Sanktionspolitik dominiert Ölpreis
Die Sanktionspolitik dominiert die Ölpreis-Entwicklung. Konjunkturdaten spielen unterdessen eine untergeordnete Rolle.
Roman Steinbauer. Das eingeräumte Zeitfenster der Regierung Trump an eine Reihe von Staaten, keine Ölimporte aus dem Iran mehr zuzulassen, schloss sich Mitte April doch endgültig. Jeder Spekulation über eine Verlängerung einer Übergangszeit wurde nun von den USA eine Absage erteilt.
Die durch die US-Administration artikulierte Vorgabe an alle Staaten, ab 2. Mai keine Ölbezüge aus dem Iran mehr zu tolerieren, hatte an den Handelsplätzen des preissensitiven Schmier- und Brennstoffes zuvor eklatant preistreibende Auswirkungen. Die Märkte glauben an die Wirksamkeit dieses Druckmittels wohl schon seit Monaten. Der Preis-Rallye der Rohölsorten um bis zu 40 % seit Neujahr unterliegt keine weitere Basis. Unterstützend wirkten ansonsten (in geringerer Relevanz) bloß die vorläufig gestoppten Zinserhöhungen der US-Notenbank. Zudem wurden sämtlichen Staaten bei einer-Nicht-Befolgung Sanktionsmaßnahmen durch die amerikanischen Behörden angedroht. Zeitlich befristete Ausnahmeregelungen für asiatische und einige südeuropäische Länder (um andere Bezugsquellen zu organisieren) liefen nun aus. Dem fragwürdigen und umstrittenen Ziel des Weißen Hauses, dem persischen Regime die Haupteinnahmequellen zu kappen, wird nun voller Schub verliehen. Unklar bleibt indessen nur, wie weit die bedeutendsten Handelspartner Teherans, Indien und China, sich von den gestrafften Sanktionsdrohungen beeindrucken lassen. Bis zuletzt erreichte die US-Regierung bereits ein Abwürgen der internationalen Ölabnahmen aus dem Iran um etwa zwei Drittel auf 1 Mio Fass/Tag.
Dominantere Marktsteuerung durch Washington
Nach dem Ausverkaufs-Schluss-quartal an den Ölmärkten zu Ende 2018, drehte der Trend bereits knapp vor Jahreswechsel scharf. So wurde immer eindeutiger, dass die US-Regierung plant, den Iran komplett vom Export-Rohölmarkt „abzuschließen“. Bis zum 26. April zog der Preis für Brent-Öl um 40 % auf über 76 USD/Barrel an. Als Donald Trump Ende der Vorwoche die OPEC-Organisation öffentlich aufforderte, als Angebotsausgleich die Erdöl-Förderung zu erhöhen, knickten die Notizen sodann binnen 20 Stunden um satte 5 % ein. Auswirkungen zu derartigen Äußerungen aus Washington gingen an den Märkten zwar nie spurlos vorbei. Derart weitreichende Abhängigkeiten und erratische Preisausschläge im Zuge des politischen Agierens der USA stellen im jungen Jahrhundert aber eine neue Kategorie dar. Klar verbunden damit ist die neue US-Energie-Vormachtstellung dazu auf dem Gassektor.
Angeheizte Aktien der Öl-Vertreter an den Börsen
Der STOXX Europe 600 Oil & Gas-Index (ISIN: EU0009658780) kam mit 350 Punkten wieder bis auf 3 % an den Spitzenstand des Vorjahres heran. Erst in der Vorwoche folgte ein Abtauchen um 5 %. Der Kurs-Chart der heimischen OMV (AT 0000743059) folgte seit Jahresbeginn mit einem Anstieg von mehr als +30 % so gut wie spiegelbildlich dem breiten europäischen Energie-Index. Weitere internationale Schwergewichte wie Repsol-Valoren (ES0173516115) traten hingegen auf der Stelle oder performten weniger dynamisch. Dazu sind ENI (+8 %, IT0003132476) oder Royal Dutch Shell (+10 %, GB00B03ML X29) zu nennen. Sensibler entwickelten sich einmal mehr die Notizen der Equipment-Zulieferer. In Ternitz konnte das Management der Schoeller Bleckmann (AT00 00946652) heuer freudig eine wahre Kursexplosion, um in der Spitze 70 %, verfolgen. Enttäuschend fiel hier aber die Entwicklung der Halliburton-Papiere mit lediglich +10 % auf (US4062161017).
Foto: Fotomanufaktur JL – Fotolia.com