Junge Anleger – Vorbild aus dem Hohen Norden

Interview mit Elizaveta Lindström, der Generalsekretärin der World Federation of Young Investors.

Manfred Kainz. Die neue Initiative „Young Shareholders Austria“ hat Unterstützung aus dem Hohen Norden. „Young Shareholders Austria“ ist die Idee von Florian Beckermann, Mitglied des Vorstandes des Interessenverbandes für Anleger (IVA). Intention ist, (mehr) junge Österreicher für Aktionärstum zu interessieren und zu mobilisieren, die Aktionärsquote unter den jungen Anlegern zu steigern. Beim Auftaktevent in der Wiener Klimt Villa (der Börsen-Kurier berichtete in der vorwöchigen Ausgabe) konnte der IVA auch eine vorbildhafte Unterstützerin begrüßen: Die Schwedin  Elizaveta Lindström, sie ist Secretary General der World Federation of Young Investors. Der Börsen-Kurier sprach mit ihr darüber, was im Norden (besser) gemacht wird, um junge Menschen für das Aktionärstum zu gewinnen.

Organisiert
Denn im Vergleich hinken wir den Schweden ordentlich hinten nach. Während die heimische Bevölkerung bei einer Aktionärsquote von 2 bis 4 % grundelt, kann man in Schweden auf gut 18 % Direktaktionäre verweisen. Nicht zuletzt deshalb, weil die Swedish Shareholders Association mit 70.000 Mitgliedern eine treibende Kraft ist. Und diese hat, auch auf Initiative Lindströms, eine eigene Vereinigung für Junginteressenten gegründet: „Unga Aktiesparare“ zählt schon rund 14.000 Mitglieder bis zu 29 Jahren.

Finanzbildung kompakt
Finanziert ist diese aus Mitgliedsbeiträgen und staatlicher Unterstützung. Die Aktivitäten der Jugendorganisation sind vielfältig: So wird eine spezielle „Aktienspar Akademie“ geboten, die für Mitglieder gratis ist. Diese „Akademie“ ist ein Vier-Tages-Programm in zwei Schwierigkeitsstufen. In der zweitägigen Stufe eins lernt man Basics wie: Warum es wichtig ist, informiert und diversifiziert zu investieren; Wie man ein Aktiendepot eröffnet u.ä. Im zweitägigen Aufbauprogramm geht es dann um Fundamentalanalyse; wie man Reports und Bilanzen liest u.ä. Um die Ernsthaftigkeit der Teilnehmer zu gewährleisten sind beide Blöcke an Wochenenden, Samstagen und Sonntagen, anberaumt. Eingeladen wird via Social-Media-Verbreitung. Bisher konnte man damit schon rund 25.000 Jugendliche p.a. erreichen. Nach erfolgreicher Absolvierung der Abschlussprüfung dieser „Akademie“ winkt ein Diplom. Dieses wird von immer mehr Studenten (auch nichtwirtschaftlicher Studien) in ihren Lebenslauf aufgenommen und hat so Relevanz am Arbeitsmarkt bekommen, erzählt Lindström.

Attraktive Events
Neben der Jahreshauptversammlung von „Unga Aktiesparare“ besteht die Jugendvereinigung aus 41 lokalen Clubs/Abteilungen in fünf Regionen des Landes. Jede dieser Abteilungen – mit eigenständigen Geschäftsführern und Marketingmanagern – muss jedes Jahr mindestens sechs Veranstaltungen organisieren. Das können Treffen mit Aktiengesellschaften, Vortragsabende oder Social Events sein. Die Clubs melden ihre Aktivitäten an die Zentrale, sodass man ein landesweites Veranstaltungsangebot einsehen und nützen kann.

Dass diese Events Anerkennung genießen, zeigt das Interesse von Unternehmen als Sponsoren dabei zu sein. Diese nutzen die Veranstaltungen für ihr „Employer Branding“, also mit interessierten Jugendlichen als potenzielle künftige Mitarbeiter in Kontakt zu kommen, erzählt Lindström. Auch gibt es Aktiengesellschaften, die es der Jugendorganisation erlauben, bis zu zehn aktienlose Jugendliche zu ihrer Hauptversammlungen zu schicken.

Weiters gibt die Organisation ein Magazin und eine Quartals-Jugendzeitung heraus und bietet ihren Mitgliedern Ermäßigungen bei anderen Wirtschaftsmedien und bei ausgewählten Internet-Banken/-Brokern.

Es wirkt
All diese Aktivitäten tragen Früchte: Wie Clearingdaten zeigen, ist die Zahl der 21- bis 29-jährigen Aktionäre in Schweden in den vergangenen Jahren um fast 40 % gestiegen.

Foto: Börsen-Kurier