Corona-Krise beschert Sonderkonjunktur

Die auf digitale Lösungen für den Gesundheitssektor spezialisierte CompuGroup steht vor Wachstumsschub.

Stefan Riedel, München. Einen positiven Effekt für die Gesundheitsversorgung bringt die Corona-Epidemie bereits mit sich: Der digitale Datenaustausch beschleunigt sich. Ein Nutznießer ist die im MDAX gelistete CompuGroup Medical (ISIN: DE0005437305). Das Unternehmen mit Sitz in Koblenz stattet Arztpraxen, Spitäler, Apotheken und Krankenkassen mit Software und Online-Informationssystemen aus. Die Einsatzbereiche sind vielseitig und reichen vom Austausch medizinischer Daten über internetbasierte Abrechnungsdienste bis zur Organisation interner Abläufe.

Mit ihrer „Clickdoc“-Videosprechstunde für Ärzte, Physiotherapeuten, Hebammen und Apotheken betreibt die Compugroup in diesen Tagen Werbung in eigener Sache. Das Produkt kann für die Zeit der Corona-Krise kostenlos bezogen werden. Mehr als 55.000 Registrierungen wurden seit März – nach Stand Osterwochenende – verzeichnet, 200.000 Videosprechstunden finden zurzeit wöchentlich statt. In der Zwischenzeit gebe es das Angebot zusätzlich für Krankenhäuser und Apotheken sowie in weiteren Ländern wie Italien, Frankreich, den Niederlanden und den USA.

Bei Investoren gefragt
Dem Aktienkurs der Firma gibt dieser Erfolg Auftrieb. Nach einem Kursrutsch in der ersten Phase des Corona-Crashs nimmt die Aktie wieder das bisherige Jahreshoch bei 69,60 Euro in Angriff. Fünf der sechs Analysten, die Compugroup covern, empfehlen die Aktie zum Kauf und nennen das krisenfeste Geschäftsmodell als eines der Hauptargumente. Die finanziellen Risiken durch die Pandemie, so Charlotte Friedrichs von der Berenberg Bank, hielten sich angesichts 60 % wiederkehrender Umsätze in Grenzen.

Dazu kommen neue Einnahmequellen, denn bereits vor Ausbruch der Corona-Krise hat das Unternehmen die Weichen gestellt, um das Umsatz- und Gewinnwachstum nach dem Durchhänger vom Vorjahr wieder zu beschleunigen. Über ein Abkommen mit dem US-Marktführer Cerner (US15678 21046) sichert sich CompuGroup für 225 Mio Euro das Geschäft mit der Krankenhaussoftware von Cerner in Deutschland und Spanien. Bereits im Dezember hatte CompuGroup für 79 Mio Euro die französische Firma Epsilog übernommen, die auf digitale Lösungen für Physiotherapeuten spezialisiert ist.

Positives Geschäftsjahr 2019, Optimistischer Ausblick
Beim Zahlenwerk für 2019 hat CompuGroup mit einem Umsatz von 746 Mio Euro und einem Konzernergebnis von 178 Mio Euro auf EBITDA-Basis das obere Ende seiner Vorgaben erreicht. 2020 erwartet das Management Erlöse zwischen 765 und 815 Mio€. Das bereinigte EBITDA soll sich zwischen 195 und 215 Mio Euro bewegen. Angesichts der aktuell boomenden Nachfrage könnte am Ende noch mehr drin sein – was der Aktie trotz des optisch hohen 2021er-KGVs von 25 weiteren Spielraum nach oben gibt.

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