Berühmte Locken unter dem Hammer

Haare waren in Zeiten vor der Fotografie ein sehr beliebtes Sammlerstück.

Lea Schweinegger. Was haben Ludwig van Beethovens (1770 bis 1827) Haare mit zeitgenössischen Auktionen zu tun? Mehr, als man sich vorzustellen vermag. Denn es sind nicht nur die Notensätze und andere Gegenstände des weltberühmten Komponisten, die wohlhabende Sammler immer wieder in die Auktionshäuser locken. Auch seine Haare finden ihr Publikum.

Das erste Mal in den 1990er-Jahren: Zwei US-amerikanische Beethoven-Liebhaber ersteigerten in London eine Strähne des Meisters. Laut Auktionshaus sollen die beiden „Fans“ 582 feine graue Haare des Komponisten ersteigert haben, und zwar um einen aus heutiger Sicht lächerlichen Preis von nur 4.000 Euro. Abgeschnitten wurden diese der Überlieferung nach von Ferdinand von Hiller, der selbst Komponist und Dirigent war. Geschehen ist dies angeblich am Tag nach Beethovens Tod. Die Haare soll er danach in einem kleinen schwarzen Medaillon aufbewahrt haben.

Über den Sohn Hillers sollen diese Haare nach Dänemark gelangt und einem Arzt verkauft worden sein. Ein späterer Nachfahre des Arztes schließlich ließ Beethovens Haare über ein Londoner Auktionshaus versteigern. Und so gelangte die Locke letztendlich in die Hände von Beethoven-Liebhabern in den USA.

39.000 Euro für eine Haarsträhne
Im Sommer des Vorjahres gab es eine weitere Kuriosität um die legendäre Beethoven-Mähne. Für die stolze Summe von 39.000 Euro (der Schätzwert lag bei 17.000 Euro) kam eine weitere kleine dunkelbraune bis graue Haarsträhne im Londoner Auktionshaus Sotheby‘s unter den Hammer. Diese soll sich der große Komponist vor rund 200 Jahren allerdings selbst abgeschnitten und seinem Freund Anton Halm gegeben haben. Der österreichische Komponist Halm hatte angeblich um eine Locke gebeten, da seine Frau eine große Verehrerin Beethovens gewesen sein soll.

Übrigens: Die Versteigerung einer Haarlocke von Wolfgang Amadeus Mozart im Jahr 2015 ebenfalls bei Sotheby‘s in London brachte knapp 50.000 Euro ein. Für Sammler von Objekten „großer Söhne“ scheint es sich demnach zu lohnen, auch Haare zu ersteigern. Unser Tipp mit einem Augenzwinkern: Lieber gleich noch lebende Künstler um eine Locke ersuchen!

Dorotheum versteigerte Schreiben
Abseits seines Kopfhaares sind aber auch andere Utensilien aus Beethovens Umfeld begehrt: Im Dorotheum kam im Jahr 2015

etwa ein persönlich gehaltenes und biographisch hochbedeutendes Entschuldigungsschreiben an Gräfin Maria Eleonora Fuchs um 70.000 E unter den Hammer – der Rufpreis lag bei 34.000 Euro.

Corona-Virus durchkreuzt das Beethovenjahr in Wien
Das Leben und Werk Ludwig van Beethovens ist bekanntlich untrennbar mit Wien verbunden, wo er auch starb. Der Ort Wien-Heiligenstadt hatte auf besondere Weise mit Beethovens Schicksal zu tun, weil er hier Besserung für sein immer stärker werdendes Gehörleiden suchte. Deshalb befindet sich auch das Beethoven Museum (als eigenständiger Standort des Wien Museums) dort, in einem Gebäude, in dem der Komponist einst gearbeitet hatte. „Ich bin auf‘m Land, und lebe ein wenig faul, um aber hernach wieder desto – thäthiger zu leben …“, schrieb der Meister an seinen Verleger Hoffmeister & Kühnel in Leipzig. Heiligenstadt war im frühen 19. Jahrhundert noch eine selbständige Weinhauerortschaft. Seine Aufenthalte dort wiederholten sich mehrmals, da ihm sein Arzt einen Rückzug aus Wien verordnet hatte, um sich außerhalb vom Lärm der Großstadt zu erholen.

Da die Museen laut Bundesregierung voraussichtlich ab Mitte Mai wieder öffnen können, bleibt zu hoffen, dass auch das Beethoven Museum wieder zugänglich für Besucher werden wird. Interessant: Hier entstanden auch die „Sturm-Sonate“ und erste Skizzen zur späteren 3. Symphonie, der „Eroica“.

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