Medizintechnik unter der Lupe

Anleger müssen die Produkte verstehen und auch das Gefühl haben, dass zum Wohle der Menschen gearbeitet wird.

Roman Steinbauer. Der einstige DAX-Favorit Fresenius Medical Care (FMC, ISIN: DE0005785802) ließ Anleger bereits im vergangenen Jahrzehnt auf die Medizintechnik blicken. 2015 setzten die Dividendentitel des weltweiten Anbieters von Erzeugnissen zur Dialysetechnik dann aber zu einer Konsolidierung an.

Im deutschen MDAX-Segment stellten die Wertpapiere der Carl Zeiss Meditech (DE0005313704) FMC und andere Anlagesegmente zuletzt weitgehend in den Schatten. Von 15 € im Jahr 2011 ausgehend wurde die 100-€-Schwelle überschritten und der gesamte TecDAX klar hinter sich gelassen. Führt ein Unternehmen wie Carl Zeiss Produkte im Portfolio (Innovationen in der Augenheilkunde bis zur Mikrochirurgie), die der Investor im groben Umriss versteht, und werden diese zum Wohle des Menschen eingesetzt, führt dieser Ansatz zu einer ergänzenden Genugtuung. Die Bewertung des OP-Equipment-Spezialisten aus Jena ist mit einem Vorwärts-KGV für 2021 von 37 und einer Marktkapitalisierung von 9,5 Mrd€ unterdessen extrem hoch. Die Umsätze und die Gewinne zogen seit acht Jahren zwar hoch zweistellig an, folgten dem hohen Tempo der Kursnotizen jedoch nicht. Dies trifft ebenso auf die mittlerweile heiß gelaufenen Aktien der Eckert & Ziegler Med-Technik (DE000 5659700) zu. Die Notiz eines der größten Hersteller radioaktiver Komponenten für medizinische Zwecke schoss binnen dreier Jahre um mehr als 500 % nach oben.

Technologieschub zieht Risikokapital magisch an

Oft sind Kleinanleger mit Investitionen in diversen Branchen (Pharma, Biotech, Software) damit konfrontiert, die Art der Umsatzgenerierung kaum oder gar nicht nachvollziehen zu können. Im Zuge der vielfältigen humanistischen Anwendungsmöglichkeiten in der Medizintechnik zeigen in diesem Sektor gelungene Therapiekonzepte der Unternehmen hingegen nachvollziehbare Erfolge auf. Dies trifft unter anderem auf die in Genf beheimatete Alcon AG zu. Die Aktien (CH0432492467) werden seit April an der SIX Swiss gelistet. Das bereits 1945 in Texas gegründete Augenheilkunde-Unternehmen bietet umfangreiche Expertisen und ein breites Vision-Care-Produkt-Portfolio in 140 Ländern an. Die Bewertung ist mit einem KGV von 30 und einer dünnen Dividende keineswegs moderat. Die Langfrist-Fantasie liegt aber im künftig global steigenden Zugang mehrerer 100 Mio Menschen zu einem verbesserten Sehvermögen.

Einen Erfolgslauf hatten ebenso die Pulsion-Medical-Systems-Anteilhaber (DE0005487904) zu verzeichnen, ehe 2015 ein Ergebnisknick einkehrte. Die Titel des nahe München liegenden Diagnose- und Überwachungsanbieters mit 78 Mitarbeitern weisen mit einer stabilen Dividendenzahlung von 0,86 € eine Rendite von 3,4 % auf. Die Eigenkapitalquote liegt bei 59 %, der Streubesitz befindet sich bei dünnen 22 % (hohe Volatilität!).

Eine sich andeutende Bodenbildung

Seit dem Höchststand von 2017 halbierte sich die Drägerwerk-Notiz (DE0005550636). Reizvoll: Nach Verlustquartalen wurde im dritten Abschnitt dieses Jahres die Gewinnzone wieder erreicht. Die Lübecker bieten Spitälern Anästhesie-Arbeitsplätze, Beatmungsgeräte, Gassysteme, Patientenmonitoring sowie IT-Lösungen für den OP an.

Grobe Abschläge gab es jüngst auch in den Valoren der Geratherm Medical (DE0005495626). Das Unternehmen entwickelt moderne, mobile internettaugliche Varianten zur Körpertemperaturmessung und entsprechende Monitore. Eine Dividende von 0,40 € wirkt beim aktuellen Kurs von 7,50 € attraktiv.

Foto: Carl Zeiss Meditec