Dreißig Waschmaschinen sind genug
IVA-Initiative für mehr junge Austro-Aktionäre gestartet.
Manfred Kainz. „Young Shareholders Austria“ lautet eine neue Initiative des Interessenverbandes für Anleger (IVA). Die Ausgangslage für die Mobilisierung der Jugend für das Thema Aktien ist ja eine höchst verbesserungewürdige, wie IVA-Vorstandsmitglied und Initiator Florian Beckermann betonen. Österreichs Aktionärsquote in der Bevölkerung liegt lediglich bei 2 bis 4 % und damit am Ende des europäischen Rankings. Im vergleichbaren Schweden etwa beträgt die Privataktionärsquote rund 25 %. Heimische Schüler, Studenten und Berufseinsteiger haben zwar Erfahrungen mit Krypto-Währungen und interessieren sich für Börse und Investment. Aber trotzdem sind junge Aktionäre in Österreich rar, nicht organisiert und haben somit keine nachhaltige Stimme am Kapitalmarkt. Dazu kommt, dass junge Anleger kaum Kontakt mit börsenotierten Aktiengesellschaften haben. Oft ist der Grund simpel: Zu den Vormittagsterminen der HV und den nach Stunden beginnenden Abstimmungspunkten haben sie ausbildungs- oder jobbedingt keine Zeit. So können sie Frage- und Stimmrecht kaum nützen.
Um trotzdem bzw. gerade deshalb eine Initiative für mehr Jungaktionäre zu setzen, startete der IVA mit einem Impuls-Event, zu dem junge Aktionäre zu einer Podiums- und Publikumsdiskussion in die Wiener Klimt-Villa geladen waren. Thema: „Lebenslanges Investment: Aktien für junge Leute.“ Diskutanten waren Elizaveta Lindström (sie ist Secretary General der World Federation of Young Investors), Erste-Bank-Vorstand Thomas Schaufler, Robert Ottel (der CFO der voestalpine und Präsident des Aktienforums) sowie Rupert-Heinrich Staller (der Geschäftsführer von Staller Investments).
Kapitalplan kann jeder
Angesichts der Nullzinsen und Inflation müsste der Weltspartag eigentlich „Weltenteignungstag“ heißen, so Schaufler. In Österreich liegen 260 Mrd Euro auf de facto unverzinsten Sparkonten. Des Bankers anschauliches Beispiel dazu: Jeder Österreicher habe umgerechnet „Reserven“ für den Kauf von 65 Waschmaschinen. Nun sei Sparen für ungeplante Ausgaben wichtig, aber Reserven für 30 Waschmaschinen sollten reichen. Mit dem Rest könnte man etwa in Kapitalpläne ansparen. Mit Zinseszins- und Cost-Average-Effekt könnten so gerade junge Menschen Vermögen aufbauen. Wobei Finanzbildung essenziell sei, denn: „Gute Ausbildung ist der beste Anlegerschutz.“ Da sei auch die Politik gefordert, denn eigentlich könne „keiner etwas dagegen haben, dass Herr und Frau Österreicher in Real Assets wie österreichische Aktien investieren“. Den Jüngeren beizubringen, auf diesem Weg etwas für die Vorsorge zu tun, gehöre in der Ausbildung unbedingt dazu.
Incentives gewünscht
Auch der bekannte kritische Aktieninvestor Staller wünscht sich ein „Pflichtfach in höheren Schulen“. Und „Fondsparen kann wirklich jeder machen“. Ottel ergänzt: „Aktiensparen ist eine Sache des Langdabeiseins.“ Eine Aktienforum-Umfrage zeigte auch: Um mehr Österreicher zu Aktien zu bringen, „müsste die Rendite höher sein als am Sparbuch“. Das ist ja schon so und müsse nur mehr kommuniziert werden, so Ottel.
Ein ausführliches Interview mit Elizaveta Lindström darüber, was die Schweden (besser) machen, lesen Sie übrigens in der nächsten Ausgabe des Börsen-Kurier.
v.l.n.r.: Rupert-Heinrich Staller, Florian Beckermann, Elizaveta Lindström, Thomas Schaufler und Robert Ottel
Foto: Petzwinkler