markt- und Konjunkturphasen auch ihre Vorzüge haben.

Gute Renditen erwirtschaften ETFs beispielsweise in einer frühen Phase des Konjunkturzyklus, in der „Risky Assets“ wie Aktien und Unternehmensanleihen grundsätzlich in den Fokus der Anleger geraten und die oft von starken Kursanstiegen gekennzeichnet ist. Die andere Seite der Medaille ist allerdings, dass gerade in solchen Perioden immer wieder Titel ordentlich Federn lassen können. In solchen Fällen können etwa aktive Value-Aktien-Strategien ihren Vorteil ausspielen.

Steigen wiederum das Wirtschaftswachstum und die Börsenkurse weiter stärker an, so sind Anleger mit passiven Strategien gut beraten, wie der direkte Performancevergleich aufzeigt – nicht zuletzt weil dann üblicherweise verschiedene Assetklassen stärker miteinander korrelieren.

In der späten Zyklusphase, in der in der Regel die Volatilität steigt und die Einzeltitelselektion wichtiger wird – wie jetzt also -, sind dagegen aktive Ansätze zu bevorzugen. Im Rahmen der Korrektur im vergangenen Juni haben beispielsweise Aktien-ETFs unter europäischen Anlegern hohe Abflüsse verzeichnet.

Wachstumsrückgang für Bondanleger positiv?
„Wir als Renteninvestoren können den globalen Wachstumsrückgang durchaus etwas Positives abgewinnen“, sagt Christian Kopf, Leiter Portfoliomanagement Renten bei Union Investment, zum Börsen-Kurier. Schwächeres Wachstum bedeute nämlich auch, dass die Märkte nicht überhitzen und die Inflation niedrig sei. Dass etwa der Großteil der US-Zinserhöhungen bereits erfolgt sei, biete beispielsweise ein gutes Umfeld für Emerging-Markets-Anleihen.

Der Union-Investment-Mann sieht aktive Strategien bei Unternehmensanleihen aber nicht nur in späten Zyklusphasen, wie derzeit, im Vorteil. Das habe nicht zuletzt eine hauseigene Studie („Aktives versus Passives Management von Credits“, Anm.) aufgezeigt. Demnach könnten aktive Manager den häufigen Benchmark-Anpassungen – aufgrund von Neuemissionen, Fälligkeiten und Rückkaufangeboten – besser Rechnung tragen. Dass passive Investoren oft unter Zwang kaufen oder verkaufen müssten sei auch mit hohen Kosten verbunden. „Wir konzentrieren uns zudem gezielt auf billige Emissionen, was einen jährlichen Zusatzertrag von 15 bis 20 Basispunkten bringt“, so Kopf.

Teuer oder günstig?“
Die letzte Ausgabe (Stand: Ende 2018, Anm.) des halbjährlich berechneten Aktiv-Passiv-Barometer von Morningstar, das die Performance von aktiv gemanagten mit jener von passiv verwalteten Fonds in 15 europäischen Fondskategorien über fünf verschiedene Zeiträume vergleicht, spricht auf den ersten Blick eine klare Sprache: Auf Einjahressicht haben durchschnittlich nur 34 % der aktiven Aktienfonds ihre passiven Pendants geschlagen. Bei aktiven Anleihefonds waren es nicht mehr als 25 %. Auch über längere Zeiträume zeigt sich eine ähnliche Tendenz. Auf 15-Jahressicht können etwa nur 17 % der aktiven Aktienfonds und 19 % der aktiven Anleihefonds die passive Konkurrenz schlagen.

Auch wenn das europäische Aktiv-Passiv-Barometer bestätigt, dass Indexfonds ihrer aktiv gemanagten Konkurrenz oft überlegen sind, so empfehlen die Morningstar-Experten Anlegern dennoch nicht, sich nur auf ETFs zu konzentrieren. Wie Ali Masarwah, er ist Chefredakteur bei Morningstar Deutschland, meint, wären aktiv verwaltete Fonds zwar insgesamt teuer, konzentriere man sich aber auf die günstigsten unter ihnen, so schaue die Lage anders aus. Tatsächlich: Auf Zehnjahressicht kann 63 % des günstigsten aber nur 24 % des teuersten Aktienfonds-Quintils die passive Konkurrenz schlagen. Bei Anleihen liegt dieses Verhältnis bei 63 zu 31 %. Das Morningstar-Fazit: die Kernfrage laute nicht „aktiv oder passiv?“, sondern vielmehr „teuer oder günstig?“.

Foto: Pixabay/geralt