Bankensektor für Schocks gerüstet
Einschätzung von Internationalem Währungsfonds und Nationalbank.
Manfred Kainz. „Österreichs Bankensektor ist resilient gegenüber Schocks, auch gegenüber schweren makrofinanziellen Schocks.“ Das meinte der Vizegouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Gottfried Haber, und nahm dafür Bezug auf die jüngste Überprüfung des heimischen Finanzsektors durch den Internationalen Währungsfonds (IWF). Diese Prüfung lief unter dem Titel „Financial Stability Assessment Program (FSAP) 2019“. Habers Kernbotschaft dazu: Es gebe Stabilität in unserem Finanzsektor. Denn im Verhältnis zu den unmittelbaren Bedrohungen würden unseren Banken über recht hohe Kapitalpuffer verfügen. Selbst nach Schlagendwerden von makroökonomischen Schocks und Marktrisiken würden Eigenkapitalquoten noch immer über den Mindesterfordernissen liegen – auch wenn die meisten Banken auf ihre „Kapitalerhaltungspuffer“ zurückgreifen müssten. Etwaige starke Mittelabflüsse könnte der Austro-Bankensektor angesichts seines hohen Liquiditätsdeckungspotenzials“ und seiner „soliden Einlagenbasis“ gut verkraften. Die „Liquiditätsverbünde“ der verschiedenen Bankensektoren würden den Liquiditätsausgleich unter ihren Mitgliedern gewährleisten und so zu Finanzstabilität beitragen.
Wenig Exposure
Aus aktuellem Anlass wies Haber darauf hin, dass das Exposure Österreichischer Banken in China und Italien nur im Kommabereich liege. Die Geschäftstätigkeit sei vielmehr stark auf die CESEE-Märkte, also auf Zentral-, Ost- und Südosteuropa, konzentriert; dort würden 42 % der Profite der Austrobanken generiert.
Bessere Daten?
Was bei dem Financial Stability Assessment durch den IWF aber schon auch herauskam: Die Behörden bräuchten bessere Daten mit höherer „Granularität“, also höherem Verdichtungsgrad, zu Unternehmens- und Immobilienkrediten, sowie zu den CESEE-Exposures. Es müsse „weiterer Maßnahmen seitens der Behörden“ bedürfen, um Datenlücken in Bezug auf Immobilien- und Firmenkredite zu schließen, und um den Meldeumfang und den Detailierungsgrad von CESEE-Daten zu verbessern. Und angesichts der Geldwäscherisiken brauche es „zusätzliche Bemühungen“ im Bereich der Finanzkonzernaufsicht und eine bessere Abstimmung zwischen der Bankenaufsicht und den für Geldwäscheprävention zuständigen Stellen.
Mehr Geld?
Außerdem seien „adäquate Ressourcen“ sicherzustellen, um das Stresstestsystem und die Makro-Regulierung weiter ausbauen zu können. Im Übrigen müsse auch die Versicherungsaufsicht „entsprechend dotiert“ werden., damit das Solvency-II-Aufsichtsregime, die Überwachung des Marktverhaltens, sowie das Sanierungs- und Abwicklungssystem kontinuierlich verbessert werden können.
Wenn mit „Ressourcen und Dotierung“ mehr öffentliche Gelder für die Aufsicht der Finanzsektoren gemeint sind, so wird das angesichts der aktuellen budgetären Herausforderungen, um nicht zu sagen angesichts des „Stresstests“ für den Staatshaushalt aus der Corona-Krise, wohl weder einfach noch rasch gehen können.
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