Einzelhandel gewinnt an Stärke
In der der Wirtschaft manchmal bergauf, dann wieder bergab – im vierten Quartal gab es nur minimale Zuwächse und für Europa droht eine Rezession.
Michael Kordovsky. Nach einer Schwächephase mit durchschnittlichen Wachstumsraten von 2,1 % im ersten Quartal gewinnt der Zuwachs der des Absatzvolumens des Einzelhandels im Euroraum im 3. Quartal wieder an Dynamik. Das Wachstum beschleunigte sich von 2, 3 % im Juli auf 2,7 % im August und erreichte bereits 3,1 % (Jahresbasis) im September. Auffällig stark erholte sich dabei der Bereich „Textilien, Bekleidung, Schuhe“, dessen Wachstum von 0,2 auf 2,5 % anstieg. Allerdings ging diesem Sprung eine längere Schwächephase voraus. Beispielsweise schrumpfte im April und Mai dieses Segment gegenüber dem Vorjahreszeitraum im Euroraum um jeweils 4,6 bzw. 2,5 % ehe es nach einem zwischenzeitlichen Schub im Juni wieder zu zwei Monaten Stagnation kam. Hier zeigt sich eindeutig ein zwischenzeitlicher Nachholeffekt. Relativ stabil war zuletzt auch der Absatz von Datenverarbeitungsgeräten und Büchern mit einem Plus von 4,6 % im September.
Online-Handel gewinnt an Bedeutung
Bereits das gesamte dritte Quartal durchgehend ein zweistelliges Wachstum zwischen 10,3 und 11,2 % zeigte der Versand- und Internet-Einzelhandel. Immer mehr verlagern sich die Einkäufe ins Internet und es kommt im Sinne eines Omni-Channel-Marketings zunehmend zu einer Verflechtung von stationärem Handel und Online-Handel. Immer mehr Supermarktketten bieten auf Online-Bestellung einen Hauslieferservice. Darüber hinaus geht der Trend immer mehr in die Richtung, dass die Weihnachtseinkäufe bereits das Jahr über getätigt werden und dies zunehmend online. Nimmt man nur die Zahlen des Handelsverbands Deutschlands, so wuchsen dort die Online-Umsätze von 20,2 Mrd Euro 2010 bis 2018 auf 53,3 Mrd Euro, und 2019 wird ein weiterer Zuwachs auf 57,8 Mrd Euro erwartet.
Neue Wachstumsimpulse
Während in der Slowakei aufgrund des dort hohen Preisniveaus der Absatz im Einzelhandel bereits seit Mai rückläufig ist und in Lettland im September eine Schrumpfung um 0,4 % (August noch +2,5 %) erfolgte, wiesen folgende Länder zuletzt die höchsten Zuwächse auf: Rumänien (+7 %), Ungarn (5,8 %), Irland (5,2 %), Malta (5,1 %) und Polen (5,0 %).
Positiv zu werten ist, dass in der Leitwirtschaft Deutschland die Absatzvolumina im September um 3,4 % stiegen (nach +3,1 % im August). In Spanien beschleunigte sich der Zuwachs von 3,3 auf 3,5 % und Frankreich verzeichnete im August und September jeweils ein Plus um 4,2 bzw. 4,1 %. Wichtige Volkswirtschaften des Euroraums zeigen also erneut wieder eine Stabilisierung.
Aus der Vogelperspektive betrachtet liegen jüngste Wachstumsraten aber unter der Dynamik aus dem Jahr 2017. Doch zuletzt kam es wieder zu einer gewissen Annäherung. Nachdem der private Konsum, der im Euroraum für gut 54 % des Bruttoinlandsproduktes verantwortlich ist, von soliden Arbeitsmarktdaten gestützt wird, ist auch noch in den kommenden Quartalen von positiven Impulsen des Einzelhandels auszugehen. Während Handelskonflikte die Exportwirtschaft belasten, stützt der Konsum die Binnenkonjunktur und so lange es zu keinem spürbaren Anstieg der Arbeitslosigkeit kommt, sollte sich daran nichts ändern.
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