Chinas Transformation bringt neue Chancen
Nicht nur wegen der Proteste in Hongkong gewinnt das chinesische Shenzen immer mehr an Bedeutung.
Raja Korinek. Auf den ersten Moment zeichnet die Entwicklung im Reich der Mitte ein wenig rosiges Bild. Im Oktober wuchs etwa die Industrieproduktion um nur 4,6 % im Jahresvergleich. Erwartet wurden gut 5,4 %. Auch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg zuletzt um nur 6 %, somit am unteren Ende der Bandbreite, die von der Regierung für heuer vorgegeben wurde. Caroline Yu Maurer, Head of Greater China Equities bei BNP Paribas Asset Management, macht die Entwicklung dennoch wenig Sorgen. Sie verweist auf den Handlungsspielraum, der noch nicht voll ausgeschöpft sei: „Die Regierung könnte viel aggressiver dagegen steuern.“
Überraschende Zinssenkung
Was aber nicht heißt, dass derzeit gar nichts geschieht. Erst vor wenigen Tagen senkte die People’s Bank of China (PBOC) überraschend die Zinsen für kurzfristige Darlehen von 2,55 auf 2,50 %. Das meiste Pulver hebt sich Peking lieber für schlechtere Zeiten auf – sofern diese kommen sollten, betont Maurer. Sie sagt: „Schließlich könnte sich der Handelsdisput mit den USA noch verschlimmern.“
So könnten die USA zum Beispiel die Einfuhr elektronischer Teile aus China verbieten. Und das würde chinesische Firmen hart treffen. Maurer findet dennoch, dass Chinas Regierung auf Ankündigungen des US- Präsidenten bislang durchaus besonnen reagiert. Schließlich müsste nicht sie, sondern Donald Trump die Wahlen im kommenden Jahr gewinnen. Noch ist aber keine Einigung in Sicht, selbst die Absegnung der als Meilenstein gefeierten „Phase 1“ lässt noch auf sich warten.
Shenzen löst Hongkong ab
Doch auch die anhaltendenden Proteste in Hongkong stehen im Fokus zahlreicher internationaler Anleger. Maurer machen diese allerdings weniger Sorgen, denn man bekäme die Krawalle im Alltag nur geringfügig mit. Sie betont auch, dass die wirtschaftliche Bedeutung Hongkongs allmählich abnehme, und vor allem von Shenzhen abgelöst werde. Dort gebe es weit mehr Studienplätze, vor allem auch im dynamischen Technologiebereich. Obendrein habe sich in Shenzhen eine junge High-Tech-Industrie etabliert. Maurer nennt es das „Silicon Valley“ Chinas. Und da sei es naheliegend, dass diese Firmen eines Tages auch an der Börse in Shenzhen eine Notiz anstreben würden.
Zudem wurde im vergangenen Juli in Shanghai die Star-Börse eröffnet, an dieser sind High-Tech-Firmen notiert. Obendrein öffne sich das Reich der Mitte zunehmend für Kapitalzuflüsse aus dem Ausland: „Selbst Broker und Banken gründen zunehmend Joint-Ventures mit chinesischen Partnern.“
Und wie geht es weiter? Für das kommende Jahr erwartet Maurer ein Wachstum von gut 6 % in China. „Doch auch die Inflation dürfte weiter steigen, und könnte 2020 die Marke von 4 % knacken.“ Auch in Hinblick auf die Börse hat Maurer eine klare Einschätzung. Ihr gefallen Titel vor allem aus dem Technologiesektor, sowie aus dem Gesundheits- und dem Konsumbereich. Diese Segmente lockten mit interessanten Wachstumschancen. Weniger Gefallen findet sie derzeit am Energiesektor, aber auch an einigen Finanztiteln.
Jedenfalls nutzt die Expertin die Chancen zum Beispiel im „BNP Paribas China Equity Fund“ (ISIN: LU0823426308) durchaus breitgestreut, und wird sowohl bei chinesischen Aktien am Festland als auch in Hongkong und in den USA fündig. Zu den größten Positionen im Fonds zählen der Onlinehändler Alibaba (US01609 W1027), der Versicherer Ping An Insurance (CNE1000003X6) sowie der Spirituosenhersteller Wuliangye Yibin (CNE000000VQ8).
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