COVID-19-Stimmungstest: Austro-AGs reagieren besonnen und professionell.
Die konsequente Umsetzung der Vorschriften hat dazu geführt, dass Österreich ab sofort wieder nach vorne blicken kann.
Patrick Baldia. Wie gehen Unternehmen mit den Auswirkungen und Herausforderungen der COVID-19-Pandemie um, mit welchen ersten Maßnahmen haben sie bislang darauf reagiert und was erwarten sie von der Zukunft? Diese brandaktuellen Fragen standen im Mittelpunkt der Institutional Investor Conference der Raiffeisen Centrobank (RCB), die in der vergangenen Woche stattfand – allerdings in einem anderen Rahmen als in den Vorjahren: Anstatt in Zürs am Arlberg zusammenzukommen, tauschten sich die teilnehmenden 53 Unternehmen aus Österreich, Osteuropa und Russland in digitaler Form – sprich in Conference Calls – mit den Investoren aus.
Der Andrang war jedenfalls enorm. „Rund 800 Call-Anfragen – unter anderem von Pensionsfonds, Fonds und Versicherungen – sind bei uns eingegangen“, berichtet Bernd Maurer, Chefanalyst der RCB, im Gespräch mit dem Börsen-Kurier. Stark vertreten waren wie in den Vorjahren Firmen, die an der Wiener Börse notieren. Dazu zählten unter anderem Agrana, AT&S, CA Immo, Erste Group, FACC, Flughafen Wien, Immofinanz, OMV, Österreichische Post, Lenzing, Palfinger, SBO und Telekom Austria.
„Von der Coronakrise ist jedes Unternehmen irgendwie betroffen“, so Maurer weiter. Wie stark das der Fall sei, hänge von der jeweiligen Branche ab. So wären manche – wie etwa die Luftfahrt- und Tourismusindustrie – mit einem völligen Shutdown konfrontiert. Für andere – wie Bauunternehmen – sei die derzeitige Situation hingegen deutlich weniger dramatisch. Eine Rolle spiele naturgemäß auch die Zyklizität der einzelnen Branchen. Zum Beispiel sei der Telekommunikationssektor traditionellerweise defensiver. Für Maurer ist er sogar noch widerstandsfähiger als während der Krise 2008/09. Im Technologiesektor – allen voran im Software-Bereich – sei sogar ein Silberstreifen am Horizont auszumachen. Nachsatz Maurer: „Die Player profitieren hier – zumindest teilweise – von der aktuellen Situation.“
„Klar ist, dass die Maßnahmen der Regierungen dramatische wirtschaftliche Auswirkungen haben werden“, so der RCB-Chefanalyst unmissverständlich. Die Unternehmen würden insgesamt nicht eine V-förmige Erholung, sondern eine längerfristige bzw. graduelle erwarten. Für all jene mit geringer Umsatz-Sensitivität sei die Kostenstruktur entscheidend. Hier gelte: Je höher der Fixkostenblock, desto größer werde der Ergebniseffekt sein. Die Frage sei nun, wie lange die restriktiven Maßnahmen dauern bzw. wie schnell die Annäherung an die Normalität gelinge. Die Visibilität sei jedenfalls hier wie da sehr gering.
Neue Strategien wurden laut Bernd Maurer noch nicht kommuniziert. „Dafür ist es auch zu früh. Schließlich kam der Corona-Shutdown vor drei Wochen wie ein Schock und die Unternehmen waren seitdem in erster Linie damit beschäftigt ihr Geschäft im Krisenmodus am Laufen zu halten“, sagt er. Viele würden jedenfalls Kurzarbeit in Anspruch nehmen. Dass es künftig auch zu Kündigungen kommen werde, dürfe niemand überraschen. Schließlich werde es – zumindest im zweiten Quartal 2020 – zu einem drastischen Wirtschaftseinbruch kommen.
Trotz des Ernstes der Lage macht vor allem eines Hoffnung: Wie Maurer unterstreicht, sei die Stimmung unter den Unternehmen weder pessimistisch noch sehr schlecht. „Unternehmen analysieren die Situation, notwendige Reaktionen und die genauen Implikationen.“ Die genauen Auswirkungen wären zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht vollends quantifizierbar.
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