Wer vom Handelskrieg profitiert
Ein Zertifikat setzt auf Emerging Markets, die „lachende Dritte“ sein könnten.
Harald Kolerus. Die Wirtschaftsschlagzeilen werden nach wie vor vom internationalen Handelskonflikt beherrscht. Losgetreten wurde die „Causa prima“ bekanntlich von Donald Trump, der bereits im vergangenen Wahlkampf frei nach seinem Motto „America first“ eine härtere Gangart gegen China angekündigt hatte.
Kampf der Titanen
Die weltweite Wirtschaftsmacht Nr. 1 (USA) wirft China als Nr. 2 unter anderem den Diebstahl geistigen Eigentums, mangelnden Zugang ausländischer Unternehmen zum chinesischen Markt sowie die Manipulation der Landeswährung Yuan vor. Das führte zum „Handelskrieg“, der sich wohl noch lange Zeit hinziehen wird.
Wer im Match der Titanen als Sieger hervorgehen wird, ist noch ungewiss, bereits heute zeichnen sich aber „lachende Dritte“ als Gewinner ab. „Es ist zu erwarten, dass infolge der Handelsstreitigkeiten ganze Lieferketten vor der Umorganisation stehen. Diese Veränderungen eröffnen vielen Ländern und Unternehmen Chancen, was auch für Investoren interessant ist“, so das Fazit einer sehr ausführlichen Vontobel-Analyse. Das ist die Grundidee für den „Vontobel Trade Conflict Winners Emerging Markets Index“. Es ist davon auszugehen, dass Unternehmen, die bisher Waren für den US-Markt in China produziert haben, sich nach alternativen Produktionsstandorten umsehen werden.
Mögliche Gewinner
Vietnam, Indonesien, Thailand, Bangladesch, Taiwan, Malaysia und Mexiko werden – zumindest zu Beginn – als Hauptbegünstigte dieser Entwicklung gesehen. Dies liegt daran, dass niedrige Arbeitskosten und die Nähe zu Schlüsselmärkten für den Wettbewerbsvorsprung internationaler Unternehmen von entscheidender Bedeutung sind. Darüber hinaus profitieren Länder wie Chile, Argentinien oder Brasilien davon, dass China nach Ausbruch des Handelskonflikts dazu übergegangen ist, Warenimporte im Rohstoffbereich aus den USA auf andere Länder umzuleiten. Anleger können mit dem passenden „Strategie-Zertifikat“ auf den „Vontobel Trade Conflict Winners Emerging Markets Index“ (ISIN: DE000VE29AV8) 1:1 an der Wertentwicklung des Basiswertes profitieren.
„Gewisse Risikobereitschaft“
Was passiert aber, wenn der Handelskonflikt schneller gelöst werden könnte als erwartet? Der Börsen-Kurier hat bei Heiko Geiger, er ist Spezialist für strukturierte Produkte bei Vontobel, nachgefragt: „Nun ja, der Index ist genau auf das Anlageszenario zugeschnitten, dass sich der Handelskonflikt mittelfristig nicht lösen wird und sich neue Produktions- und Lieferketten ausbilden.“ Anleger, die nicht an dieses Szenario glauben, sollten besser nicht in dieses Produkt investieren.
Und wie riskant ist ein Investment in den Index generell? Immer-hin setzt man hier hauptsächlich auf Emerging Markets aus der „zweiten Reihe“? Geiger: „Anleger sollten schon eine gewisse Risikobereitschaft mitbringen, denn sie partizipieren linear sowohl an steigenden wie auch fallenden Kursen des Index. Über das Indexzertifikat tragen Anleger ein Aktienmarkt-Risiko, über die Zusammensetzung des Portfolios ein Emerging Market-Risiko.“
Genaue Selektion
Für den Index dient nun das globale Universum börsennotierter Aktien aus den Emerging Markets als Ausgangspunkt. Im nächsten Schritt erfolgt eine quantitative Filterung zur Ermittlung attraktiver Unternehmen aus den „begünstigten“ Volkswirtschaften und „sonstigen“ Ländern. Jede Aktie wird anhand von mehr als 100 Kennzahlen (z.B. KGV) analysiert. Der Index umfasst nach diesem Selektionsprozess mindestens 15 Titel, halbjährlich findet eine Überprüfung mit anschließender Neugewichtung statt. Derzeit enthalten ist z.B. Samsung: Der südkoreanische Konzern ist die weltweite Nummer 1 bei Smartphones. Wobei besonders Apple stark vom chinesischen Markt abhängig ist, so dass Samsung von möglichen negativen Folgen des Handelskonflikts für den iPhone-Konzern profitieren könnte.
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