Die Rückkehr der Frachtsegler

Frische Brise für die Handelsrouten und die Umwelt.

Selten fühlt ein Geschäftsmodell so stark den Puls der Zeit und bietet gleichzeitig attraktive Anlagechancen im Bereich des „Green Investments“. Die Ausgangslage: Fairtrade produzierte Waren wie Kaffee, Kakao und Früchte werden in Europa im fairen Handel angepriesen und erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Ihr Transport über die Meere ist jedoch alles andere als fair für die Umwelt und die Konsumenten. Die mit Schweröl betankten Ozeanriesen stoßen immense Mengen an Schadstoffen aus. Das Unternehmen von „Sail Powered Shipping“ schritt zur Tat: „Viele reden davon wie man Umweltverschmutzung und deren Auswirkungen auf das Klima in den Griff bekommen könnte. Wir tun etwas“, betont Daniel Kravina, der kaufmännische Leiter im Gespräch mit dem Börsen-Kurier.

Das Schiff
Die SV-BRIGANTES wurde im „Golden Age of Sails“ 1911 speziell für den Transport von Fracht über den Atlantik gebaut, als das Jahrtausende alte technische Know-how aus der Handelsseefahrt seinen Höhepunkt erreicht hatte. Der Rumpf des Segelschiffes wurde generalüberholt und auf den letzten Stand der Technik gebracht. Die Schiffstaufe erfolgte vor wenigen Wochen in Trapani, Sizilien.

Das Geschäftsmodell
Börsen-Kurier:
Abseits von Segelromantik und dem nostalgischen Rückblick in die Geschichte der Handelsschifffahrt scheint der ökologische Aspekt selbsterklärend zu sein, aber lässt sich mit Frachtseglern heute noch Geld verdienen?

Daniel Kravina: Auch wir fragten uns selbstkritisch, ob diese Geschäftsidee zwar charmant, aber vielleicht zu nostalgisch sei. Uns war schnell klar, dass wir nicht ein Schiff bauen können, ohne auch gleich eine Marke aufzubauen.

Börsen-Kurier: Sie gründeten „Sail Shipped Coffee“ als Anreiz für den Handel und Endverbraucher.

Kravina: Genau. Zwei Schiffe segeln bereits regelmäßig über den Atlantik und wir sehen: das Geschäftsmodell funktioniert. Unser Schiff wird mit 215 Tonnen Cargo Kapazität ab 2020 das größte operative Segelfrachtschiff der bereits bestehenden Sail Cargo Bewegung sein und wird derer Gesamtkapazität fast verdoppeln. Dadurch führen wir Segelfracht aus der Romantikecke in die Realökonomie von heute!

Börsen-Kurier: Wie rentabel kann es sein, mit 200 Tonnen Segelfracht gegen schnellere Containerschiffe mit zigtausend Tonnen Ladung anzusegeln? Wie wollen Sie konkurrenzfähig sein?

Kravina: Größere Containerschiffe verbrennen 300 Tonnen Schweröl pro Tag! Heruntergebrochen auf den Kilogramm Handelsware ist der Transport sehr billig. Aber auch nur deshalb, weil man nicht berücksichtigt, wie viel Energie in den Schiffen steckt und wieviel es kosten würde, die giftigen Schweröle, die sie verbrennen, am Land zu entsorgen. Die konventionellen Transportkosten von Zentralamerika nach Europa belaufen sich auf rund 10 Cent pro Kg; bei uns sind es ca. 2,50 Euro. Das scheint viel; doch nur deshalb, weil die tatsächlichen Kosten des heutigen Transportes auf Umwelt und zukünftige Generationen umgewälzt werden. Wenn ich aber dem Konsumenten sage: Wir haben diesen Kaffee biologisch produzieren und fair handeln lassen, und wir haben ihn umweltschonend transportiert, bin ich mir sicher, dass viele Konsumenten bereit sind, dafür ein wenig tiefer in die Tasche zu greifen, weil die gesamte Kette vom Produkt bis zum Endverbraucher nachhaltig geschlossen ist und wir ein ehrliches Produkt von A-Z haben.

