Trends für 2020: Wachstumschancen in Afrika

Potential für überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum statt Instabilität und Korruption.

Malek Bou-Diab. Mit Afrika assoziieren Investoren häufig politische Instabilität und hohe Korruption. Doch der Kontinent birgt das Potential für überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum. Zudem sollte in einer Zeit, in der Löhne weltweit stagnieren und die Nachfrage sinkt, auch die Konsumkraft dieser weltweit am stärksten wachsenden Bevölkerungsgruppe in das Blickfeld der Investoren rücken.

China hat das enorme Wachstumspotential Afrikas bereits für sich entdeckt und investiert stark in die afrikanische Infrastruktur, um den Handel mit dem Kontinent auszubauen. So gewinnt Afrika zunehmende Bedeutung für China als Handelspartner. Anstatt über Entwicklungshilfe fördert China Afrika über Investitionen und verfolgt dabei einen pragmatisch kommerziellen Win-win-Ansatz.

40 % der afrikanischen Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt. Die Chinesen haben die Konsumkraft der Afrikaner wohl kalkuliert. Wird die chinesische Förderung von den lokalen Behörden gut gemanagt, kann dies zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum führen.

Laut einer Studie von McKinsey steht das Wachstum des realen Bruttoinlandproduktes in hoher Korrelation zum Grad der Urbanisierung. Die Bildung von städtischen Zentren ist also die Voraussetzung für künftiges Wirtschaftswachstum und Produktivitätssteigerungen. Aktuell steigt die Urbanisierungsrate der Region Subsahara weltweit am schnellsten an.

Baustelle Elektrizität und Industrialisierung
Dennoch hat Afrika mit einigen wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen. Auf dem Kontinent haben gerademal 45 bis 50 % der Bevölkerung Zugang zu Elektrizität. Das ist die tiefste Rate im weltweiten Vergleich. Eine adäquate Infrastruktur würde dem Kontinent zu schnellerer Industrialisierung, tieferen Produktionskosten und mehr Wettbewerbsfähigkeit verhelfen. Zur Erschließung des wirtschaftlichen Potenzials müssen Behörden deshalb stabile und vorteilhafte Rahmenbedingungen schaffen. Doch es gibt Fortschritte zu verzeichnen.

Vorbilder Marokko und Ägypten
El Sewedy Electric (ISIN: EGS3G0Z1C014) ist ein Beispiel für die erfolgreichen Restrukturierungsmaßnahmen in Ägypten. Das Unternehmen erhielt den Zuschlag für materielle Stromproduktions- und -verteilprojekte in dem Land. Zum erfolgreichen Projektabschluss gelangte El Sewedy gemeinsam mit Siemens. Es zählt zu den weltweit wettbewerbsfähigsten Unternehmen in seinem Sektor.

Marokko befindet sich auf dem besten Weg ein bedeutender Hafen-Hub für Europa, Afrika und Amerika zu werden. Der Containerumschlag an den Häfen von Casa-blanca und Agadir wuchs zwischen 2015 und 2018 um mehr als 30 %. Marsa Maroc (MA0000012312) ist das Unternehmen, das hinter diesen Entwicklungen steht. Mit seinem erfolgreichen Börsengang 2016 demonstriert der Hauptbetreiber von Häfen in Marokko, die Absichten Marokkos sich als zentrale Handelsdrehscheibe zu etablieren.

Fazit: Geduld zahlt sich aus
Um es auf den Punkt zu bringen, Geduld ist gefragt. Aus Investitionssicht lohnt es sich, langfristig in Afrika zu investieren, um von dem enormen Wachstumspotential des Kontinents zu profitieren.

Die Diversifikation weg von Rohstoffen hin zu einer Erhöhung des Anteils an produzierten Gütern und Dienstleistungen würde nicht nur den intra-afrikanischen Handel ankurbeln, sondern wäre generell ein mächtiger Hebel für weiteres Wachstum. Das Ziel sollte sein, unter normalen Marktbedingungen eine mit den etablierten Schwellenländern vergleichbare Rendite zu generieren. Zusätzliches Alpha steckt in der Reformbereitschaft der einzelnen Regierungen: kommt der Transformationsprozess in Gang, ist das Aufwärtspotenzial groß. Anleger sollten jedoch über einen mehrjährigen Anlagehorizont verfügen.

Autor Malek Bou-Diab ist Portfolio Manager des Bellevue BB African Opportunities Fonds

Foto: Pixabay / brunoheron