Investieren in Smart Cities

Die Urbanisierung, intelligent gestaltet, bietet riesige Anlagechancen.

Manfred Kainz. Stadtflucht, Wegziehen ins Grüne oder ganz aufs Land. Ein Trend und vielfacher Wunsch hierzulande. Aber das mitteleuropäische Bild ist nur eine Seite der Medaille. Denn global geht die Entwicklung genau in die andere Richtung. Da ist das Motto: Die Zukunft ist urban. Extrembeispiele: 90 % des Anstiegs der städtischen Bevölkerung werden sich in Schwellenländern vollziehen. Und: 70 % der globalen Treibhausgasemissionen sind von Städten verursacht.

Deshalb sucht man weltweit nach „smarten“ Lösungen für die Herausforderungen der Urbanisierung. Das heißt auch, dass es ebenso wachsende Zukunftschancen für Unternehmen gibt, die bessere, nachhaltigere Lösungen für „Smart Cities“ anbieten. Schon heute erwirtschaften die Städte weltweit mit erst rund 40 % der Weltbevölkerung schon rund 80 % des globalen BIP. Umso stärker gilt das für „Smart Cities“, die vier Charakteristika haben: Sie verbessern die Lebensqualität ihrer Bewohner und machen den Trend zur Verstädterung nachhaltig. Smart Cities stehen also für qualitatives Wirtschaftswachstum. In Smart Cities ballt sich die „Intelligenz“: Digitale Technologien und Daten treiben einen massiven Wandel voran, wie Städte „gesteuert“ werden. Und: Smart Cities liefern Impact: Wenn es um Lebensqualität und Umweltmanagement geht, wird nachhaltiger Fortschritt am ehesten in Städten erzielt.

„Agenda 2030“
Zu diesem Humus für Investmentchancen kommt noch die (welt-)politische Vorgabe: Die „Agenda 2030“ der Vereinten Nationen hat in ihren „Nachhaltigen Entwicklungszielen“ (Sustainable Development Goals), die für alle Länder gelten, auch das Ziel „Sustainable Cities and Communities“ definiert. Das setzt Entscheider weltweit unter Druck, Investitionsentscheidungen zu treffen, um Ballungsräume und den Urbanisierungsprozess nachhaltig(er) zu machen.

Laut einer Analyse der Citigroup betrifft dieses Ziel schon heute weltweit rund 4 Mrd (Stadt)-Menschen, Tendenz weiter steigend, und erfordert riesige Investitionen in Höhe von rund 2,1 Bio USD pro Jahr (!). Es ist daher nicht nur ein theoretisches Konzept, sondern bietet ganz konkrete Anlagechancen in mehreren Segmenten.

Die Unternehmen in den betreffenden Branchen bilden eine „Smart-City-Wertschöpfungskette“ und lassen sich – wie es etwa  Benedicte Reisser von Pictet Asset Management bei einem Kongress in Wien formulierte – in drei Segmente zusammenfassen: „Building the City, Running the City and Living in the City“.

Zu ersterem zählen Unternehmen, die in Planung und Bau der Städte von morgen mit Fokus auf (Energie-)Effizienz, Sicherheit, Finanzierung und Stadtentwicklungstechnologie tätig sind. Zweitere sind Unternehmen, die die traditionellen, Mobilitäts- und digitalen Infrastrukturen für das tägliche Funktionieren von nachhaltigen urbanen Räumen bieten. Und drittens Unternehmen, die Lösungen und Services für das urbane Leben der Zukunft bieten, von Wohn- und Coworkinglösungen bis zu Ernährung und Freizeit. Für Reisser schränkt sich so das Anlageuniversum auf rund 250 Aktientitel weltweit ein.

Ihre aktuellen Top-3-Aktienpositionen sind Vonovia (ISIN: DE000A1ML7J19) aus dem Segment Living in the City, sowie Visa (US92826C8394) und Cisco (US17275R1023) aus dem Segment Running the City.

Als europäische Beispiele nannte sie weiters die finnische KONE (FI0009013403, mit Österreich-Tochter) als Player in Gebäudeeffizienz und die britische SEGRO (GB00B5ZN1N88, CityPark Wien) für Logistiklösungen.

Foto: Adobe Stock / Hanoi Photography