Nur begrenztes Renditepotenzial

In der Biotech- und Pharmabranche bleiben langfristige Wachstumstrends spannend. Ein Gastkommentar Dr. Daniel Koller von BB Biotech.

Daniel Koller. Die Coronavirus-Pandemie schockt mit ihren gesundheitlichen und ökonomischen Auswirkungen die Finanzmärkte. Weltweit richtet sich der Blick auf die Unternehmen, die an Diagnostika, Arzneien und Impfstoffen arbeiten, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Gelingt hier in den nächsten Monaten ein Durchbruch, lassen sich neuerliche massive Verwerfungen, welche eine wahrscheinliche zweite Infektionswelle verursachen würde, größtenteils eindämmen.

Virenblocker

Aus der Vielzahl von Medikamenten und prophylaktischen Impfstoffen heben sich einige Protagonisten ab. Bei den antiviralen Therapien zur Akutbehandlung wird Gilead Sciences (ISIN: US3755581036) in Kürze zulassungsrelevante klinische Daten präsentieren. Der Wirkstoff Remdesivir unterbindet den Replikationsprozess der Viren. Eine komplette Heilung lässt sich nicht erzielen, wohl aber eine deutliche Reduzierung der Virenlast und damit ein milderer Krankheitsverlauf. Die Ergebnisse von zwei größeren Studien aus China werden in diesen Tagen auch erwartet. Spätestens im Mai folgen die klinischen Resultate von Studien in den USA.

Regeneron Pharma (US75886F1 075) und Vir Therapeutics gelten als führende Vertreter bei der passiven Immunisierung. Rekombinant produzierte Antikörper sollen dabei die Viren neutralisieren. Allerdings können die klinischen Tests frühestens im Sommer beginnen.

Impfstoffe

Einen langfristigen Schutz vor einer Infektion mit Covid-19 ermöglicht nur die aktive Immunisierung. Die Pharmakonzerne Johnson & Johnson (US4781601046), Glaxo-SmithKline (GB0009252882) und Sanofi (FR0000120578) arbeiten an herkömmlichen Vakzinen. Weil diese Verfahren langsamer verlaufen, ist hier eine Zulassung in frühestens zwölf bis 18 Monaten zu erwarten. Die US-Biotechfirma Moderna (US60770K1079) verfolgt mit ihrem mRNA-basierten Impfstoff einen neuen genetischen Ansatz und könnte hier schneller den Durchbruch schaffen. Die gesunden Menschen injizierte mRNA soll ausgewählte virale Proteine produzieren und eine Immunantwort auf diese Virenproteine auslösen.

Andere Biotechfirmen wie CureVac, BionTech (US09075V1026) und Translation Bio befinden sich mit ihren Vakzinen auf der Basis von mRNA-Technologien noch in der präklinischen Entwicklung. Moderna hat dagegen bereits im März mit klinischen Tests an gesunden Probanden begonnen. Entwickeln sich Antikörper gegen das Coronavirus, wird im Sommer eine breiter angelegte Wirksamkeitsstudie folgen. Im Idealfall liegen die Studienergebnisse im vierten Quartal 2020 vor und bilden die Basis für eine schnelle Zulassung. Risikogruppen könnten dann bei einer eventuellen zweiten Infektionswelle zeitnah geimpft werden. Moderna wäre in der Lage, innerhalb der nächsten sechs bis zwölf Monate 100 Mio Dosen zu liefern.

Zukunftstechnologien

BB Biotech (CH0038389992) ist seit 2018 in Moderna investiert, weil wir vom Erfolg der mRNA-Technologieplattform als Ganzes überzeugt sind. Die anderen laufenden Projekte gegen Covid-19 sind für BB Biotech kein Anlass, in diese Firmen zu investieren. Nach unserer Einschätzung werden viele Biotechfirmen mit spezifischen Produkten gegen das Coronavirus kaum nachhaltig rentable Geschäftsmodelle realisieren. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die Corona-Therapien wegen des gesellschaftlichen Drucks mehr oder weniger zu Herstellungskosten verkauft werden müssen.

Der Fokus von BB Biotech liegt weiterhin auf jungen Technologien, welche die Medikamentenentwicklung in Zukunft prägen werden. So haben wir in unserem Beteiligungsportfolio Positionen in fünf Firmen aufgebaut, die mit RNA-basierten Technologien unterwegs sind und mit ersten Produktzulassungen erfolgreich waren. Ein weiterer Schwerpunkt sind Gentherapien gegen seltene erblich bedingte Erkrankungen. Für unser Portfolio versprechen dabei kleinere und mittelgroße Firmen das größte Wertsteigerungspotenzial.

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