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Anlagen mit Aussichten beim „Bildungs-KickOff 2020“ der Finanzdienstleister.

Manfred Kainz. Spätestens seit die neue EU-Kommission den billionenschweren „Green Deal“ ausgerufen hat und unsere junge Regierung grüne Investitionen forcieren will, ist es endgültig angekommen: Nachhaltig anlegen ist der Trend der Gegenwart und Zukunft. Naheliegend also, dass das Thema ESG-Kriterien (Environmental, Social & Good Governance) auch auf der Agenda des großen „Bildungs-KickOff 2020“ der Finanzdienstleister stand. Sind doch Vermögensberater und Wertpapiervermittler nahezu täglich im Beratungsbedarf mit Fragen wie „Nachhaltig investieren – aber wie?“ konfrontiert. Denn Anleger wollen ja nicht nur Gutes tun, sondern auch Ertrag generieren.

Die Frage, die sich also stellt, ist: Muss man weniger Rendite akzeptieren, wenn man nachhaltig investiert? Antwort: Nein, Studien und Beispiele weisen sogar auf das Gegenteil hin. So zeigen zwischen 2004 und 2018 ausgeführte Studien zur Performance von rund 11.000 Investmentfonds, dass nachhaltige Fonds herkömmlichen Fonds in puncto Rendite in nichts nachstehen und sogar ein niedrigeres Verlustrisiko aufweisen.

Diese aggregierte Evidenz aus mehr als 2.000 empirischen Untersuchungen zu ESG und finanzieller Performance fasste Eva Cairns von Aberdeen Standard Investments zusammen. Und auch der globale Index- und Analyseprodukte-Anbieter MSCI Inc. kommt zu dem Schluss: Es ist möglich, systematische Strategien zu nutzen, die sowohl die ESG-Bewertungen verbessern als auch eine globale Benchmark übertreffen. Man muss also Rendite nicht aufgeben um nachhaltig zu investieren, im Gegenteil, so Cairns.

„Man kann Nachhaltigkeit auch anders definieren: Das Unternehmen muss verantwortungsbewusst denken“, näherte sich Dieter Wimmer von der global stock-pickenden Aktienfondsgesellschaft Comgest dem Thema von einer anderen Seite an. Seine „Philosophie des verantwortlichen Investierens“ zeitigt Erfolg: So ist die globale Aktienstrategie seines Hauses laut Bloomberg 90 % weniger kohlenstoffintensiv als der MSCI AC World Index, die paneuropäische Aktienstrategie immer-hin um 81 % weniger CO2-intensiv als der MSCI Europe. Nachhaltig anlegen heiße „Engagement haben“, also mit den Aktiengesellschaften reden, wenn was nicht passt. Dazu müsse man aber dort Aktionär sein und in den HVs sagen: „Ich habe Geld bei euch und will …“ Auch entsprechende Stimmrechtsausübung sei ESG-Engagement. Wimmers Überzeugung weiters: Aktieninvestoren sollten „wie Eigentümer denken, daher ist ein langfristiger Zeithorizont unabdingbar“.

Eine „Alternative zu Aktien“, nämlich Aktienanleihen, stellte Heiko Geiger von der Vontobel-Gruppe beim Bildungs-KickOff vor. Die seien eines der flexibelsten Instrumente in der Anlagewelt mit einem breiten Spektrum an Einsatzvielfalt, etwa für Buy & hold“-Strategien. Bei Aktienanleihen handelt es sich um Inhaberschuldverschreibungen des Emittenten. Die Kuponzahlung liege in der Regel deutlich über dem Marktzins, so Geiger. Die Kuponzahlung erfolge in jedem Fall und ist unabhängig von der Aktienkursentwicklung. Dafür verzichtet der Anleger auf allfällige Dividenden und sonstige Ausschüttungen aus dem Basiswert. Die Rückzahlung erfolgt entweder zu 100 % des Nennbetrages oder durch eine vorher festgelegte Stückzahl an Aktien bzw. einen Barausgleich. Diese Aktienlieferung bzw. ein
Barausgleich wird dann erfolgen, wenn – so das Verlustrisiko – der Kurs der zugrundeliegenden Aktie am Laufzeitende unter dem in den Emissionsbedingungen festgelegten Basispreis liegt.

Fotos: Fachverband Finanzdienstleister / Fotograf Wieser