„Ein Aktienzyklus stirbt nicht an Altersschwäche“

Der Börsen-Kurier im Gespräch mit Carsten Kutschera vom US-Vermögensverwalter T. Rowe Price.

Patrick Baldia, Börsen-Kurier: Herr Kutschera, ETFs bzw. passive Strategien gewinnen an Bedeutung. Sie sind in der Regel kostengünstiger und überzeugen auch performancemäßig. Was spricht da eigentlich noch für aktive Strategien?

Carsten Kutschera: Grundsätzlich geht es nicht um die Frage, ob passive oder aktive Strategien. Vielmehr handelt es sich dabei um zwei parallel nutzbare Optionen für Investoren, und die Mehrheit setzt auch je nach Anlageklasse gleichzeitig auf passive und aktive Fonds. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Es mag eine Menge Argumente geben, die gegen aktiv gemanagte Fonds sprechen, auch was die Performance betrifft. Dennoch hat es der Großteil unserer Fonds über verschiedene Zeiträume geschafft, ihre Benchmarks zu schlagen. Das kommt auch nicht von ungefähr. Bei T. Rowe Price arbeiten allein mehr als 170 Aktienanalysten, die jeweils auf bestimmte Sektoren spezialisiert sind. Ihr wirtschaftlicher Erfolg hängt zu einem großen Teil davon ab, ob unsere Fondsmanager ihren Aktienempfehlungen tatsächlich folgen und mit diesen auch ein Mehrwert für Investoren generiert wird. Dazu kommt die Erfahrung der Fondsmanager. Sie sind bei uns im Durchschnitt über 17 Jahre im Haus bzw. weisen 23 Jahre Erfahrung in der Investmentbranche auf. 

Börsen-Kurier: Aber müssen Anleger dafür nicht vergleichsweise viel zahlen?

Kutschera: Nicht zwangsläufig. Das unterscheidet sich von Anbieter zu Anbieter. Grundsätzlich wollen Anleger für die von ihnen bezahlten Gebühren etwas geboten bekommen. Wir sind zwar kein Diskonter, ich glaube aber, dass
wir dennoch eine sehr vernünftige und faire Gebührenstruktur aufweisen – beispielsweise werden zugunsten der Investoren bei kleineren Fonds die Kosten oberhalb der Management Fee begrenzt, später jedoch, bei größeren Fondsvolumina, auf die tatsächlichen Kosten reduziert.  Bei größeren Anlagesummen kommt eine transparente Gebührenstaffel zum Einsatz und zuletzt waren sämtliche Gesamtkostenquoten unserer Ucits-Fonds günstiger als der Durchschnitt der jeweiligen Peer-Group.

Börsen-Kurier: Bietet T. Rowe Price eigentlich passive Produkte an?

Kutschera: Nein, wir sind zu 100 % überzeugte aktive Investoren und werden diesen Fokus auch beibehalten. Das bedeutet aber nicht, dass wir nicht anerkennen, dass der Einsatz passiver Strategien sinnvoll sein kann. Im Falle weniger effizienter Anlageklassen wie beispielsweise Small-Cap-Aktien sind Investoren dagegen eher dazu bereit auf aktive Manager zu setzen. Wir glauben, dass ein von einer langfristigen Ausrichtung und fundamentaler Analyse getriebener aktiver Ansatz Mehrwert für Investoren generieren kann.

Börsen-Kurier: Auch in einer späten Phase eines Aktienzyklus in der wir uns derzeit zweifellos befinden?

Kutschera: Durchaus. Allerdings – wie unser Investmentteam sagen würde – ist es wichtig zu verstehen, dass ein Zyklus nicht an seiner Dauer oder „an Altersschwäche“ stirbt. Solange die Zinsen niedrig sind, dürfte das Umfeld für Aktien insgesamt positiv bleiben. Wir halten es ferner für gut möglich, dass die Bewertungsunterschiede innerhalb von bzw. zwischen den Sektoren zunehmen werden, was guten aktiven Managern mehr Möglichkeiten eröffnet. Insgesamt ist unser Investmentteam vorsichtig optimistisch, was die zukünftige Entwicklung an den Börsen betrifft.

Börsen-Kurier: Und was sind ihre Pläne für Österreich?

Kutschera: Wir betreuen den österreichischen Markt von unserem Frankfurter Büro aus. Beide Länder sind für uns Kernmärkte und der Fokus lag bislang auf professionellen Anlegern. Wir haben einen langen Atem und der bisherige Erfolg lässt uns optimistisch in die Zukunft blicken. In den nächsten zwölf Monaten werden wir die eine oder andere neue Strategie auf den Markt bringen, die im Fondsmantel auch in Österreich zum Vertrieb zugelassen sein werden.


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