Mit Anleihen auf Aktien setzen
Gutes aus beiden Welten? Aktienanleihen für Seitwärtsmärkte.
Manfred Kainz. Sind Aktienanleihen die „besseren Aktien“? Zumindest sind sie eine Anlagealternative. Im Gespräch mit dem Börsen-Kurier sagt Heiko Geiger von der Bank Vontobel Europe AG, warum. Der Head Public Distribution Europe des international tätigen Schweizer Vermögensmanagers erklärt die Charakteristika, Chancen und Risken von Aktienanleihen so: Eine Aktienanleihe ist eine Inhaberschuldverschreibung des Emittenten. Daher müssen sich Anleger des Emittentenrisikos bewusst sein. Das heißt, bei Zahlungsunfähigkeit des Emittenten droht Geldverlust. Dafür liegt die Kuponzahlung in der Regel deutlich über dem Marktzins. Und die Kuponzahlung erfolgt in jedem Fall und ist unabhängig von der Kursentwicklung des zugrundeliegenden Aktien-Basiswertes. Im Gegensatz zu reinen Aktien verzichtet der Anleger bei Aktienanleihen auf etwaige Dividenden aus dem Basiswert.
Die Rückzahlung von Aktienanleihen erfolgt entweder zu 100 % des Nennbetrages oder durch eine vorher festgelegte Stückzahl an Aktien (bzw. einen Barausgleich bei Indizes und Aktien in Fremdwährungen). Die Aktienlieferung bzw. ein Barausgleich erfolgt dann, wenn der Kurs der zugrundeliegenden Aktie am Laufzeitende unter dem in den Emissionsbedingungen festgelegten Basispreis notiert.
Welches Chance-Risiko-Profil?
In diesem Fall erleidet der Anleger in der Regel einen ökonomischen Verlust. Unabhängig von einem solchen Szenario bieten Aktienanleihen attraktive, über dem Marktzinsniveau liegende Kupons als regelmäßige Zinserträge, so Geiger. Daher seien besonders in Seitwärtsphasen von Aktienmärkten überdurchschnittliche Renditen mit Aktienanleihen möglich. Ein tiefer Basispreis unter dem Referenzkurs und/oder der Kupon können als Kurspuffer dienen. Und sie sind etwas für Anleger, die einen „überschaubaren“ (in der Regel sechs bis zwölf Monate) Anlagehorizont im Portfolio abbilden wollen.
Dem gegenüber steht, dass bei negativer Entwicklung der zugrunde liegenden Aktie auch bei der Aktienanleihe Verluste entstehen können. Und ihr Gewinn ist auf die Höhe des Kupons begrenzt. Und auch Anleihen-Produkte sind während ihrer Laufzeit Markteinflüssen, wie der Entwicklung des Basiswertes, der Volatilität und Zinsschwankungen ausgesetzt.
Für welche Anleger?
Aktienanleihen sind für Anleger, die in erster Linie stagnierende oder seitwärts tendierende Aktienmärkte erwarten, aber auf Kursrücksetzer oder begrenzte Kursgewinne nicht ausschließen. Denn sie erhalten unabhängig von der Entwicklung des Basiswertes einen Zinskupon.
Aktienanleihen werden auch oft als „Aktienersatz“ für Dividendentitel genutzt, da der Kupon bei vergleichbarem Basiswert deutlich über der Dividendenrendite liegt. Durch die Wahl des Basispreises können Anleger die Produktauswahl gemäß ihrem individuellen Chance/Risikoprofil definieren bzw. analog zur Markterwartung eine eher defensive oder auch offensive Marktpositionierung wählen.
Für welche Strategien?
Außerdem könne man mit Aktienanleihen verschiedenen Anlagestrategien folgen: Erstens, eine Buy & Hold-Strategie, denn man könne ja eine Aktienanleihe auswählen, deren Parameter das Chance/Risikoprofil des Anlegers widerspiegelt. Aktienanleihen sind ein „statisches Investment“, wenn sie bis zur Fälligkeit gehalten werden. In dem Fall kauft der Anleger die Aktienanleihe sozusagen als „Aktienersatz“.
Steht Risikooptimierung im Vordergrund, soll der Abstand des Aktienkurses zum Basiswertkurs gleich bleiben. Wenn die Aktie stärker steigt/fällt als erwartet, wird die Aktienanleihe „gerollt“, das heißt eine dynamische Anpassung des Basispreises anhand des Marktumfeldes und der Risikobereitschaft ist möglich: Der Anleger verkauft die Aktienanleihe und „rollt“ gewissermaßen in eine neue Aktienanleihe, deren Basispreis auf dem neuen Marktniveau den gleichen prozentualen Abstand zum Referenzkurs hat wie das Vorgängerprodukt.
Heißt die Anlagestratege hingegen „Stückzinsen als Renditequelle“, können Anleger sehr weit „aus dem Geld“ notierende Aktienanleihen mit sehr hohen Kupons kaufen, so Geiger. Bei Anlegern sehr beliebt sind Indexanleihen auf den Euro Stoxx 50 mit wenig Stückzinsen, die aufgrund einer kurzfristigen, starken Marktkorrektur und anschließender technischer Bodenbildung deutlich unter 100 % notieren. Anleger setzen hier zum einen auf eine Erholung des Basiswertes (Performance durch Kursgewinne) und zum anderen auf die Generierung von hohen Stückzinsen.
Foto: Vontobel