Zeitgenössische Künstlerlegenden in ihren 90ern.

Rainer, Bertoni, Staudacher und Pirkner – betagte Herren, die Österreich repräsentieren.

Lea Schweinegger. Alle vier Künstlergrößen konnten wir unseren Lesern bereits ausführlich im Börsen-Kurier präsentieren. Nun sind diese Protagonisten trotz ihres Alters noch aktiv in der Szene. Bestens betreut jedoch, das gehört erwähnt, von ihren Ehefrauen. Wir gratulieren den großartigen Künstlern herzlich zu ihren jeweiligen Geburtstagen und sagen herzlichen Dank für die interessanten Begegnungen und Gespräche bisher.

Arnulf Rainer
Rainer, der Meister des Übermalens und Begründer des Informel, geboren in Baden bei Wien, feiert am 8. Dezember seinen 90. Geburtstag. Aus diesem Anlass startete die „Albertina“ eine Hommage an einen der 100-Top-Künstler der Welt, die bis 19. Jänner 2020 im Albertina Museum zu besuchen ist. Zu sehen ist eine Auswahl der frühen Übermalungen und Kreuze, sowie eine Auswahl aus der umfangreichen Werkgruppe der „Face Farces“ und eine Serie von beeindruckenden Schleierbildern. Internationalen Bekanntheitsgrad hat auch das gleichnamige Museum in Baden, das vor zehn Jahren gegründet wurde. Rainer stellte in den wichtigsten Museen der Welt aus, unter anderem im Guggenheim Museum in New York. Der Börsen-Kurier berichtete über den Ausnahmekünstler unter anderem in einer September-Ausgabe.

Wander Bertoni
Der zweite hochbetagte Künstler ist Wander Bertoni. Geboren wurde er am 11. Oktober 1925. Der Künstler feierte jüngst seinen 94. Geburtstag. Bertoni, der 1943 als Zwangsarbeiter aus Norditalien, exakt der Reggio Emilia, auszog, um die Kunstwelt zu erobern, ließ sich letztendlich in Winden am Neusiedlersee nieder und schuf sich dort ein wunderbares Refugium. Dieses besteht aus einem faszinierenden Skulpturenpark mit rund 500 Skulpturen des grandiosen Bildhauers, die er im Alleingang produzierte. Bertoni zählt zu den wichtigsten österreichischen Bildhauern der Nachkriegszeit, mit italienischen Wurzeln. Er ist Mitbegründer des legendären „Art Club“, einer Künstlervereinigung, deren Präsident Albert Paris Gütersloh, ein österreichischer Maler und Schriftsteller, war. Dem Besucher tut sich in Winden eine Fabelwelt auf, über die er nur staunen kann und die Werke des Künstlers einfach bewundern muss! Bertoni studierte in den Jahren 1946 bis 1952 an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Fritz Wotruba. Von 1965 bis 1994 erhielt er eine Professur und wurde Leiter einer Meisterklasse für Bildhauerei an der Universität für angewandte Kunst in Wien.

Hans Staudacher
Der Dritte im Bunde ist der Doyen des Informell: Hans Staudacher, geboren in Kärnten, Jahrgang 1923. Er zählt zu den produktivsten zeitgenössischen Künstlern. Ähnlich wie die von Arthur Conan Doyle geschaffene Kunstfigur „Sherlock Holmes“, Kennzeichen war die Deerstalker-Mütze, trifft man den Künstler stets mit Kappe. Staudacher zählt nicht nur zu den produktivsten seiner Zeit, sondern auch zu den wichtigsten österreichischen Vertretern der Wiener Secession. Der große Josef Hoffmann (Jugendstil), schickte den Künstler mit dem rebellischen Schaffensdrang zur Biennale nach Venedig. Mit seinem großen zeichnerischen Talent sicherte sich dieser – trotz schwieriger Zeiten wie II. Weltkrieg – das Überleben. Der Autodidakt ging nach dem Krieg nach Paris „um Paris auch im Frieden zu sehen“, wie er in einem Interview mit dem Börsen-Kurier erwähnte, in erster Linie jedoch, um seinen Stil weiterzuentwickeln. Die Kunstmetropole ermöglichte ihm auch das Leben als Künstler. Staudacher ist ein Autodidakt, Beobachter und Dokumentarist, der sich nie an akademische Vorgaben hielt, sich aber in seinen Anfängen von Gustav Klimt inspirieren ließ.

Jos Pirkner
Der Vierte im Bunde ist Jos Pirkner, ein avantgardistischer Architekt und unermüdlicher Skulpteur, der mit seiner Kunst wie auch mit seiner Architektur etwas sagen möchte. „Schön wäre, ich würde als ein Künstler der Zeit mit einer individuellen formalen Sprache und der Gabe zu deuten wahrgenommen“, sagte er in einem Gespräch für den Börsen-Kurier vor drei Jahren. Pirkner hatte im Auftrag des Red-Bull-Chefs Dietrich Mateschitz für die Zentrale in Fuschl den „Vulkan von Fuschl“ geschaffen. Ein Gesamtwerk mit 14 riesigen Bullen, an dem er zehn Jahre arbeitete. „Von der Dimension der Skulpturen her war dieses Projekt wirklich außergewöhnlich. Ich arbeite nach wie vor an einigen Aufträgen – nicht in dieser Größenordnung, aber dennoch bedeutend.“

Der in Osttirol gebürtige Künstler feiert am 2. Dezember 2019 seinen 92. Geburtstag.

Auf dem Bild: Der Künstler Jos Pirkner vor einem seiner Bullen am Hauptsitz von Red Bull in Fuschl am See

Foto: Peter Rigaud/Red Bull Content Pool