Palladium in nie dagewesenen Sphären


Anlage- und Industriemetall – beide Sektoren befeuern die Rallye.


Roman Steinbauer. Jene Marktteilnehmer, die die steile Palladium-Kursrallye bereits im Frühjahr als überzogen betrachteten, wurden um eine Erfahrung reicher. Noch im Juli suggerierte das Chartbild eine klassische Doppeltopp-Formation des raren Metalls. Institutionelle Investoren im Rohstoffsegment verleitet eine derartige Konstellation zum Aufbau von Short-Positionen. Kleinanleger legen sich hingegen gerne mittels Short-Zertifikaten oder Put-Optionen auf die Lauer.

Eine Umsetzung dieser Strategie erfuhr zuletzt allerdings eine bittere Bestrafung: Drei Wochen ist es her, dass die Palladium-Notiz den bisherigen Höchststand rasant durchbrach und die Bestmarke vom Juli bei 1.590 USD/Unze klar zurück ließ. Brutal für die Short-Fraktion wirkte der Umstand, dass sich der Preis ungezügelt binnen 15 Handelstagen um satte 6 % weiter in die Höhe katapultierte.

Inhaber diverser Palladium-Anlagemünzen sehen in der physischen Hortung des silbrig-weißen Metalls hingegen eine Bestätigung zur Depot-Beimischung. Die optimistische Feber-Prognose des Edelmetallhauses Heraeus ist derzeit auf realer Spur. Für das Jahresende wurde ein Niveau von 1.650 USD/Unze veranschlagt.

Extreme Preisüberziehungen kein neues Phänomen

Die Historie zeigt auf: Eine Kurs-Parallelität zur Goldnotiz ist längerfristig nicht vorhanden. Gar oft konträr verhält sich Palladium zur Preisbildung des Schwestermetalls Platin.

Dabei spielt die industrielle Nachfrage eine bedeutende Rolle. Vor allem die KFZ-Industrie setzt beide seltene Übergangsmetalle für Katalysator-Lamellen ein – wenn auch die Eigenschaften nicht ganz ident sind (auch abhängig, ob Diesel- oder Benzinaggregate genutzt werden). Eine verstärkte Nachfrage nach Palladium ging oft zu Lasten von Platin oder umgekehrt.


In Episoden globaler wirtschaftlicher Prosperität trieb somit die industrielle Nachfrage den Kurs des begehrten Elements mit dem Symbol „Pd“. In depressiven Phasen blieb stets die Hoffnung, Palladium könne als Edelmetall-Anlageobjekt Überkapazitäten ausgleichen. Somit dominierten duale Wahrnehmungen (zyklisch, da Industriemetall, oder Wertanlage, da Edelmetall).

Das Zinsniveau als relativer Wegweiser

Vom Jahr 1997 bis 2000 fand im Palladiummarkt ebenso ein regelrechter Kaufrausch statt, wie dies bei Technologietiteln der Fall war. Das heute mit dem „Platzen der Technologieblase“ verbundene Jahr 2001 riss den Wert des Palladiums mit. Um 80 % (bis auf 220 USD/Unze) kollabierte der Rohstoff – noch dramatischer als der Nasdaq-Index damals selbst. Ebenso folgte in der ausgebrochenen Finanzkrise im Jahr 2008 eine Kurshalbierung. Eine expansive US-Geldpolitik trieb geschichtlich die Bewertung zumeist an – nur sehr unbedingt ein schwacher USD! Auffällig auch derzeit: Ein seit 18 Monaten anziehender Greenback kann die rasante Bergfahrt des Palladiums nicht bremsen.

Für den Nervenkitzel

Optimisten, die kein Ende der Fahnenstange sehen, bietet die ING Bank auf den Palladium-Spot-Preis ein um den Faktor 7 gehebeltes „Open End Turbo Long Zertifikat“ (ISIN: DE000NG2QDX4) an. Achtung: Dabei gibt es eine Knock out-Schwelle bei 1.463 Punkten. Der Abstand dazu beträgt im Moment 13 %. Im Rahmen der derzeitigen Ausschläge stellt dies für den Zeichner keine geringe Gefahr da. Für Heißsporne, die die immer wieder auftretende scharfe Korrekturen oder gar den nächsten unweigerlich kommenden Einbruch der Palladium-Notiz ausmachen, bietet die Société Générale seit September einen Endlos-Turbo-Short-(Put-)Optionsschein (ISIN: DE000SR4TRV0) mit einem Hebel von 7,7 an. Der Basispreis von 1.889 USD steht zugleich als  Knock-out-Schwelle.


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