China im Notwehr-Modus

Peking wertet aufgrund der US-Zölle die Währung ab und stütz so seine Wirtschaft.

Roman Steinbauer. Die zweitgrößte Volkswirtschaft zieht die nächsten Register, um die Verhandlungsposition im Handelskonflikt mit den USA zu stärken. Abrupt wurde der Renminbi um weitere 2,5 % herabgeboxt. Seit April drückte die chinesische Zentralbank (PBoC) die Devise um mehr als 5 % zum US-Dollar und somit auf den tiefsten Stand seit 2008. Intransparent ist, ob dabei ein „floaten“ der Marktkräfte Einfluss zuzurechnen ist. Gelangten doch staatlich anvisierte Kursbarrieren stets zur Umsetzung. Wie skeptisch die Finanzwelt die weitere Eskalationsstufe indessen wahrnimmt, reflektiert die Entwicklung des Shanghai-A-Index. Profitieren in der Regel heimische Exporteure im Gefolge einer Währungsschwäche, kam es im Reich der Mitte nicht minder zu einer Ausverkaufswelle.

Prioritäten zur Aufrechterhaltung einer Exportstärke

Chinas Handelsbilanzüberschuss blieb im Mai (letzte vorhandene Daten) mit umgerechnet 7,08 Mrd USD (6,32 Mrd Euro) stabil. Im Gegenzug verzeichnete die USA im Juni eine weitere Aufblähung des Außenhandelsdefizits auf 55 Mrd USD (49,08 Mrd Euro) – trotz politischem Gegensteuerns und boomender Energieexporte.

Unter namhaften US-Ökonomen ist umstritten, ob ein Einfuhrüberhang generell eine volkswirtschaftliche Belastung darstellt, sofern die Währungshüter das “Werkzeug” der Steuerung der Weltwährung in Händen hält. Doch geht es um Exportgeschäfte, um Arbeitsplätze und um anstehende Bundeswahlen.

Ein geschärfter Blick auf die jüngsten Handelsbilanz-Daten europäischer Volkswirtschaften zeigt auf: Europas ausfuhrfreudigster Staat verliert unter dem gegenwärtigen Marktanteils- und Währungswettlauf an Boden und kommt unter die Räder. Deutschlands Überschüsse reduzierten sich im Jahresvergleich heuer um bereits 8 % (Juni, +18 Mrd Euro). Bemerkenswert: Italien baute den Überhang im Handel auf 5,7 Mrd Euro aus, ebenso weist die Schweiz weiterhin steigende Relationen (4,1 Mrd CHF/3,76 Mrd Euro) auf.

Eingeschränkte US-Handlungsfähigkeit im Währungsgefüge

Der ausgeübte Druck der US-Administration auf die FED, rascher Zinsen zu senken, hat natürliche Grenzen: Denn ein scharfes Handeln zu einer monetären Lockerung und dem Begehren, die aktuelle Attraktivität des “Buck” zu schmälern, birgt Gefahren. Die Marktteilnehmer am Bondmarkt würden bei einem rasch abdriftenden US-Dollar wohl eine Abgabewelle lostreten. Dies wiederum würde zu höheren Zinsen langlaufender Anleihen führen – trotz gesenkter Leitzinsen. Eine „steile“ Zinskurve konterkariert die gewünschte Wirkung folglich selbst und belastet zudem die angespannte Staatsverschuldung über dem Teich.

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