Steigendes Interesse an Wertpapieren vernommen

Forderungen von Industriellen Vereinigung und Aktienforum: Financial Literacy stärken, Kapitalmarkt attraktivieren.

Rudolf Preyer. Was bringt es, wenn man sich zwar dafür interessiert – aber nicht weiß, wie … Die Rede ist davon, dass zwar mehr Österreicher grundsätzlich interessiert wären, Wertpapiere zu kaufen – aber nicht wissen wie. Wie dieses Manko zu beheben wäre? – damit befassten sich das Aktienforum und die Industriellenvereinigung (IV): Anlass zu diesen Überlegungen gab die aktuelle – vom Aktienforum beauftragte – Umfrage der „Peter Hajek Public Opinion Strategies“.

Bei identem Studien-Design verdreifachte sich das Interesse der Landsleute am Wertpapierkauf seit dem Jahr 2016: Waren es vor fünf Jahren nur 7 % der Befragten, die Interesse an Wertpapieren anmeldeten, ist es heute schon jeder Vierte. Allerdings – und das ist ein Wermutstropfen: Man traut sich dann doch nicht drüber. Das „gefühlte mangelhafte Wissen über den Kapitalmarkt“, fehlendes Vermögen, sowie verschiedene Formen der Angst vor Verlusten wurden von Peter Hajek in einer gemeinsamen Pressekonferenz als die größten Hindernisse genannt.

„Stiefkind Finanzbildung“
Um die Drastik bzw. das Potential gleichermaßen vor Augen zu führen, verwies IV-Generalsekretär Christoph Neumayer auf Untersuchungen hinsichtlich der Kapitaleinkünfte beim Alterseinkommen. Demnach liegen diese im OECD-Durchschnitt bei 18,4 %, in Österreich aber nur bei 5,8 %. In der Schweiz bewegen sich die entsprechenden Werte jenseits der 40 %, in Deutschland immerhin bei rund 16 %.

In seiner Funktion als Präsident des Aktienforums laufe er, Robert Ottel, schon zehn Jahre „den Marathon“ – und plötzlich habe man „ein Ziel vor Augen. Endlich!“ Angesichts entsprechender Maßnahmen im Regierungsprogramm ortet Ottel gar eine „offensive Kapitalmarktpolitik“. Dies betreffe vor allem die „Beseitigung von kosten- und personalintensiven Bürokratiebremsklötzen, die steuerliche Förderung von Veranlagungen zur privaten Pensionsvorsorge und eine große Offensive beim Thema Finanzbildung von Jung bis Alt.“

Apropos Finanzbildung: Im Fach „Geographie und Wirtschaftskunde“ sei die Wirtschaft leider allzu oft nur das Stiefkind, so Neumayer. Wirtschafts- und Finanzbildung gehöre jedenfalls als Teil der Grundbildung „schon viel früher als derzeit“ unterrichtet, im Lehramts-Studium müsse man das ökonomische Wissen der angehenden Lehrer stärken, generell gehöre Wirtschaft fächerübergreifend unterrichtet. Ottel brachte außerdem den Vorschlag, beim nächstmöglichen PISA-Test auch das „OECD Financial Literacy Tool“ abzufragen – dann ließe sich auch die Effektivität der gesetzten Maßnahmen überprüfen.

Bankberater, Freunde, Medien
Die Österreicher, da sind sich Neumayer und Ottel einig, würden die Chancen des Kapitalmarktes vermehrt nutzen – auch punkto Vermögensaufbau und damit einhergehend einer vernünftigen Pensionsvorsorge -, wenn es etwa auch eine Steuerfreiheit für angesparte Vermögen bis 150.000 € gebe. Diese Dimension entspreche internationalem Vorbild.

Überdies wird die Wiedereinführung der sogenannten „Spekulationsfrist“ angedacht: Dann könnte man Aktien nach einer gewissen Haltedauer (Ottel: nach einem Jahr?) steuerfrei verkaufen. Diesem Vorschlag kann sich im Übrigen auch Christoph Boschan, der Chef der Wiener Börse, anschließen.

Hajek resümierte die Umfrageergebnisse: Zu einem Aktienkauf ließen sich die Befragten überreden, wenn sie „zumindest mehr als 20.000 €“ auf ihrem Bankkonto hätten. Und überzeugen ließen sie sich „am ehesten vom Bankberater, gefolgt von guten Freunden und Medien“, und: kaum überraschend – „am wenigsten von Politikern“.

Auf dem Bild v.l.: IV-Generalsekretär Christoph Neumayer, Aktienforum-Präsident Robert Ottel und Forscher Peter Hajek bei Präsentation der Studie im Haus der Industrie

Foto: Industriellenvereinigung