Renditechancen im hohen Norden

Skandinavien überzeugt durch Innovation, Nachhaltigkeit und Stabilität.

Christian Euler. In Zeiten der Minuszinsen, geopolitischer Unsicherheiten und wachsender Konjunktursorgen gestaltet sich die Suche nach auskömmlichen Renditen zunehmend schwieriger. Chancen finden sich vor allem abseits ausgetretener Pfade. Skandinavien etwa gilt aus unterschiedlichen Gründen als aussichtsreich, doch wird die Region von vielen Investoren außer Acht gelassen. Zu Unrecht, wie ein genauerer Blick zeigt.

Norwegen, Schweden, Dänemark und Finnland zählen weltweit zu den Ländern mit den stabilsten politischen und sozialen Rahmenbedingungen. Gleiches gilt für das wirtschaftliche Umfeld: Im Doing-Business-Ranking der Weltbank, in dem die Ökonomen die Unternehmensfreundlichkeit eines Landes untersuchen, belegen die skandinavischen Länder immer wieder vordere Plätze. „Skandinavien gewinnt nicht zuletzt dank seines hohen Diversifikationsgrads an Bedeutung. Mit Blick auf die kleinen, aber sehr offenen Volkswirtschaften gleichen sie einer Weltwirtschaft im Mini-Format“, bringt es Malte Kirchner, Senior Institutional Sales-Spezialist bei DNB Asset Management, auf den Punkt

Die Börsen honorieren dies bereits seit Jahrzehnten. Aktien aus Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland haben seit 1970 im Schnitt um jährlich 13 % zugelegt – während ihre Pendants aus den USA und Europa nur um rund 10 % pro Jahr gestiegen sind.

Mit Fonds Partizipieren
Mit Aktienfonds können Anleger breit diversifiziert an der möglichen Fortsetzung dieser Entwicklung teilhaben. Kleinere Unternehmen etwa bündelt der „Nordea 1 Nordic Equity Small Cap Fund“ (ISIN: LU0278527428), der seit Anfang Jänner um knapp 13 % zulegte. Fondsmanager Mats Andersson setzt vor allem auf Industriewerte und zyklische Konsumgüter, die 31 respektive 19 % des Portfolios ausmachen.

Der „DNB Fund – Nordic Equities“ (LU0083425479) hat im gleichen Zeitraum gut 18 % an Wert gewonnen und liegt damit um 7 %-Punkte über seinem Vergleichsindex MSCI Nordic Countries. Bei der Sektorengewichtung des Fonds liegen Aktien aus dem Gesundheitswesen mit einem Anteil von rund 27 % auf dem ersten Platz. Die größten Positionen sind die dänischen Pharma- bzw. Biotechnologietitel Novo Nordisk und Genmab.

Bei Investments die Anleihen nicht vergessen
Gute Chancen bieten auch Hochzinsanleihen. „Der Nordic High Yield Bond Market ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und lockt immer mehr ausländische Emittenten und Investoren an“, erläutert Anders Buvik, Manager des „DNB Fund – High Yield Institutional“ (LU1303786500). Seit Beginn der europäischen Schuldenkrise seien die nordischen Märkte attraktiver geworden, da Volkswirtschaften mit niedrigem Verschuldungsgrad, großen Devisenreserven und stabilen Triple-A-Ratings wie Norwegen selten seien. Dies spiegelt sich in überdurchschnittlichen Erträgen wider: Die jährliche Rendite seit Auflegung des „DNB Fund – High Yield Institutional“ im November 2015 liegt nach Abzug der Gebühren bei 6 % in norwegischen Kronen, auf Eurobasis beläuft sich das Plus auf 4,5 bis 5 %.

Geht es nach DNB-Mann Buvik, sollten nordische Hochzinsanleihen auch künftig die Nase gegenüber ihren festlandeuropäischen Pendants vorn haben. Dazu dürfte nicht zuletzt die norwegische Krone beitragen, die derzeit gegenüber dem Euro auf ihrem historischen Tief notiert. Zwar hängt die Währung von der Entwicklung des Ölpreises ab, doch hat dessen Einfluss abgenommen, weil Gelder des staatlichen Öl-Fonds genutzt werden können, um die norwegische Wirtschaft zu stabilisieren. Mit der zu erwartenden weiteren Stabilisierung des Ölpreises wird auch die norwegische Krone ihren Außenwert verbessern und mittelfristig Wertsteigerungen ermöglichen. Zusätzliches Aufwertungspotential birgt der von der norwegischen Notenbank eingeschlagene Weg, die Leitzinsen weiter anzuheben.

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