Experten: Wiener Immobilienpreise steigen 2020 weiter
Wien hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr zu einem „teuren“ Pflaster entwickelt und die Preise steigen weiter.
Patrick Baldia. Am Wiener Immobilienmarkt entwickelten sich die Preise in den letzten Jahren nur in eine Richtung: Nach oben. Laut Raiffeisen Research sei seit 2009 nur in wenigen anderen europäischen Immobilienmärkten – konkret: Estland und Schweden – der Preisanstieg deutlicher ausgefallen. Wie Chefanalyst Peter Brezinschek erklärt, spiegele sich darin auch ein gewisser „Nachholeffekt“ nach zuvor vielen Jahren stagnierender Immobilienpreise wider. Betrachte man etwa nur die vergangenen fünf Jahre, belege Österreich mit einem realen Anstieg von 21 % „nur“ einen Platz im europäischen Mittelfeld. Ungarn verzeichnete dagegen ein Plus von 70 %.
Für die saftigen Preisanstiege am Wiener Immobilienmarkt waren vor allem zwei Faktoren verantwortlich: das niedrige Zinsniveau und das Bevölkerungswachstum. Vor allem Letzteres hat in den vergangenen Jahren die Nachfrage angeheizt. Laut Matthias Reith, Ökonom bei Raiffeisen Research, sollten die Preise in der Bundeshauptstadt auch in den nächsten Jahren steigen. Dafür spreche die Mischung aus niedrigem Zinsniveau sowie anhaltenden – wenngleich etwas nachlassendem – Bevölkerungswachstum. „Verglichen mit den Vorjahren ist jedoch mit einer etwas gemächlicheren Gangart zu rechnen“, meint der Experte.
Die Wiener RE/MAX Experten gehen 2020 von einer Entspannung bei Angebot und Nachfrage in der Bundeshauptstadt aus. So soll die Nachfrage um 2,9 % zulegen und damit geringer als zuletzt. Das Angebots-Plus sei mit 1,5 % wiederum höher als im Vorjahr. Dennoch werde mit +4,1 % insgesamt ein höherer Preisanstieg erwartet. In Top-Lagen sollen die Preise für Eigentumswohnungen um +5,2 % zulegen. Am Stadtrand sei ein Plus von 2,7 % (Vorjahr: +2,3 %) zu erwarten.
Wiener Hotspots mit Preisfantasie
Für Immobilienkäufer stellen sich vor allem zwei Fragen: Wo finden sich in Wien noch Schnäppchen und wo ist das Preisentwicklungspotenzial am größten? Letzteres macht René Fürntrath, Leiter Liegenschaftsbewertung und Investment bei Raiffeisen Immobilien NÖ/Wien/Burgenland, in erster Linie außerhalb des Gürtels aus. Innerhalb des Gürtels würde das bereits hohe Kaufpreisniveau keine allzu großen Sprünge mehr zulassen. „Die Preisfantasie wohnt vor allem in Regionen, in denen öffentliche Verkehrsinfrastruktur ausgebaut wurde bzw. in Vierteln, in denen Nachverdichtungsflächen gegeben sind“, sagt er. Diese Hotspots wären vor allem auch für Immobilienanleger interessant: Denn angesichts moderaterer Kaufpreise wären außerhalb des Gürtels auch attraktivere Renditen zu lukrieren.
Zu den aktuellen „Hotspots“ zählt Fürntrath Lagen entlang der U-Bahnen und an der Alten Donau im 22. Bezirk, am Spitz und an der Alten Donau im 21. Bezirk sowie um den ehemaligen Nordbahnhof im 2. Wiener Gemeindebezirk. Dazu kommen noch Erdberg Town Town und Umgebung im 3. Bezirk sowie Lagen rund um den neuen Hauptbahnhof im 10. Bezirk.
Mit Angebotspreisen für Neubauwohnungen zwischen 4.009 und 4.719 Euro pro Quadratmeter gehört Wien-Favoriten gemeinsam mit Hernals, Penzing, Rudolfsheim-Fünfhaus und Simmering aktuell zu den günstigsten Wiener Bezirken. Etwas mehr – sprich zwischen 4.719 und 5.272 Euro – kostet der Quadratmeter in Meidling, der Donaustadt und Liesing. Die billigsten Bestandswohnungen finden sich wiederum in den Bezirken 10,11,12, 14 und 23 – konkret muss dort für den Quadratmeter zwischen 3.089 und 3.201 E auf den Tisch gelegt werden.
Was die Wohnungsgröße betrifft, sehen die Experten von Raiffeisen Immobilien einen klaren Trend: Kleinere Wohnungen mit Wohnflächen zwischen 30 und 45 m2. Diese Größen wären aufgrund der niedrigeren Gesamtmieten bzw. Kaufpreise sehr gefragt. „Nicht mehr die Fläche ist für Mieter das wichtigste Kriterium, sondern die Nutzbarkeit und Funktionalität. Selten genutzte Flächen werden bei Bedarf einfach zugemietet“, so Fürntrath. Langfristig soll dieser Trend noch an Dynamik gewinnen. Laut Statistik Austria wird der Anteil der Wiener Einpersonenhaushalte bis 2080 bei 48 % liegen.
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