Börsen-Kurier: Welche Vertriebspartner sprechen Sie an und wie vermarkten Sie ihr USP?
Kravina: Unser Ziel ist, mehr und mehr die Gastronomie und Hotellerie zu überzeugen, dass man nicht nur Kaffee genießt, sondern eine gesamte Story dazu erzählt. Auf einen Espresso runtergerechnet sind die Mehrkosten für den Konsumenten marginal. Eine Tasse Sail Shipped Coffee kostet vielleicht 6 bis 8 Cent mehr. Ein Genuss ohne Umweltsünden für ein ehrlich gehandeltes und lückenlos nachhaltiges Produkt. Nur am Rande: Bei Nespresso ist der Kilopreis doppelt so hoch wie unserer und der Abfall ist auch noch da.

Börsen-Kurier: Welche Überlegungen standen Pate bei der Geburt dieser Geschäftsidee?
Kravina: Mein Bruder ist Bootsbauer und ihm gings darum, Segelschiffe wieder ihrer Bestimmung zurückzuführen. Durch die Motorisierung gerieten sie in Vergessenheit. Segeln wurde zum Sport und Freizeitvergnügen. Mich hat gereizt, eine altbewährte Technik, die Tausende Jahre funktioniert hat, wieder in die heutige Ökonomie zu übersetzen und zu zeigen, dass dies Arbeitsplätze schaffen und ökonomisch erfolgreich sein kann. Es arbeiten sieben Leute an Bord und wir können bis zu zehn zahlende Passagiere mitnehmen, wodurch sich ein weiteres Geschäftsmodell auftut: der Tourismus. Unsere Gäste wollen mithelfen, wollen die Arbeit auf einem Segelfrachter hautnah miterleben. Das kann man heute nirgendwo mehr erleben.

Nachhaltiges Investment
Börsen-Kurier:
Warum sollte man in die Brigantes investieren?
Kravina: Unser Projekt eröffnet umweltbewussten Anlegern ein perfektes Impact Investment in einem wachsenden Markt. Die Themen Klimawandel und Umwelt stehen im Mittelpunkt des politischen und gesellschaftlichen Diskurses. Schon jetzt übersteigt die Nachfrage nach segeltransportieren Produkten die verfügbaren Kapazitäten, weil die Absatzmärkte und die Konsumenten positiv reagieren. Das Attribut „segeltransportiert“ wird zunehmend zu einem Qualitätsmerkmal; jede einzelne Bohne, die wir segeln, transportiert unsere Geschichte von Menschen und Produkten, mit denen man sich gerne identifizieren kann. Eine Geschichte, die den Kaffeegenuss um das gute Umweltbewusstsein erweitert. Aus dem Produkt „segeltransportiert“” wollen wir ein Lifestyle Element machen. Wir wollen Kaffeehäuser, Restaurant und Hotels sehen, die mithilfe unserer Produkte die Geschichte des lückenlosen fairen Transportes erzählen. Wir sind Front Runner als erstes österreichisches Unternehmen, das segeltransportierten Kaffee anbietet. Dieses Projekt hat das Potenzial, Menschen zu begeistern, zu sensibilisieren und ihr Konsumverhalten zu hinterfragen. Gleichzeitig bieten wir unseren Investoren einen fairen Return, analog zu anderen nachhaltigen Geldanlagen. Und man wird durch eine Investition in die SV-BRIGANTES auch Miteigentümer eines Traditionsschiffes, das wie kaum ein anderes Nachhaltigkeit mit Ästhetik verbindet.

Im Bild: Das Schwesterschiff der SV-BRIGANTES: die „Eye Of The Wind“. Copyright: Hans-Peter Bleck