Marktschwankungen richtig nutzen
Zertifikate bieten Chancen in den unterschiedlichsten Phasen.
Raja Korinek. Die Zahl ist beachtlich: Gut 10 BioUSD an Anleihen weisen derzeit eine negative Rendite auf. Darauf verwies Heiko Geiger von der Bank Vontobel am diesjährigen Kongress des Zertifikate Forums Austria. Die Veranstaltung fand am 9. Mai in Wien statt, der Börsen-Kurier war Medienpartner.
Geiger, der selbst auch Vorstandsmitglied des Zertifikate Forums Austria ist, mahnte angesichts der Minuszinsen vor einem realen Wertverlust. Einzig, die Alternativen sind dünn gesät. Denn die Aktienmärkte schwanken aufgrund des aufflammenden US-Handelsdisputs mit China kräftig, was Anleger stark verunsichert.
Zertifikate als goldene Mitte
Einen Ausweg aus dem Dilemma liefern Zertifikate, so Geiger. Dies unterstrich auch Ulrich Schmidt vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Er präsentierte Ergebnisse aus seiner Studie „Zertifikate und ihr Mehrwert in jeder Marktphase“. Dazu wurden Werte von 2017 für den Eurostoxx 50 sowie die Verzinsung auf Bankeinlagen verwendet. Und mit Zertifikate auf den Index verglichen.
So wurde etwa eine Indexanleihe herangezogen. Diese Produkte (sie gibt es auch auf Aktien) haben meist eine Laufzeit von ein bis zwei Jahren und zahlen einen fixen Kupon. Notiert am Laufzeitende der Index am oder über den festgelegten Ausübungspreis, erhalten Anleger zusätzlich ihr Kapital zurück. Notiert der Kurs darunter, bekommen Anleger stattdessen einen Barausgleich, der der negativen Wertentwicklung des Indexes entspricht.
Auch wurde in der Studie ein Capped-Bonus-Zertifikat herangezogen. Bei diesen Produkten profitieren Anleger von leicht steigenden oder seitwärtstendierenden Kursen. Dafür erhalten sie zu Laufzeitende ihr eingesetztes Kapital zurück sowie eine Bonuszahlung. Zudem gibt es einen Verlustpuffer, und zwar bis zur Barriere. Wird sie berührt oder unterschritten, verfällt die Bonuszahlung, der weitere Kursverlauf des Zertifikats richtet sich 1:1 nach jener des Basiswerts. Kurszuwächse sind nach oben hin mit dem Cap begrenzt.
Mehrwert geschickt nutzen
Das Ergebnis der Studie zeigte: Zertifikate schnitten grundsätzlich besser als die Mischung aus einem Direktinvestment in den Eurostoxx-50-Index und einer Bankeinlage ab. Außer in extrem schwankungsfreudigen Zeiten. Da hinkten Zertifikate nach.
Ein Beispiel: Wer 2017 paritätisch in den Eurostoxx 50 und in eine Bankanlage investierte, hätte (bei einer durchschnittlichen Marktschwankung von 10,3 %) 3,06 % erzielt. Mit einer Indexanleihe auf den Eurostoxx 50, z.B. mit einem Kupon von 4,5 % und einem Ausübungspreis von 3.200 Punkten, hätte man 3,87 % erzielt. Auch sogenannte Capped-Bonus-Zertifikate hätten in den meisten Szenarien besser abgeschnitten.
Doch wie schauen die Produkte konkret aus? So hat etwa Vontobel eine Indexanleihe auf den Euro Stoxx 50 (ISIN: DE000VA617D9) mit einem Basispreis von 3.400 Punkten und einem Kupon von 5,55 %. Letzter Handelstag ist der 6.9.2019. Ein Beispiel für ein Capped-Bonus-Zertifikat auf den Euro Stoxx 50 kommt von der RCB (AT0000A1 NB55). Der Cap liegt bei 4.608,34 Punkten, die Barriere bei 1.467,63 Punkten. Letzter Handelstag ist der 2.9.2021.
Schutz bei sinkenden Kursen
Zudem kann man Zertifikate in einem pessimistischen Szenario dazu einsetzen, das Portfolio abzusichern, sagte Geiger. Oder damit direkt auf fallende Kurse wetten.
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