Mit Eigenkapital gegen die Krise

Die Wien Holding will Wiener Unternehmen mit einer Beteiligung durch die Krise helfen.

Manfred Kainz. Kann man der Corona-Krise wirtschaftspolitisch gesehen irgendetwas Positives abgewinnen? Wohl kaum. Was die Unternehmensfinanzierung betrifft, so wird die Fremdkapitallastigkeit der Betriebe massiv zunehmen. Denn auch das Maßnahmenpaket der Bundesregierung setzt ja stark auf neue – staatlich geförderte bzw. garantierte – Kredite. Und sogar Rudolf Kinsky, geschäftsführender Präsident der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO), meint, dass in der Covid-19-Krise das Land insbesondere für das volkswirtschaftlich wichtige Segment der Startup-Unternehmen kurzfristig schnelle Hilfe in Form von staatlichen Garantieprogrammen sowie Überbrückungskrediten braucht. Insbesondere dann, wenn die Wirtschaft wieder anläuft, werde aber auch mehr privates Eigenkapital gebraucht werden. Dieses Kapital kann und sollte nicht mit Steuergeldern finanziert werden, sondern aus privaten Quellen – wie institutionellen und privaten Investoren – aufgebracht werden, mahnt die AVCO ergänzend ein.

Neue Beteiligungen
So gesehen ist es positiv zu bewerten, dass die Stadt Wien gerade den Weg über Eigenkapital geht. Dazu ist in der Wien Holding unter dem Titel „StolzaufWien BeteiligungsGmbH“ eine eigene Gesellschaft in Gründung, die den Zweck hat, sich temporär an Unternehmen am Standort Wien zu beteiligen, deren Existenz aufgrund der Corona-Krise gefährdet ist. Mittels solcher Beteiligungen bekommen hilfebenötigende Firmen Eigenkapital zur Verfügung gestellt.

Und das sind die quantitativen und qualitativen Kriterien der Eigenkapitalinvestments: Pro betreffendem Unternehmen wird eine Beteiligung durch die „StolzaufWien BeteiligungsGmbH“ auf maximal 1 Mio Euro bzw. maximal 20 % Gesellschafteranteile pro Unternehmen begrenzt. Und zeitlich befristet: Nach spätestens sieben Jahren werden diese Beteiligungen wieder verkauft. Zu Beginn der Beteiligung wird auch das klare Ausstiegsszenario für beide Seite festgelegt. Ähnlich gehen ja auch Private-Equity-Gesellschaften vor.

Zielgruppe
Die Details und Procederes werden von städtischen und externen Experten erarbeitet. Die Betragsbeschränkung signalisiert, dass die Zielgruppe KMU adressiert werden soll. Und zwar Wiener Unternehmen, die aufgrund der Corona-Krise einen kurzfristigen Finanzmittelbedarf haben, aber „langfristig auf eine positive Zukunftsprognose bauen können“, so Finanzstadtrat Peter Hanke. Unternehmen, die für eine Beteiligung in Frage kommen, müssen auch ein „starker Teil der Wiener Identität sein“, eine entsprechende „Relevanz über Wien hinaus“ vorweisen können, eine hohe volkswirtschaftliche Bedeutung für vor- bzw. nachgelagerte Sektoren, Branchen und Unternehmen haben sowie eine relevante Anzahl an Arbeitsplätzen sichern, lauten weitere Kriterien.

Entscheider
Die Beteiligungen sollen zu „marktüblichen Investitionsbedingungen“ und unter Einhaltung sämtlicher rechtlicher Rahmenbedingungen vor allem auch in Sachen Beihilfenrecht erfolgen. Die Entscheidung darüber, an welchen Unternehmen eine Beteiligung erfolgen soll, wird von einem hochkarätigen Expertenausschuss genehmigt. Und da sind nun prominente Namen an Bord: Ex-Banker und Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky und Investor Josef Taus werden gemeinsam mit dem Wiener Finanzdirektor Dietmar Griebler die Expertenjury bilden, die die Unternehmen auswählt.

Kapitalgeber
Das Kapitalvolumen der Beteiligungsgesellschaft soll vorerst rund 50 Mio Euro betragen. Davon kommen 20 Mio Euro von der Stadt Wien und als weitere Kapitalgeber haben sich die Wirtschaftskammer Wien sowie private Investorenpartner committet, die die weiteren 30 Mio Euro, also den größeren Teil, aufbringen sollen. So ist etwa die Erste Bank einer der privaten Partner; CEO Peter Bosek hat sich positiv über diese Form der Wirtschaftshilfe geäußert. Operativ laufen soll das Ganze ab Mitte Mai.

Foto: Pixabay  / Capri23auto